In der Hauptstadt der Republik Italien haben sich Tausende Menschen, 
wie viele genau ist zur Zeit schwer abzuschätzen, vor den 
Regierungsgebäuden versammelt, um gegen die Nomenklatura des Landes und 
die hinter den Kulissen organisierten zweite Amtszeit von Giorgio 
Napolitano als Präsident zu protestieren. Nach der präzedenzlosen Farce 
der über drei Tage andauernden Wahl des Präsidenten (Chronologie Donnerstag, Freitag, Samstag)
 – die zum ersten Wahl in der Geschichte Italiens seit dem Faschismus 
mit einer zweiten siebenjährigen Amtszeit des amtierenden Präsidenten 
der Republik endete, des 87-jährigen Giorgio Napolitano von der 
“Demokratischen Partei” P.D. – hatte der Gründer der Fünf Sterne 
Bewegung, Beppe Grillo, von einem Staatsstreich durch vier Männer 
gesprochen: Napolitano, den Generalsekretär der P.D. Pier Luigi Bersani,
 Silvio Berlusconi und dem von Napolitano als Regierungsleiter 
eingesetzten Banker Mario Monti. Diese hatten sich vor der erneuten 
Aufstellung Napolitanos im sechsten Wahlgang in der Nacht auf Samstag 
abgesprochen.
Als dies bekannt geworden und die erneute Wahl Napolitanos bereits 
absehbar war, hatte Beppe Grillo spontan angekündigt nach Rom zu reisen 
und zu einer Volksversammlung
 vor den Regierungsgebäuden in Rom aufgerufen. Bezeichnenderweise nannte
 das ausgerechnet Silvio Berlusconi, der seine Karriere als 
Witzeerzähler auf Kreuzfahrtschiffen begann, “lustigen Faschismus” und 
verglich Grillos Aufruf zum Protest in Rom damit indirekt mit dem vom 
späteren Diktator Benito Mussolini angekündigten “Marsch auf Rom”
 in 1922, dem sich die gesamte damalige Nomenklatura seinerzeit nicht 
widersetzte, sondern im Gegenteil zum Sturz der Monarchie und der 
Machtergreifung des Faschismus beitrug. Alle etablierten Medien, auch in
 Deutschland, nahmen diesen Vergleich Berlusconis dankbar auf.
Bereits nach der beispiellosen “Wiederwahl” Napolitanos hatten sich 
wütende Italiener – nicht nur Anhänger der MoVimento 5 Stelle, wie die 
italienische Nachrichtenagentur Ansa
 ausdrücklich vermerkte – spontan vor dem Parlamentsgebäude eingefunden,
 hatten ihre darin befindlichen hohen Herren und Damen auf das Wüsteste 
beschimpft und immer wieder den Namen des von der Basis der Fünf Sterne 
Bewegung demokratisch gewählten ehemaligen Vizepräsident der 
Abgeordnetenkammer Stefano Rodota gerufen, der seinerzeit in den 80er 
Jahren für die Kommunistische Partei und die P.D.-Vorläuferpartei P.D.S.
 ins Parlament eingezogen war.
Zur Zeit ist die Lage in Rom unübersichtlich. Zwei Livestreams – auf repubblica.it und corriere.it – sind auch in Deutschland zu erreichen.Informationen auch unter #TuttiaRoma (Alle nach Rom) auf Twitter.
Die autosuggestive Realitätsverweigerung der Nomenklatura auch in 
Deutschland, der etablierten Kasten und Gilden in “Parteienlandschaft” 
und Presse, die sich effektiv weigert über die Entwicklung in Italien zu
 berichten, wird nicht haltbar sein. Die erleichterte Reaktion der 
Präsidenten des “europäischen”Vorbildparlaments in Strasbourg, Martin Schulz, sowie der E.U.-Kommission, José Manuel Barroso,
 spricht Bände über die von etablierten Kräften organisierte 
“Wiederwahl” Napolitanos. Er gilt in Italien als Garant der von der 
Berliner Regierung vorgegebenen Agenda “Finanzmarktstabilität über 
alles”.
Die Republik Italien, ehemals Gründungsmitglied der westeuropäischen 
Wirtschaftsgemeinschaft, die 1992 in “Europäische Gemeinschaft” 
umbenannt und mit Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags Ende 2009 
aufgelöst wurde, ist in Bewegung.
Und wohin die Reise geht wird das Staatsvolk der Republik entscheiden. Der Republik Italien.
 

 
 
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