Nach
Jahren amerikanischer Drohungen unternimmt der Iran derzeit Schritte,
die darauf hindeuten, dass das Land willens und in der Lage ist, die
Straße von Hormus zu blockieren. Am 24. Dezember 2011 begann der Iran
sein umfangreiches Seemanöver Velayat 90. Das Manövergebiet umfasste die
Straße von Hormus und erstreckte sich darüber hinaus vom Persischen
Golf und dem Golf von Oman bis zum Golf von Aden und dem Arabischen
Meer.
Seit Beginn dieses Manövers hat der »Krieg der Worte« zwischen Washington und Teheran an Schärfe zugenommen. Aber keine Äußerung oder Maßnahme der Regierung Obama und des Verteidigungsministeriums hat Teheran bisher davon abgeschreckt, seine Marineübungen fortzusetzen.
Die geopolitischen Verhältnisse der Straße von Hormus
Einmal abgesehen davon, dass diese Meeresenge ein lebenswichtiger Transportweg für die weltweite Versorgung mit Energierohstoffen und damit ein strategisches Nadelöhr von immenser Bedeutung ist, sollten zwei weitere Aspekte im Zusammenhang mit der Straße von Hormus und ihrer Beziehung zum Iran angesprochen werden. Der erste betrifft die geografischen Verhältnisse
der Straße von Hormus, und der
zweite hat mit der Rolle des Irans in der Mitverwaltung dieser
strategisch wichtigen Meeresenge in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht
und den Rechten, die sich aus der Souveränität des Iran ergeben, zu tun.
Der Schiffsverkehr durch die
Straße von Hormus erfolgte immer in Kontakt und Absprache mit der
iranischen Marine, die sich vorwiegend aus der regulären iranischen
Kriegsmarine und den Einheiten der iranischen Revolutionsgarden
zusammensetzt. Die eigentliche Überwachung und Regelung der Durchfahrt
erfolgt durch die iranische Marine in Zusammenarbeit mit Einheiten der
Marine des Sultanats Oman, die von der omanischen Enklave Musandam aus
operieren. Von noch größerer Bedeutung ist allerdings, dass der gesamte
Schiffsverkehr durch die Straße von Hormus, einschließlich der Passage
amerikanischer Kriegsschiffe, durch iranische Hoheitsgewässer verläuft.
Praktisch alle Schiffe, die in den Persischen Golf hineinfahren wollen,
müssen iranische Gewässer, und die meisten der Schiffe, die den
Persischen Golf verlassen wollen, Hoheitsgewässer Omans durchqueren.
Der Iran hat ausländischen
Schiffen bisher nach dem Grundsatz von Treu und Glauben und entsprechend
den Bestimmungen des Dritten Teils der Seerechtskonvention der
Vereinten Nationen die Durchfahrt gestattet. In dieser Konvention ist
festgelegt, dass Schiffe die Straße von Hormus und vergleichbare
Gewässer ungehindert durchqueren dürfen, sofern sie sich auf zügiger und
ununterbrochener Fahrt zwischen einem Seehafen und dem offenen Meer
befinden. Auch wenn Teheran im Allgemeinen dieser internationalen
Seerechtspraxis folgt, ist das Land rechtlich nicht an die Konvention
gebunden, weil der Iran, ebenso wie die USA, den Vertrag zwar
unterzeichnet, aber nicht ratifiziert hat.
Amerikanisch-iranische Spannungen im Persischen Golf
Im Zuge der jüngsten Entwicklungen ist das iranische Parlament derzeit dabei, die Nutzung iranischer Küstengewässer in der Straße von Hormus durch ausländische Schiffe neu zu bewerten. So wurde ein Gesetzesvorschlag eingebracht, der ausländischen Kriegsschiffen die Durchfahrt durch iranische Hoheitsgewässer in der Straße von Hormus ohne ausdrückliche iranische Genehmigung generell verbietet. Der sicherheitspolitische und der außenpolitische Ausschuss des iranischen Parlaments erarbeiten derzeit Gesetzesvorschläge, die die offizielle iranische Position festlegen, die sich vor allem an den strategischen und sicherheitspolitischen Interessen des Landes ausrichtet.[1]
Am 30. Dezember durchfuhr der
amerikanische Flugzeugträger USS John C. Stennis das Gebiet, in dem der
Iran seine Marinemanöver abhielt. Der Kommandeur der regulären
iranischen Armee, Generalmajor Ataollah Salehi, riet der USS John C.
