Taxpayers Association of Europe (TAE)
18.07.2012
ESM: Der ganz große Coup!
Wie Merkel, Schäuble & Co. dem internationalen Großkapital dabei helfen
die deutschen Bürger bis auf die Unterhose auszurauben.
1. Teil
170 deutsche Wirtschaftswissenschaftler warnen eindringlich
davor, über den ESM einen gemeinsamen Haftungsverbund der Euroländer
für Banken herzustellen[1] (EU-Gipfel-Beschluss vom 29.06.2012). Diese zusätzliche Bankenhaftung von rund 9,2 Billionen (neben der Haftung von „nur“ 3,3 Billionen für die Schulden schwacher Eurostaaten) werde die noch soliden Euroländer[2],
speziell Deutschland, überfordern. Auch sei grundsätzlich nicht
einzusehen, weshalb Bürger für Schulden der Banken haften sollten. Die
Anteilseigner und Gläubiger der Banken – und nicht die unbeteiligten
Bürger – seien für Kreditrisiken und Rekapitalisierung der Banken
zuständig. Sie hätten zu zahlen.
Schäuble und Merkel sind über diesen Apell empört. Alles
Quatsch, sagen sie. Die Kritik der Elfenbeinturmbewohner sei
unverantwortlich und verwirre die Öffentlichkeit. Bundeskanzlerin Merkel
meinte, es gehe bei den Gipfelbeschlüssen nur um eine Bankenaufsicht
und nicht um zusätzliche, gemeinschaftliche Haftung für die Banken.
Tendenz dieser und anderer Aussagen ist stets, der Euro bringe
Deutschland nur Vorteile und müsse gerettet werden. Bei Zusammenbruch
des Euro drohe der Welt eine finanzielle Katastrophe. Alle Maßnahmen der
Regierung würden hingegen dazu dienen das Vertrauen in die Eurowährung
wieder herzustellen. Danach werde alles wieder gut.
Nun ist, laut Umfragen, Frau Dr. Merkel derzeit die
beliebteste Politikerin in Deutschland und auch Dr. Schäuble ist noch
vergleichsweise gut platziert. Es hat allerdings den Eindruck, dass die
Befragten noch nie etwas vom ESM und der daraus für Sie herrührenden
Haftung gehört haben. Die Umfragen haben also wohl in einer Art
geistigem Kindergarten der Nation stattgefunden. Andererseits kann man
unterstellen, dass sich wenigstens die Schreiber von Leserbriefen zum
ESM-Thema zumindest überhaupt mit dem ESM, der daraus folgenden,
faktisch unbegrenzten, Bürgerhaftung sowie der Kritik der Professoren
und der Gegenkritik von Merkel, Schäuble und Co. auseinandergesetzt
haben.
Wertet man Leserzuschriften des etwas fachkundigeren (und
keineswegs rechts- oder linkslastigen) Publikums zu einem
Spiegel-Online-Artikel vom 06.07.2012[3]
über die Kritik der Professoren aus, dann schrumpfen die beliebteste
Politikerin Deutschlands und ihr Finanzminister und die Masse der
Parteisoldaten von CDU/CSU/FDP/SPD sehr schnell auf Normalmaß.
Öffentlich und ungestraft werden sie vom deutschen Leserpublikum wie
folgt beschrieben (nur auszugsweise):
Gefährliche Politiker, Trickser, Bieger, Vertuscher,
Schuldenauftürmer, Demokratieschänder, Pfui-Teufel-Politiker,
Polit-Diktatoren, große Staatsratsvorsitzende, Volksverräter, feige
Gestalten, schlimmer als Verbrecher/Terroristen, Egomanen, Stümper,
Geldverschieber, Mob, Machthaber, Lügner, Fälscher, Betrüger,
Amtseidsbrecher, Scheindemokraten, Verfolger von Wahnideen, Meineidler,
verwirrt Fortgeschrittener, Vertreter korrupter Politiker und
krimineller Banken, Hochverräter, Dilettanten, hergelaufener
DM-100.000-Schmiergeldvergesser, moralvergessene Wichtigtuer,
Vorsatztäter, Manipulatoren, Amokläufer, Demagogen, Bilderberger,
Vaterlandsverräter, dicht am Hochverrat mit geringem ökonomischen
Sachverstand, verwirrender Persönlichkeit, zudem inkompetent, senil,
korrupt etc.
