Völkerrechte,  je nach Gusto
Unter der Überschrift:  “Welches
 Völkerrecht darf es denn heute sein?” bringt “sueddeutsche.de” einen 
Kommentar, in dem erstmals seit Beginn der Ukraine-Krise nicht einfach 
nur die unverschämte westliche, von den USA vorgegebene Version 
nachgebetet wird, hier:
http://www.sueddeutsche.de/politik/krim-krise-welches-voelkerrecht-darfs-denn-heute-sein-1.1917885
 Da heisst es unter anderem: 
“… in letzter Konsequenz akzeptieren 
wir damit Folgendes: Gegen das Völkerrecht zu verstoßen, darf von den 
Staaten grundsätzlich als legitimes Verhalten erwogen werden. Im Kosovo 
war es aus Sicht des Westens gerechtfertigt, aus russischer Sicht nicht.
 Auf der Krim ist es aus westlicher Sicht illegitim, Putin aber behauptet, es sei angemessen und viele Russen glauben ihm das.
Ost und West nehmen also grundsätzlich 
für sich in Anspruch, jeweils über die Deutungshoheit darüber zu 
verfügen, wann es angemessen ist, das Völkerrecht zu brechen und wann 
nicht. Wie das Urteil in Bezug auf das eigene Verhalten und das von 
anderen jeweils ausfällt, kann sich jeder selbst ausmalen. Und dass die 
Verhältnisse meist nicht ganz so eindeutig sind, wie es dargestellt 
wird, zeigt das Beispiel des Kosovo.”
Und: 
“Konkret in Bezug auf die Krim sollten 
sich Kiew und der Westen stattdessen die Frage stellen, ob ihre Politik 
während und nach dem Sturz der Regierung richtig war. Ob es nicht 
vernünftig gewesen wäre, anders mit dem Wunsch vieler Bewohner der 
Halbinsel, sich Russland anzuschließen, umzugehen, als ihn einfach für illegitim zu erklären.”
Und:
“Der Westen sollte Wladimir Put
in nicht
 verteufeln, sondern sein Verhalten in der Ukraine-Krise zu verstehen 
versuchen. Kein russischer Präsident würde geduldig dabei zusehen, wie 
eine eindeutig antirussische Regierung in Kiew versucht, die Ukraine in 
Richtung Nato zu führen.”
Der Autor lehnt einen Vergleich der 
Fälle Kosovo und Krim grundsätzlich ab, kann aber nicht klar machen, was
 diesen Vergleich unmöglich machen soll. 
Schon damals, als der Kosovo, Teil des 
in Auflösung begriffenen Jugoslawiens und Teil des Rest-Jugoslawiens, 
das sich Serbien nennt, mit Gewalt von NATO-Truppen von Serbien getrennt
 und etwas später als souveräner Staat ausgerufen wurde, hat der 
Schreiber dieser Zeilen gewarnt:
“Bis zu
 jenem Zeitpunkt in den Jahren 1991/92 nämlich war das internationale 
Recht klar und wurde von allen Staaten auf der Welt anerkannt und 
eingehalten: Die nach dem ersten und dann später dem zweiten Weltkrieg 
und der Entkolonialisierung festgelegten Grenzen und Staatsgebiete sind 
SACROSANCT, unantastbar, unwiderruflich.
Obwohl es in vielen Ländern 
Revisions-Begehren gab, davon eine Anzahl extrem berechtigt, wurden 
keine Ausnahmen gemacht. Man denke nur an die absurden Staatsgebilde, 
die sich in Afrika bildeten und keinerlei Stammes- und Volksgrenzen 
respektierten. Man denke nur an die Kurden, die bereits feste Zusagen 
auf einen eigenen Staat hatten und dann „vergessen“ wurden und bis heute
 als Fremdkörper in vier verschiedenen Ländern leben müssen, immer neue 
Ursache von Konflikten.
Nur wenn der Staat selbst zugestand, 
eine Abspaltung oder ein Übergang in einen anderen Staat könne mit einer
 Volksabstimmung geschehen, wurde dies geduldet, wie im Falle des 
Saarlands, das an Deutschland ging oder im Fall der Tschechoslowakei, 
die sich in die Tschechische und Slowakische Republik aufspaltete.