Stennis und anderen amerikanischen Schiffen dringend, während der
Manöver nicht wieder in den Persischen Golf zurückzukehren, und fügte
warnend hinzu, der Iran neige nicht dazu, eine Warnung zu
wiederholen.[2] Kurz nach dieser deutlichen Botschaft an die Adresse der
USA erklärte der Pressesprecher des Verteidigungsministeriums: »Niemand
in der Regierung sucht die Konfrontation [mit dem Iran] im Zusammenhang
mit der Straße von Hormus. Es ist jetzt wichtig, die Lage zu
entspannen.«[3]
Ein realistisches Szenario eines
militärischen Konflikts mit dem Iran könnte von amerikanischer Seite
sehr wohl vorsehen, dass amerikanische Flugzeugträger von außerhalb des
Persischen Golfes und aus südlicheren Regionen des Golfes von Oman und
des Arabischen Meeres aus operieren. Solange die Raketensysteme, die
Washington in den Erdöl-Scheichtümern der Südregion des Persischen
Golfes gegenwärtig aufbaut, noch nicht einsatzbereit sind, ist der
Einsatz großer amerikanischer Kriegsschiffe im Persischen Golf
unwahrscheinlich. Die Gründe hierfür liegen in den geografischen
Verhältnissen der Region und den militärischen Verteidigungsfähigkeiten
des Iran.
Die geografischen Verhältnisse schränken die Stärke der amerikanischen Marine ein
Die amerikanische Marine, zu der die amerikanische Kriegsmarine selbst und die amerikanische Küstenwache gehören, ist an Stärke allen anderen Marinen und Marineeinheiten weltweit überlegen. Ihre Hochsee- oder ozeanischen Fähigkeiten und Kapazitäten sind beispiellos und werden von keiner anderen Marine erreicht. Aber diese Überlegenheit ist nicht gleichbedeutend mit Unbesiegbarkeit. In der Straße von Hormus und dem Persischen Golf ist die amerikanische Marine trotz aller Stärke verwundbar.
Die amerikanische Marine, zu der die amerikanische Kriegsmarine selbst und die amerikanische Küstenwache gehören, ist an Stärke allen anderen Marinen und Marineeinheiten weltweit überlegen. Ihre Hochsee- oder ozeanischen Fähigkeiten und Kapazitäten sind beispiellos und werden von keiner anderen Marine erreicht. Aber diese Überlegenheit ist nicht gleichbedeutend mit Unbesiegbarkeit. In der Straße von Hormus und dem Persischen Golf ist die amerikanische Marine trotz aller Stärke verwundbar.
Trotz ihrer Macht und ihrer
schieren Stärke wirken sich die geografischen Verhältnisse der Straße
von Hormus und des Persischen Golfes auf die amerikanischen
Marineeinheiten nachteilig aus. Die relative Enge des Persischen Golfes
lässt ihn zumindest aus strategischer und militärischer Sicht wie einen
Kanal erscheinen. Bildlich gesprochen sind die amerikanischen
Flugzeugträger und Kriegsschiffe in engen Gewässern gefangen oder in den
Küstengewässern des Persischen Golfes eingeschlossen (siehe Karte
oben).
Und hier kommen die modernen
iranischen Raketensysteme ins Spiel. Das iranische Raketen- und
Torpedoarsenal würde mit den amerikanischen Schiffen, die in den engen
Gewässern des Persischen Golfes über keinen großen Manövrierraum
verfügen, kurzen Prozess machen. Aus diesem Grund arbeiten die USA seit
einigen Jahren in den Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) hektisch
am Aufbau eines Raketenabwehrschildes.
Auch die kleinen [aber extrem
schnellen und wendigen] iranischen Patrouillenboote im Persischen Golf,
die verglichen mit der überwältigenden Größe eines amerikanischen
Flugzeugträgers oder Zerstörers mickrig und vernachlässigbar erscheinen,
stellen eine Bedrohung für die amerikanischen Schiffe dar. Denn der
äußere Anschein täuscht: Diese iranischen Patrouillenboote können leicht
große Mengen von Raketen abfeuern, die an den großen amerikanischen
Kriegsschiffen erhebliche Schäden anrichten und sie sogar versenken
können. Zudem sind diese kleinen Speedboote kaum aufzuspüren und daher
nur schwer zu bekämpfen.