In den weniger zensierten Internet-Foren gehören die
Ausdrücke „Pack“ und „Gesindel“ zu den eher lobenden Bezeichnungen
für die deutsche Regierungs- und Oppositionsführung sowie die Masse der
Bundestagsabgeordneten.
Daraus wird eines deutlich: Wer den ESM, seine Folgen und die
damit im Zusammenhang stehenden Handlungen der deutschen Politiker
kennt, gewinnt offensichtlich ein gänzlich anderes Bild als derjenige,
der sich mit dem ESM (eine für jeden Bürger finanziell extrem wichtige
Sache!) aus Nachlässigkeit, Faulheit oder sonstigen Gründen nicht
befasst, treu an die Bundeskanzlerin glaubt und darüber beglückt ist,
dass diese ein volkstümliches Vergnügen am Fußball zeigt.
Alles halb so schlimm? Pessimistisches Geschwätz von
Professoren? Die Suppe wird nicht so heiß gegessen wie gekocht? Für
Manchen, der nicht beizeiten anfängt zu denken, werden sich diese Fragen
bald nicht mehr stellen: Kommt der ESM, wird in Euroland die Suppe
weder heiß noch warm, sondern überhaupt nicht mehr serviert!
Obschon wir uns als Verband über den ESM, den Fiskalpakt,
Target-2, das ESM-Finanzierungsgesetz und andere Themen seit Monaten
federführend äußern, unsere Aktion www.stop-esm.org
in knapp 3 Monaten schon von rund 23.000 Bürgern unterzeichnet wurde
und wir uns die Mühe gemacht haben, die einschlägigen Gesetzestexte und
Buchungsmechanismen des innereuropäischen Buchungssystems Target-2 (auch
für Laien) lesbar und verständlich aufzubereiten und zu kommentieren (www.esm-vertrag.com und www.target-2.de)
, stellen wir fest, dass sich die Masse der europäischen Bürger nach
wie vor über den ESM, den Fiskalpakt und Target-2 (das finanzielle
Bermudadreieck) nicht oder nur höchst ungenügend informiert hat. Dafür
muss jeder halbwegs intelligente Bürger einige Stunden lesen und
denken. Geschieht dies nicht, werden sich später finanzielle Verluste
einstellen, die den Einzelnen an den Rand seiner finanziellen
Leistungsfähigkeit führen können, jedenfalls hundertfach mehr
Arbeitszeit erzwingen als durch Nachlässigkeit oder gar Faulheit
zunächst eingespart wurde.
Im Falle des ESM ist Denkfaulheit für die Masse und den
Einzelnen finanziell tödlich: Für den Sozialhilfeempfänger bis zum
Millionär, denn beide sind „arme Leute“ gegenüber den wirklich „Reichen
und Mächtigen“ dieser Welt, um deren Geld es bei der „Staaten-, Euro-
und Bankenrettung“ in Wirklichkeit geht und die stets von der
verantwortungslosen „Eurorettung“ profitiert haben. Was „Eurokrise“
bedeutet, kann jeder verstehen, der sich bemüht, liest und scharf
nachdenkt. Glauben Sie nicht der Mainstreampresse und den Politikern,
die Ihnen vorgaukeln, es handele sich hier um hochkomplexe und für den
Laien unverständliche Zusammenhänge. Die Eurounion ist nichts anderes
als ein großes Mietshaus, das von 17 verschiedenen Familien mit
unterschiedlicher Mentalität und Leistungsbereitschaft bewohnt wird. Da
treten Probleme zwangsläufig auf. Aber warum sollen ausgerechnet S I E
für den Schlendrian des ganzen Hauses geradestehen? Das Haus bleibt
stehen und das Leben geht weiter, auch wenn einige Mieter pleitegehen
und gemeinsame Abrechnungen wieder getrennt werden.