Warum solch strenge Regeln? Weil sonst 
die Büchse der Pandora geöffnet wird und jeder Hinterhof seinen eigenen 
Staat aufmachen will. Wenn erst einmal Ausnahmen gemacht werden, wird 
die Separatitis ausbrechen und jeder Ex-Stamm wird seinen eigenen Staat 
haben wollen, ganz zu schweigen von den Unterabteilungen der Ex-Stämme. 
Wenn man diese Tür öffnet, dann wird bald nicht nur Oberbayern, sondern 
auch Niederbayern einen eigenen Staat haben wollen – symbolisch 
gesprochen.
Und doch, genau dies trat ein: Unter 
Führung der deutschen Bundesregierung Kohl und mit persönlicher 
Verantwortung des Aussenministers Genscher beschloss die EU 1991/1992, 
im Fall Jugoslawien eine Ausnahmen zu machen und die Separation der 
Teilrepubliken durch Anerkennung der wesentlichen Staaten der EU zu 
unterstützen. Innerhalb von kurzer Zeit hatten Slovenien, Kroatien, und 
Bosnien-Herzegowina Volksabstimmungen durchgeführt, ihren eigenen Staat 
gegründet und waren durch die EU anerkannt worden (Später folgten – ohne
 Kriege – auch Mazedonien und Montenegro). Am 25.Januar 1992 erkannte 
die EU (damals noch EG) Slowenien und Kroatien an, am 6. April des 
gleichen Jahres die Unabhängigkeit von Bosnien-Herzegowina.
Die Büchse der Pandora war geöffnet worden
 und jahrelange Kriege zwischen Serbien, das sich weiterhin (völlig 
berechtigt) als jugoslawischer Gesamtstaat ansah und den Teilprovinzen 
waren die 
Folge.
Ein weiteres Mal war die deutsche 
Regierung hauptverantwortlich für Kriege in Europa. Hauptgrund war der 
jugoslawische Präsident Milosevic, der sich einfach nicht dem „Westen“ 
und der EU unterordnen wollte.
Man versuchte dann, um von diesen 
Tatsachen abzulenken, die Serben als die Bösewichte darzustellen, die 
einzigen, die in den Kriegen nach ethnischen Kriterien Massaker und 
Massenvergewaltigungen begingen und Konzentrationslager einrichteten und
 als Hauptbösewicht den rechtmässig gewählten jugoslawischen Präsidenten
 Milosevic. In Wirklichkeit wurden `ethnische Säuberungen` und 
Massenvergewaltigungen von allen Kriegsparteien durchgeführt, die 
Bosnier brachten es sogar ferig, sich die Dienste von Osama Bin Laden zu
 sichern, um Terrorakte gegen Gegner durchzuführen, wie beim Prozess 
gegen Milosevic in Den Haag herauskam (eine Zeugin berichtete dort, sie 
habe Bin Laden zusammen mit dem US-Beauftragten ins Büro des damaligen 
bosnischen Präsidenten Izetbegovic gehen sehen; damals hatte die 
US-Regierung keinerlei Probleme, sichtbar mit Osama Bin Laden 
zusammenzuarbeiten).
Schliesslich liess man dann, als man 
Milosevic immer noch nicht hatte ablösen können, auch noch die 
faschistischen albanischen Truppen in den Kosovo einmarschieren, 
bescheinigte der Reaktion von Milosevic darauf, eine Agression zu sein, 
bombardierte Serbien in die Steinzeit zurück und hatte sich mit dem 
Kosovo nun ein weiteres Problem aufgeladen.
Es musste bis 2008 dauern, bis man nun 
zum zweien Mal die Büchse der Pandora öffnete, damit auch alle merken, 
sie ist offen: Man erkannte auf Druck der albanischen Faschisten eine 
formale Unabhängigkeitserklärung des Kosovo an, obwohl alle vernünftig 
denkenden Menschen auf der Welt, darunter die spanische und griechische 
Regierung, davon dringend abrieten – aus oben genannten Gründen.
Die russische Regierung warnte in 
dramatischen Worten, dies nicht zu tun und erinnerte an die Fälle von 
Süd-Ossetien, Abchasien, Transnistrien, Berg-Karabach und weitere, aber 
man nahm diese zukünftigen Kriege billigend in Kauf oder wollte sie 
sogar.“
Es ist klar, um was es in Wirklichkeit 
geht: Um die völlige Einkreisung Russlands durch die NATO und damit um 
die Vorbereitung des dritten Weltkriegs. Und sagen Sie dann nicht, es 
hätte keine Warnungen gegeben. 
 
 
 
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