Darüber hinaus könnten die
iranischen Streitkräfte die amerikanischen Marineeinheiten auch mit
Raketen von den nördlich gelegenen Küstengebieten des Persischen Golfes
aus angreifen. Bereits 2008 bestätigte das in Washington ansässige
Institute for Near East Studies (Nahost-Institut) die Bedrohung, die von
den mobilen Raketenbatterien an der Küste, den Seezielraketen und den
kleinen mit Raketen [und Torpedos] bestückten Schiffen ausgehe.[4] Aber
es könnten auch noch andere iranische Waffensysteme wie Drohnen,
Luftkissenfahrzeuge, Seeminen, Kampftaucher und Mini-Unterseeboote in
einem asymmetrischen Seekrieg gegen die Fünfte US-Flotte zum Einsatz
kommen.
Auch die Kriegssimulationen des
Pentagon selbst haben offengelegt, dass ein Krieg gegen den Iran im
Persischen Golf für die USA und ihr Militär zum Desaster werden könnte.
Ein gutes Beispiel dafür ist das Kriegsszenario Millenium Challenge 2002
(MC02), das im Persischen Golf spielte und vom 24. Juli bis 15. August
2002 durchgeführt wurde. Diese Mammutübung gehört zu den umfangreichsten
und teuersten Kriegsszenarien, die das Pentagon jemals durchspielte.
Millenium Challenge 2002 fand kurz nach der Entscheidung des Pentagons
statt, den Impuls, der durch den Krieg in Afghanistan ausgelöst wurde,
zu nutzen und weitere kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Irak,
Somalia, dem Sudan, Libyen, dem Libanon und Syrien vorzubereiten. Nach
diesen Planungen sollte den USA dann am Ende der Iran wie eine reife
Frucht in einer großangelegten Militäroperation in die Hände fallen, um
so die Vorherrschaft Amerikas im gerade angebrochenen neuen Jahrtausend
sicherzustellen.
Nach der Beendigung von
Millenium Challenge 2002 wurde dieses Kriegsszenario offiziell als
Simulation eines Krieges gegen den Irak unter der Herrschaft Saddam
Husseins präsentiert, tatsächlich aber richteten sich diese und andere
Kriegssimulationen gegen den Iran.[5] Die USA hatte bereits damit
begonnen, konkrete Planungen und Vorbereitungen für den sich anbahnenden
anglo-amerikanischen Einmarsch in den Irak vorzunehmen. Zudem verfügte
der Iran in keiner Hinsicht über Marinekapazitäten und Fähigkeiten, die
einen entsprechenden [in MC02] vorgesehenen großangelegten Einsatz der
amerikanischen Marine rechtfertigen würden.
Millenium Challenge 2002 diente
dazu, einen Krieg mit dem Iran zu simulieren. Bei dem amerikanischen
Gegner, der den Kodenamen »Red« trug, handelte es sich angeblich um
einen nicht genannten »Schurkenstaat« im Mittleren Osten am Persischen
Golf. Aber auf kein anderes Land als auf den Iran passten die Vorgaben
und Eigenschaften – von den Patrouillenbooten bis zu den
Motorradeinheiten –, die »Red« und dessen Streitkräften zugeschrieben
wurden. Washington veranstaltete genau dieses Kriegsszenario, weil es
einen Angriff auf den Iran vorbereitete, der bald nach dem Einmarsch in
den Irak im Jahr 2003 stattfinden sollte.
DasKriegsszenario 2002 begann
damit, dass die USA (Kodename: »Blue«) im Jahr 2007 dem Iran ein auf
einen Tag befristetes Ultimatum stellten, sich zu ergeben. Das Jahr 2007
entsprach chronologisch den amerikanischen Plänen, den Iran nach dem
israelischen Angriff auf den Libanon 2006, der später entsprechend den
Planungen zu einem großangelegten Krieg gegen Syrien ausgeweitet werden
sollte, anzugreifen. Aber der Krieg gegen den Libanon verlief nicht wie
geplant, und die USA und Israel erkannten, das ein ausgedehnter Krieg
gegen Syrien und den Iran nur katastrophal enden könnte, wenn schon die
Hisbollah im Libanon eine so starke Herausforderung darstellte.