Die Eurokrise
Unter diesem Oberbegriff versteht man die finanzielle Krise
im Bereich der 17 Eurostaaten. Sie umfasst (vereinfacht ausgedrückt) a)
die Staatsschuldenkrise, b) die Bankenkrise und c) die Wirtschaftskrise
der jeweiligen Länder, wobei letztere zwangsläufige Folge von 1. und
2. ist und in einer Art Rückkopplung die Staatsschuldenkrise und die
Bankenkrise verschärft.
1. Die Staatsschuldenkrise
Die Staatsschuldenkrise hat, wie in jedem überschuldeten
Haushalt, ihre regelmäßige Ursache darin, dass der Staat mehr ausgibt
als er einnimmt und sich somit die Staatsschulden anhäufen und deren
Rückführung und Zinszahlungen zu massiven Problemen für den
Staatshaushalt führen.
Verantwortlich für Staatsschulden sind grundsätzlich und allein die Regierungen und die jeweils nach der Regierung drängelnden Oppositionen.
Häufeln diese im Wechsel fortlaufend Schulden auf, anstatt sie
abzubauen oder einen ausgeglichenen Haushalt zu führen, ziehen
irgendwann schwere Jahre herauf.
Denn Staatsschulden, also Ausgaben ohne entsprechende
Steuereinnahmen, müssen – wie bei Privatleuten auch -, mit
(Bank-)Kredit finanziert werden. Jede Staatsanleihe ist ein solcher
Kreditvertrag und für jede Milliarde Schulden müssen von den Bürgern
Millionen Zinsen erwirtschaftet und gezahlt werden. Irgendwann ist auch
die Hauptschuld oder eine Teilschuld zur Zahlung fällig. Je höher die
Staatsschuld/die Summe der Staatsanleihen, je schwieriger und
angespannter die wirtschaftliche Lage des betroffenen Schuldnerstaates.
In der Eurozone sind die Südländer stärker und die Nordländer etwas
schwächer staatsverschuldet. Über Schuldenabbau wird ständig geredet,
aber er erfolgt niemals. So bilden turnusmäßig anfallende
Kreditverlängerungen, Krediterweiterungen und Zinsfestlegungen das
permanente Problem der Staatsfinanzierung, genau wie bei den
Kettenkreditproblemen jeden privaten Kleinschuldners.
Die Gläubiger von Staatsschulden sind nur an folgendem interessiert:
a) an höheren Zinsen,
b) an besserer Absicherung gegen den Kreditausfall,
c) an der Fortführung der Kredite und
d) an Steigerung der Kreditabhängigkeit der Schuldner.
Die Beendigung des hochprofitablen Kreditgeschäftes liegt hingegen grundsätzlich nicht im
Interesse des Gläubigers. Damit entspricht die Abhängigkeit von Staaten
der von ewigen Kleinkreditschuldnern im Kettenkreditsystem. Der
Bundesgerichtshof ist mit dieser Praxis vertraut. Es gibt immer nur
einen Gewinner: Die Bank. Da praktisch nahezu alle Staaten der Eurozone
die Höhe ihrer Verschuldung völlig überzogen haben, überall also massive
Finanzprobleme lauern, sind die Staaten von den Großfinanziers völlig
abhängig – auch starke Euroländer wie Deutschland.
Wenn aber etwa Deutschland für die relativ zum BIP
weit höheren Schulden Griechenlands und anderer Euroländer zusätzlich
haften oder garantieren muss – wie dies insbesondere die deutsche
Kanzlerin und Herr Schäuble (M&S) so wollen und betreiben – , steigt
die Belastung der deutschen Steuerzahler natürlich massiv an. Für
M&S als Teil des Eurosyndikats scheint das in Ordnung zu sein. Was
schert sie schon der deutsche Bürger!
Nun behauptet die deutsche Regierung, der Nachteil der
Eurorettung werde durch die besseren Reisemöglichkeiten innerhalb
Europas und die wirtschaftlichen Vorteile Deutschlands in der Eurozone
kompensiert. Interessant! Andere Euroländer haben also Nachteile?
Auf die Freizügigkeit der Reisemöglichkeiten im modernen
Europa wollen wir nicht eingehen. Dies Argument ist lächerlich, da die
Europäer auch früher überall hin gereist sind, mit und ohne Grenzen. Die
Reisefreiheit hängt nicht vom Euro ab. Gibt es keinen Euro zahlt man
eben in Lire. Jeder der reist, kennt das. Die Behauptung, Deutschland
profitiere wirtschaftlich vom Euro ist als generelle Behauptung unwahr
(es mag wohl Ausnahmen für bestimmte Branchen Firmen geben): Der Export
Deutschlands in die Eurozone betrug im Jahr 2000 45 %, 2010 nur 40 %,
ist also gesunken.[4]
Was soll da das Gerede vom Europrofiteur! Und vor allem: Alle
Euroländer haben den Euro, also hatten alle die gleiche Ausgangsituation
um „vom Euro zu profitieren“. Wenn sich dann einige Euroländer seit
Einführung des Euro einen Vorsprung erarbeitet haben sollten, worauf ist
dann dieser zurückzuführen: Auf a) den Euro oder b) deren Fleiß,
Präzision und wirtschaftliches Geschick?
Die behaupteten Vorteile der Deutschen aus dem Euro sind
nichts als ein praktisches Märchen. Und ferner: wer hat denn in
Deutschland vom Euro wirklich profitiert? Es war (wenn überhaupt) doch
nur eine kleine Gruppe von Exportfirmen mit begrenztem Absatzmarkt in
der Eurozone. Das Lohnniveau der deutschen Arbeiter und Handwerker
hingegen ist nach Einführung des Euro – insbesondere im Vergleich zu den
Südländern – nur unterproportional gestiegen. Arbeiter und Mittelstand
haben also keine Vorteile aus der Eurounion gezogen, sondern ihre
Einkommenssituation in der Eurozone hat sich relativ verschlechtert.
Denn die Angleichung des Lohnniveaus aller Euroländer ist natürlich zu
Lasten deutscher Löhne erfolgt. Unbestreitbar sind die Löhne der
Südländer überproportional gestiegen. Wäre dies nicht der Fall, müßte
Deutschland heute mit weitem Abstand die höchsten Löhne der Eurozone
aufweisen – und genau das ist nicht der Fall. Aus griechischer Sicht ist
der Euro überbewertet, aus deutscher Sicht unterbewertet, also eine
Aufwertung überfällig. Griechen können deutsche Exportware billig
kaufen. Umgekehrt wäre es besser.
Während uns also die Eurokraken das Märchen von den deutschen
Vorteilen aus dem Euro auftischen, sind auch hier die wachen Bürger von
Politikern nicht zu täuschen, wie ein feiner Artikel von Nikolaus
Neuhaus für n-tv und die hierzu eingegangenen Leserbriefe zeigen.[5] So ist es kein Wunder, dass beispielsweise Italien und Spanien weit mehr vom billigen Euro profitieren, als etwa Deutschland.[6]
Ferner ist die Staatsverschuldung seit Einführung des Euro
massiv gestiegen und Deutschland schon deshalb 2012 relativ ärmer als
2001 (wer spürt das nicht!). Wer von Vorteilen spricht, darf eben nicht
vergessen die Staatschulden abzuziehen, denn diese sind eines Tages vom
Bürger zu bezahlen. Aber im Verdrängen und im Herausrücken mit der
Wahrheit ist der Herr Finanzminister besonders erfahren, wie seine
Affäre mit der ihm übergebenen Spende von DM 100.000 vom Waffenhändler
Schreiber zeigt.[7]
Diese praktische Vergesslichkeit qualifiziert ihn nun zum
Finanzminister und Gouverneur der ESM-MEGA-Bank. Und die Kanzlerin hat
damit natürlich kein Problem[8], denn schließlich ist einer der beiden der Chef und beide sind seit langem auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen.