Der Iran würde, entsprechend dem
Szenario von MC02, auf die amerikanische Aggression mit einem massiven
Raketenangriff reagieren, der die USA erheblich unter Druck setzen und
16 amerikanische Kriegsschiffe zerstören würde – einen Flugzeugträger,
zehn Kreuzer und fünf amphibische Schiffe. Schätzungen zufolge wären,
wenn dies in einer realen kriegerischen Auseinandersetzung stattgefunden
hätte, in den ersten Tagen nach dem Angriff mehr als 20.000
amerikanische Soldaten getötet worden.[6]
Als nächste hätte der Iran dann
seine kleinen Patrouillenboote ausgesandt, eben jene Schiffe, die
verglichen mit der USS John C. Stennis und anderen großen amerikanischen
Kriegsschiffen so mickrig ausgesehen hatten, um die noch verbliebenen
Marineeinheiten des Pentagon im Persischen Golf zu überwältigen. Bei
diesen Angriffen wäre der Großteil der Fünften US-Flotte entweder schwer
beschädigt worden oder gesunken, und letztlich wären die USA besiegt
worden. Nach der amerikanischen Niederlage wurde das Kriegsszenario
erneut, aber diesmal unter anderen Voraussetzungen durchgespielt.
Diesmal ging man davon aus, dass »Red« (also der Iran) mit verschiedenen
Problemen, Mängeln und Fehlen zu kämpfen habe, sodass die
amerikanischen Einheiten am Ende als Sieger aus der Übung hervorgehen
würden.[7] Dieses Ergebnis des Kriegsszenarios sollte verschleiern, dass
die USA in einem realen konventionellen Krieg gegen Iran im Persischen
Golf den Kürzeren ziehen würden.
Die eindrucksvolle Stärke und
Kampfkraft der amerikanischen Kriegsmarine kann sich sowohl wegen der
geografischen Verhältnisse als auch aufgrund der iranischen
Verteidigungsfähigkeiten im Falle von Kriegshandlungen im Persischen
Golf oder auch in einem Großteil des Golfs von Oman nicht voll
entfalten. Ohne das offene Meer wie etwa im Indischen oder Pazifischen
Ozean werden die USA mit extrem verkürzten Frühwarnzeiten und damit
Reaktionszeiten zu kämpfen haben und nicht in der Lage sein, aus einer
(militärisch sicheren) Distanz heraus anzugreifen. Damit kann die
amerikanische Marine auf eine Vielzahl ihrer Verteidigungssysteme, die
für den Kampfeinsatz auf offener See unter den Bedingungen großer
Distanz entwickelt wurden, praktisch nicht zurückgreifen.
Soll die Straße von Hormus überflüssig gemacht werden, um den Iran zu schwächen?
Die ganze Welt weiß um die
Bedeutung der Straße von Hormus, und Washington und seinen Verbündeten
ist klar, dass die Iraner die Meeresenge für lange Zeit mit
militärischen Mitteln blockieren können. Aus diesem Grund arbeiten die
USA mit den GCC-Ländern – Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Oman und den
Vereinigten Arabischen Emiraten – daran, das Erdöl aus den GCC-Staaten
unter Umgehung der Straße von Hormus über Pipelines direkt an den
Indischen Ozean, das Rote Meer oder das Mittelmeer zu befördern. Darüber
hinaus drängte Washington auch den Irak, in Gesprächen mit der Türkei,
Jordanien und Saudi-Arabien alternative Transportwege zu suchen.
Sowohl Israel als auch die
Türkei haben an diesem strategischen Projekt großes Interesse. Ankara
führte bereits mit Katar Gespräche über die Errichtung eines
Erdölterminals, über das Erdöl über den Irak in die Türkei transportiert
werden soll. Die türkische Regierung versuchte, den Irak dazu zu
gewinnen, seine im Süden des Landes gelegenen Erdölfelder wie die im
Norden das Landes gelegenen Förderstätten an die durch die Türkei
verlaufenden Transitrouten anzuschließen. Dies alles ist im Zusammenhang
mit den türkischen Plänen zu sehen, sich zu einem Energiekorridor und
wichtigen Dreh- und Angelpunkt des Transits zu entwickeln.