Man kann es auch so sagen: Deutschland hat sich vermeintliche
finanzielle Vorteile in der Zeit seit Euro-Einführung auf Pump
erkauft. Seit ca. 2009 sind im Übrigen ungeheure Mengen fremden Geldes
über Target-2 zu Lasten der Bundesbank, also der deutschen Bürger, in
das deutsche Bankenwesen und die Realwirtschaft eingeflossen. Diese
haben ihren „Aufschwung“ selbst bezahlt. Das sind die Auswirkungen der
berüchtigten Target-2-Transfers zu Lasten der Bundesbank. Daraus
resultiert eine verhängnisvolle Scheinblüte der Bundesrepublik, die –
ein trauriger Fakt - inzwischen die Bundesbank weitgehend ruiniert
haben dürfte (siehe www.target-2.de).
Es stimmt natürlich, der Euro war und ist im praktischen Leben eine
bequeme innereuropäische Abrechnungseinheit, mehr aber auch nicht und
finanziell eindeutig nachteilig, etwa für Deutschlands Bürger. Nicht
umsonst weigert sich etwa Schweden dem Euro beizutreten, obschon es
dazu eigentlich vertraglich verpflichtet wäre. Warum wohl? Weil der Euro
so super ist? Dem niederländischen, finnischen oder deutschen Bürger
braucht ohnehin nicht erklärt zu werden, dass sich die Preise seit
Euroeinführung im Schnitt weit mehr als verdoppelt haben. Abweichende
Statistiken sind der übliche Schwindel.
2. a) Kreditkrise der Banken wegen Finanzierung verschuldeter Euro-Staaten
Die Bankenkrise ist – teilweise – das Spiegelbild der Staatsschuldenkrise.
Anstelle „Bankenkrise“ sollte es hier besser heißen, die
Krise der finanzierenden Kreditgeber, denn nicht nur Banken finanzieren
Staaten über Kredit, sondern auch Versicherungen, Privatleute,
Hedgefonds, Firmen, internationale Institutionen etc. Aber wir
verwenden den Begriff „Banken“ nachstehend nur zur Vereinfachung.
Auch inländische Banken nehmen Kredit bei ausländischen
Banken auf (verschulden sich also) um dieses Geld mit Zinsaufschlag an
den eigenen Staat bzw. die nationale Wirtschaftsunternehmen
weiterzuleiten. Ein gutes Geschäft – vorausgesetzt, die Schuldner
zahlen! Naivlinge glauben, der Staat könne sich auf Dauer durch Drucken
eigenen Geldes selbst finanzieren. Das wäre dann das finanzielle
Perpetuum Mobile. So funktioniert das leider nicht. Auch Staaten und
Banken müssen ihre Kredite irgendwann zurückführen. Gerät nun der Staat
oder ein ganzer Sektor seines Wirtschaftslebens (z.B. die Bauindustrie
in Spanien) in Zahlungsschwierigkeiten, schlägt sich das unmittelbar in
einer massiven Bankenkrise nieder. Die Kredite sind ausfallgefährdet.
Schuldet uns der Nachbar € 1.000 und kündigt er seine bevorstehende
Privatinsolvenz an, stehen unsere € 1.000 im Feuer. Das Spiel ist immer
das Gleiche. Im Großen wie Kleinen.
Wie bekannt und von den 170 Professoren dargelegt, haben sich die Staaten der (überwiegend) südlichen Euro-Krisenländer[9]
mit rund Euro 3,3 Billionen verschuldet (das ist ca. das 6-fache des
jährlichen Steueraufkommens von Deutschland). Dafür kann man
(theoretisch) eine Autobahn 8 x um die Erde bauen. Entsprechend haben
die Club-Med-Länder Länder vor und nach der Einführung des Euro durch
aktives Handeln ihrer Regierungen über ihre Verhältnisse gelebt. Die
jeweils Regierenden waren immer Täter der Staatsverschuldung
und nicht Opfer der Banken. Die Banken selbst - sie sind Kaufleute -
sahen die Kreditvergabe an Euroländer lange Zeit als lohnendes und
völlig sicheres Geschäft an. Sie unterstellten, etwaige Kreditstörungen
oder Kreditausfälle würden von den übrigen Euro-Ländern ausgeglichen.