Mit einer erfolgreichen
Verlagerung der Erdöltransportwege weg vom Persischen Golf würde der
Iran ein wesentliches Druckmittel gegenüber Washington und seinen
Verbündeten verlieren, und die Bedeutung der Straße von Hormus
verringerte sich erheblich. Diese Verlagerung könnte aber auch eine
wichtige Voraussetzung für die Vorbereitung und Führung eines von den
USA angeführten Krieges gegen Teheran und dessen Verbündete darstellen.
Vor diesem Hintergrund sind auch
die Abu-Dhabi-Rohölpipeline oder die Hashan-Fudschaira-Erdölpipeline zu
bewerten, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten gefördert werden
und die den Transport des Erdöls durch den Persischen Golf und die
Straße von Hormus umgehen sollen. Die Planungsphase des Vorhabens war
2006 vollendet, die Aufträge wurden 2007 vergeben und im darauf
folgenden Jahr wurde mit dem Bau begonnen.[8] Die Pipeline führt von Abu
Dhabi direkt zum Hafen von Fudschaira an der Küste des Golfes von Oman
im Arabischen Meer.
Damit hätten die Erdölexporte
direkten Zugang zum Indischen Ozean. Dieses Projekt wurde in aller
Offenheit als Mittel zur Sicherung der Energieversorgung präsentiert, da
dadurch die Straße von Hormus umgangen und damit [eine Konfrontation]
mit den iranischen Streitkräften vermieden werden könnte. Zusammen mit
dem Bau dieser Pipeline wurde auch der Bau eines strategischen
Erdöllagers in Fudschaira in Angriff genommen, um im Falle einer
Blockade des Persischen Golfes die Versorgung der internationalen Märkte
mit Erdöl aufrechterhalten zu können.[9]
Neben der »Petroline« (der
saudi-arabischen Ost-West-Pipeline) erwägt Saudi-Arabien auch andere
alternative Transitrouten und bezieht auch die Häfen seiner südlichen
Nachbarn in diese Überlegungen mit ein. Der jemenitische Hafen Mukalla
an der Küste des Golfes von Aden war dabei für Riad von besonderem
Interesse. 2007 berichteten israelische Quellen triumphierend, es sei
ein Pipeline-Projekt in Arbeit, das die saudischen Erdölfelder mit
Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten, mit Maskat in Oman
und auch mit Mukalla im Jemen verbinde. Die Wiedereröffnung der
Irakisch-Saudischen Pipeline (IPSA), die ironischerweise von Saddam
Hussein gebaut worden war, um die Straße von Hormus und den Iran zu
umgehen, war auch Gegenstand von Gesprächen zwischen den Saudis und der
irakischen Regierung in Bagdad.
Sollten Syrien und der Libanon
zu amerikanischen Vasallenstaaten werden, könnte auch die nicht mehr
bestehende Transarabische Pipeline (Tapline) zusammen mit anderen
alternativen Transitrouten von der arabischen Halbinsel über die Levante
bis an die Mittelmeerküste neu errichtet werden. In zeitlicher Hinsicht
würde dies auch in die Pläne Washingtons passen, den Libanon und Syrien
zu überrennen, um den Iran vor einer möglichen Machtprobe mit Teheran
zu isolieren.
Das iranische Marinemanöver
Velayat 90 erfasste in seiner geografischen Ausdehnung den unmittelbaren
Einfahrtsbereich in das Rote Meer im Golf von Aden außerhalb der
jemenitischen Hoheitsgewässer und die Küstenregionen des Golfes von Oman
und der Ostküste der Vereinigten Arabischen Emirate. Dieses Manöver
sollte also auch als deutliches Signal dafür verstanden werden, dass
Teheran bereit ist, auch außerhalb des Persischen Golfes zu operieren,
und sogar in der Lage wäre, die Pipelines anzugreifen, mit denen die
Straße von Hormus als Transportweg überflüssig gemacht werden soll.
Die geografischen Verhältnisse
spielen auch hier dem Iran in die Hände. Eine Umgehung der Straße von
Hormus ändert nichts daran, dass sich die Erdölfelder der GCC-Staaten
zum größten Teil im Persischen Golf oder in der Nähe seiner Küste und
damit in Reichweite des Irans befinden. Ähnlich wie im Falle der
Pipeline Hashan-Fudschaira könnte der Iran auf leichte Weise den
Erdölfluss unterbrechen, indem Teheran dort mit Raketen oder aus der
Luft angreift oder seine Bodentruppen, die Luftwaffen oder seine Marine
und amphibischen Einheiten einsetzt. Es ist nicht unbedingt notwendig,
die Straße von Hormus zu blockieren, wenn man den Transport des Erdöls
verhindern will, was ja im Zentrum der iranischen Drohungen steht.