Die Haftungsauschlussklausel aus dem Maastricht Vertrag
(No-bail-out-Klausel: kein Staat haftet für die Schulden eines anderen)
wurde wissentlich ignoriert. Denn man kennt das verantwortungslose
Verhalten von Politikern in Bankkreisen nicht erst seit gestern. Das
einheitlich (zu) niedrige Zinsniveau innerhalb der Eurozone verleitete
zusätzlich Kreditnehmer und Kreditgeber zu exzessiver
Kreditaufnahme/-Vergabe. Tatsächlich wurden diese Kredite seitens der
Staaten häufig nicht sinnvoll verwendet, sondern in den Konsum
(Wahlgeschenke für Staatsbürger und Staatsbedienstete) oder in
überflüssige Infrastrukturmaßnahmen gesteckt bzw. sonstwie verschwendet
und verpulvert. So waren die Kredite vielfach verbraucht bevor die
erste Zins- und Rückzahlungsrate fällig wurde. Kurz, die Banken haben
die Kreditvergabe an schwache Eurostaaten ebenso überdehnt wie die
Euro-Staaten die Kreditaufnahme. Schuldenkrise = Gläubigerkrise!
2. b) Die Kreditkrise der Banken wegen Kreditierung der Wirtschaft der Euro-Länder
Die gemeinsame Euro-Wirtschaftszone und deren unterstellte
dynamische Entwicklung verleiteten viele Banken weltweit ihr Geld im
vermeintlich überproportional aufstrebenden Europa per Kredit zu
„investieren“, bzw. anzulegen. Direkt, über innereuropäische
Zweigstellen oder Partnerbanken, floss Kredit in Strömen schon vor und
erst recht nach Einführung des Euro nach Europa, und zwar in solchen
Mengen, dass Europa und seine Banken schier in Geld ertranken. Sonnig
schien die europäische Zukunft und glücklich waren Kreditgeber und
Kreditnehmer. Irland blühte mit geliehenem Geld auf, Griechenland
erlebte einen überproportionalen, schuldenfinanzierten Aufschwung der
Tourismusbrache, in Spanien kam es zu einem unerhörten Bauboom mit
verheerenden Folgen. Portugal wurde Weltmeister im Zupflastern seiner
Landschaft mit Autobahnen. Ende 2007 war schließlich auch die
Kreditvergabe an die Wirtschaft der Eurostaaten vollkommen überdehnt. Es
fehlte nur der Funken um das allgemeine Kreditrisiko zur Explosion zu
bringen.
3. Die Euro-Wirtschaftskrise
Staatsschuldenkrise und Bankenkrise zusammen führen zu
massiven Kreditstockungen und Problemen der Neukreditierung bzw.
Kreditverlängerung, schlagen auf die Realwirtschaft durch und erhöhen
auch dort die Kreditrisiken. Verständlicherweise wollen Großgläubiger
auch für dieses erhöhte Risiko mehr Sicherheit und höhere Zinsen.
Irgendwoher muss aber diese Zusatzsicherheit kommen. Sie stammt – wie
kann es anders sein – aus Garantieerklärungen der Regierungen der
Euroländer zu Lasten aller Bürger der Eurozone.
Der ESM soll diese Garantierklärungen der europäischen Bürger
– im vorrangigen Interesse der Großgläubiger – nun praktischerweise
bündeln und rechtlich absichern, besser gesagt zementieren.
Das ist eine schwere Kost, die sich nur mühsam verkaufen,
herunterwürgen und verdauen lässt. Denn richtigerweise wird die Vergabe
von Rettungsgeldern an Sparauflagen geknüpft. Genau diese Sparauflagen
würgen jedoch die Wirtschaft der schwachen Länder noch weiter ab und
erschweren die Kreditrückführung zusätzlich. Dies macht weitere
„Rettungskredite“ notwendig und so geht es in einem fort. Nach
Berechnungen der 170 Professoren resultiert allein aus dem Bankensektor
ein weiteres, zusätzliches Risiko in Höhe von über Euro 9,2 Billionen.
Und auch dafür sollen, geht es nach dem Willen der Regierenden, z.B. die
deutschen Bürger über den ESM haften. Wohl gemerkt: Wir reden hier,
zusammen mit den Staatsschulden der schwachen Club-Med-Länder, um eine
Haftungssumme in Höhe von Euro 12,5 Billionen. Das ist fast das 25-fache
Jahressteueraufkommens von Deutschland, dabei sind die eigenen Schulden
Deutschlands in Billionenhöhe gar nicht inbegriffen!
4. Der Zusammenbruch 2007/2008
Der Funke, der die heutige europäische Kreditkrise zur
Explosion brachte, war der Zusammenbruch des Geldhauses Lehman Brothers
am 15.09.2008, das sich im amerikanischen Immobilienbereich
verspekuliert hatte. Plötzlich erkannten alle Kreditgeber, dass große
Teile ihrer Kredite an Staaten, Banken und sonstige
Wirtschaftsunternehmen zu schwach oder gar nicht besichert und damit vom
Ausfall bedroht waren.
Am meisten erschreckt waren allerdings die führenden
Politiker der jeweiligen Eurostaaten und die Spitzenbeamten fast aller
europäischen Institutionen, denn ihnen wurde sehr schnell folgendes
klar:
(1) Sie selbst waren zwar nicht ausschließlich (aber doch
ganz überwiegend!), schuld, diese europäische Kreditkrise ausgelöst zu
haben, insbesondere durch permanente und teils vorsätzliche Verletzung
der Kriterien des Vertrages von Maastricht.
(2) Sie wussten ferner, dass die (Groß-)Kreditgeber jederzeit
eines der Euroländer in den Staatsbankrott treiben konnten, wenn nicht
die anderen Euro-Länder für die Kredite dieses Landes aufkommen würden
(z.B. Bail-out Griechenlands).
(3) Das Euro-Spitzenpersonal erkannte in den Jahren 2008 –
2011 mit viel Mühe auch, dass über den verhängnisvollen
innereuropäischen Zahlungsmechanismus Target-2 der Untergang eines
mittelgroßen Eurolandes unweigerlich auch den Untergang der Euro-Union
nach sich ziehen würde.
(4) Wie alle anderen beteiligten europäischen
Spitzenpolitiker erkannten schließlich auch die deutsche Kanzlerin und
ihr Finanzminister, dass sie im Falle des Auseinanderbrechens der
Euro-Union hochkant aus ihren Positionen fliegen könnten; denn als
Mitverantwortliche und später Hauptverantwortliche der Eurokrise durften
sie mit Nachsicht der Wähler nicht rechnen. Ihre Karriere wäre
definitiv beendet gewesen. Sie haben über Jahre als deutsche
Geschäftsführer eines Eurolandes die Geschäfte des Euro nachlässig und
kaufmännisch unfähig geleitet und damit die Euro-Union an den Rand des
Untergangs geführt.
[1] FAZ, 05.07.2012, Der offene Brief der Ökonomen im Wortlaut
[2] Deutschland, Finnland, Niederlande, Luxemburg
[3] www.spiegel.de/…/schaeuble-kritisiert-sinns-oekonomen-appell-a-84…
[4] Hierzu auch J. Starbatty in „Das Euro-Abenteuer geht zu Ende“, Seite 242 ff.
[5] www.n-tv.de 14.09.2011, Nikolaus Neuhaus: Deutschland profitiert vom Euro – oder etwa doch nicht?
[6] Italien und Spanien profitieren stärker vom Euro als Deutschland, Deutsche Mittelstands Nachrichten | 28.01.12, 23:50 | 43 Kommentare
[7] www.youtube.com/watch?v=YB0HVYsw84k
[8] www.youtube.com/watch?v=3_mQsWL3ODI
http://www.stop-esm.org/home
AntwortenLöschenMit obigem Link gehts nicht.
Zitat: "Aber warum sollen ausgerechnet S I E für den Schlendrian des ganzen Hauses geradestehen?"
Ganz einfach: Weil unsere Verantwortlichen lieber solange mit der Lüge leben wie es irgendwie machbar erscheint, als im Sog des EU und Euro-Kollabs zu ersaufen und dafür die Verantwortung zu übernehmen bzw. an den Pranger gestellt zu werden.