Der Kalte Krieg zwischen den USA und dem Iran
Washington nutzt bei seiner
Offensive gegen den Iran alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel. Die
Spannung im Zusammenhang mit der Straße von Hormus und dem Persischen
Golf sind nur eine Front in dem gefährlichen regionalen, an vielen
Fronten zwischen Teheran und Washington geführten Kalten Krieg in der
Großregion des Mittleren Ostens. Seit 2001 hat das Pentagon auch die
Streitkräfte umstrukturiert, um nichtkonventionelle Kriege gegen
Feindesländer wie den Iran führen zu können.[10] Aber die geografischen
Verhältnisse der Region arbeiten gegen das Pentagon, und die USA haben
bisher noch keine Lösung für das Dilemma ihrer Marine im Persischen Golf
gefunden. Aber Washington könnte auch [wie bisher schon] auf verdeckte,
wirtschaftliche und diplomatische Kriegsführung gegen den Iran
zurückgreifen, wenn es keinen konventionellen Krieg führen will.
Mahdi Darius Nazemroaya ist ein Soziologe und Schriftsteller aus Ottawa (Kanada), der sich auf den Nahen Osten und Zentralasien spezialisiert hat. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre for Research on Globalization (CRG).
Dieser Artikel erschien unter dem Titel: The Geo-Politics of the Strait of Hormuz: Could the U.S. Navy be defeated by Iran in the Persian Gulf
Quelle: Global Research, Centre for Research on Globalization (CRG) vom 01.08.2012
Anmerkungen
[1] Fars News Agency, Foreign Warships Will Need Iran’s Permission to Pass through Strait of Hormuz, 4. Januar 2012
[2] Fars News Agency, Iran Warns US against Sending Back Aircraft Carrier to Persian Gulf, 4. Januar 2012
[3] Parisa Hafezi, Iran threatens U.S Navy as sanctions hit economy, in: Reuters, 4. Januar 2012
[4] Fariborz Haghshenass, Iran’s Asymmetric Naval Warfare, in: Policy Focus, Nr. 87 (Washington, D.C.: Washington Institute for Near Eastern Policy, September 2010)
[5] Julian Borger, Wake-up call, in: The Guardian, 6. September 2002
[6] Neil R. McCown, Developing Intuitive Decision-Making In Modern Military Leadership (Newport, R.I.: Naval War College, 27. Oktober 2010), S. 9
[7] Sean D. Naylor, War games rigged? General says Millennium Challenge 02 »was almost entirely scripted«, in : Army Times, 6. April 2002
[8] Himendra Mohan Kumar, Fujairah poised to be become oil export hub, in: Gulf News, 12. Juni 2011
[9] a. a. O.
[10] John Arquilla, The New Rules of War, in: Foreign Policy, Nr. 178 (März/April 2010), S.60–67
[2] Fars News Agency, Iran Warns US against Sending Back Aircraft Carrier to Persian Gulf, 4. Januar 2012
[3] Parisa Hafezi, Iran threatens U.S Navy as sanctions hit economy, in: Reuters, 4. Januar 2012
[4] Fariborz Haghshenass, Iran’s Asymmetric Naval Warfare, in: Policy Focus, Nr. 87 (Washington, D.C.: Washington Institute for Near Eastern Policy, September 2010)
[5] Julian Borger, Wake-up call, in: The Guardian, 6. September 2002
[6] Neil R. McCown, Developing Intuitive Decision-Making In Modern Military Leadership (Newport, R.I.: Naval War College, 27. Oktober 2010), S. 9
[7] Sean D. Naylor, War games rigged? General says Millennium Challenge 02 »was almost entirely scripted«, in : Army Times, 6. April 2002
[8] Himendra Mohan Kumar, Fujairah poised to be become oil export hub, in: Gulf News, 12. Juni 2011
[9] a. a. O.
[10] John Arquilla, The New Rules of War, in: Foreign Policy, Nr. 178 (März/April 2010), S.60–67
Global Research Articles by Mahdi Darius Nazemroaya
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen