Das Voltaire Netzwerk bekam zahlreiche Leserbriefe, die Fragen zur Al-Qaida Gegenwart in Libyen stellten. Um ihnen zu antworten, sammelte Thierry Meyssan die wesentlichen bekannten Elemente dieser Akte. Diese Tatsachen erhärten seine seit dem 11. September begonnene Analyse, nach der Al-Qaida eine Söldner Umwelt ist, die von den USA benützt wird, um in Afghanistan, in Bosnien-Herzegowina, in Tschetschenien, im Kosovo, in Irak, und jetzt in Libyen, in Syrien und im Jemen zu kämpfen.
In den 80er Jahren regte die CIA Awatha al-Zuwawi an, ein Büro in Libyen zu eröffnen, um Söldner anzuheuern und sie zum Dschihad in Afghanistan gegen die Sowjets zu schicken. Ab 1986 wurden die libyschen Rekruten unter der Leitung des anti-kommunistischen Milliardärs Osama Ben Laden im Salman al-Farisi (Pakistan) Camp ausgebildet.
Als Ben Laden nach Sudan ging, folgten ihm die libyschen Dschihadisten dorthin. Sie vereinigten sich in ihrem eigenen Verband. Von 1994 an sandte Osama Ben Laden die libyschen Dschihadisten in ihr eigenes Land um Muamar Gaddafi zu töten und die populäre und sozialistische Jamahiriya zu stürzen.
Am 18. Oktober 1995 bildet sich die Gruppe unter der Benennung Islamitische Kämpfergruppe von Libyen, (Libyan Islamic Fighting Group LIFG). Während der drei folgenden Jahren versuchte die LIFG viermal, Muamar Gaddafi zu töten und einen Guerillakrieg in den südlichen Bergen zu entwickeln. Als Folge dieser Operationen führt die libysche Armee – unter dem Kommando von General Abdel Fattah Younes – eine Ausrottungskampagne der Guerilla aus und die libysche Justiz erlegt einen Haftbefehl gegen Osama Ben Laden, der ab 1998 von Interpol übernommen wird.
Nach Aussagen des britischen Gegenspionage Agenten David Shayler sind der Aufbau der LIFG und der erste Versuch durch Al-Qaida, Muamar Gaddafi zu töten, mit 100 000 Pfund Sterling durch den britischen MI6 finanziert [1].
Damals war Libyen der einzige Staat auf der Welt der Osama Ben Laden recherchierte, welcher heute noch offiziell politische Stützen in den USA besitzt, obwohl er Gegner der Operation „Wüstensturm“ (Desert-Storm) war.
Unter Druck von Tripolis, vertreibt Hassan el-Tourabi die libyschen Dschihadisten vom Sudan. Sie verlegen ihre Infrastruktur nach Afghanistan, wo sie das Camp von Shaheed Shaykh Abu Yahya (nördlich von Kabul) aufbauen. Diese Anlage funktioniert bis Sommer 2001, als die Verhandlungen in Berlin zwischen den USA und den Taliban für die Pipeline Konstruktion quer durch Afghanistan scheitern. In diesem Moment fordert Mullah Omar, der sich auf die angloamerikanische Invasion vorbereitet, dass das Camp unter seine direkte Kontrolle gestellt werde.
Historischer Leader von Al-Qaida in Libyen, Abdelhakim Belhadj ist Militär-Gouverneur vom „befreiten“ Tripolis geworden und wurde beauftragt, die Armee des „neuen Libyens“ zu organisieren. |
Am 6. Oktober 2001 wird die LIFG auf die, von dem Komitee für die
Ausführung der Resolution 1267 des Sicherheitsrates der Vereinten
Nationen aufgestellte Liste eingetragen. Sie befindet sich noch immer
dort. Am 8. Dezember 2004 wird die LIFG in die von dem Staatsdepartement
der USA aufgestellten Liste von Terrororganisationen eingetragen. Sie
befindet sich noch immer dort. Am 10. Oktober 2005 untersagt der
britische Innenminister der LIFG den Zugang zu britischem Boden. Diese
Maßnahme ist noch immer gültig. Am 7. Februar 2006 unternimmt das
Komitee der Verneinten Nationen Sanktionen gegen fünf Mitglieder der
LIFG und gegen vier Firmen die ihr verbunden sind, welche straflos auf
dem britischen Boden unter dem Schutz des MI6 weiter operieren.
Während des « Krieges gegen den Terror » organisiert sich die dschihadistische Strömung. Das Wort „Al-Qaida“,
das anfangs eine große Datei bezeichnete, in der Osama Ben Laden
Söldner für spezifische Aufgaben aussuchte, wird allmählich der Name
einer Gruppe. Ihr Umfang schrumpft jedoch mit ihrer wachsenden
Strukturierung.
Am 6. März 2004 wird der neue Chef der LIFG, Abdelhakim Belhadj, der
auf Osama Ben Ladens Seiten [2] in Afghanistan und Irak gekämpft hatte,
in Malaysia festgenommen und in ein geheimes Gefängnis der CIA in
Thailand überwiesen, wo er einem Wahrheitsserum ausgesetzt und gefoltert
wird. Einem Abkommen zwischen den USA und Libyen zufolge wird er nach
Libyen transferiert, wo er im Gefängnis von Abou Salim gefoltert wird,
und zwar von britischen Agenten.
Am 26. Juni 2005 organisieren die westlichen Geheimdienste in London
eine Begegnung libyscher Oppositionsfiguren. Sie gründen die « Nationale Konferenz der libyschen Opposition
» indem sie drei islamitische Faktionen vereinigen: die Muslimbrüder,
die Senussi-brüderschaft und die LIFG. Drei Objektive werden in ihrem
Manifest fixiert:
Muamar Gaddafi stürzen ;
Die Macht ein Jahr lang ausüben (unter dem Namen : „Nationaler Übergangsrat“ TNC)
Die konstitutionelle Monarchie in ihrer Form aus 1951 wieder herrichten und den Islam zur Staatsreligion machen.
Im Juli 2005 gelingt es Abu al-Laith al-Liby wider alle
Wahrscheinlichkeit dem Gefängnis höchster Sicherheit in Bagram
(Afghanistan) zu entkommen und wird dann einer der Chefs von Al-Qaida.
Er appelliert die Dschihadisten der LIFG, die es noch nicht getan
hatten, sich Al-Qaida in Irak anzuschließen. Die Libyer werden die
Mehrheit der Kamikazen von Al-Qaida in Irak [3]. Februar 2007 führt
al-Liby einen eindrucksvollen Angriff gegen die Bagrambasis aus, welche
von Vizepräsident Cheney gerade besichtigt werden soll. November 2007
verkündigen Ayman al-Zawahiri und Abu al-Laith al-Liby die Verschmelzung
der LIFG und Al-Qaida.
Abu al-Laith al-Liby wird Stellvertreter von Ayman al-Zawahiri, und
dadurch Nummer 2 von Al-Qaida, da man ohne Nachrichten von Osama Ben
Laden ist. Er wird durch einen Drohnenangriff der CIA im Waziristan Ende
Januar 2008 getötet.
In der Zeitspanne zwischen 2008 und 2010 handelt Saif el-Islam
Kadhafi eine Waffenruhe zwischen der Jamahiriya und der LIFG aus. Diese
veröffentlicht ein umfangreiches Dokument, Die korrigierenden Studien,
in welchen sie zugibt, Fehler gemacht zu haben, indem sie zum Dschihad
gegen Mitgläubige in einem muselmanischem Land appelliert hat. In drei
aufeinander folgenden Wellen wurden alle Al-Qaida Mitglieder amnestiert
und befreit, mit der einzigen Bedingung, dass sie schriftlich auf Gewalt
verzichteten. Von 1800 Dschihadisten weigerten sich ungefähr hundert,
dieses Abkommen zu unterzeichnen und blieben im Gefängnis.
Sofort nach seiner Befreiung verließ Abdelhakim Belhadj Libyen und ließ sich im Katar nieder.
Anfang 2011 unternimmt Prinz Bandar Bin Sultan mehrere Reisen, um
Al-Qaida durch neue, bis jetzt ausschließlich arabische Anwerbungen, zu
beleben, durch Rekrutierung zentralasiatischer und von Süd-Ostasien
stammenden Muslims. Rekrutierungsbüros werden bis nach Malaysia
geöffnet [4]. Die besten Ergebnisse werden in Mazar-i-Sharif erzielt, wo
1500 Afghanen sich für den Dschihad in Libyen, Syrien und im Jemen
melden [5]. Nach einigen Wochen, nachdem Al-Qaida nur mehr ein
siechendes Grüppchen war, konnten 10 000 Mann aufgestellt werden. Diese
Rekrutierung ist umso leichter, als die Dschihadisten die billigsten
Söldner auf dem Markt sind.
Am 17. Februar 2011 organisiert die « Nationale Konferenz der libyschen Opposition » den „Tag des Zorns“ in Benghasi, welcher der Kriegsbeginn wird.
Am 23. Februar erklärt der Imam Abdelkarim Al-Hasadi die Errichtung
eines islamitischen Emirates in Derna, der am stärksten
fundamentalistischen Stadt von Ost-Libyen, woher die Mehrzahl der
Dschihadisten stammen, die später Al-Qaida Kamikazen von Irak wurden.
Al-Hasadi ist ein altes, schon in Guantanamo von den USA gefoltertes
Mitglied der LIFG [6]. Die Burka wird Pflicht und körperliche Strafen
werden wieder eingeführt. Der Emir Al-Hasidi organisiert seine eigene
Armee, am Anfang mit nur einigen Dutzenden Dschihadisten, später bald
mehr als tausend Leuten.
General Carter Ham, NATO Kommandant des US-Africom, mit der
alliierten Operation in Libyen beauftragt, drückt seine Zweifel aus, was
die Gegenwart betrifft von Al-Qaida Dschihad-Kämpfer unter den
Rebellen, die er verteidigen soll. Sie hätten GI’s in Afghanistan und im
Irak auf dem Gewissen. Er wird seines Kommandos enthoben, welches der
NATO anvertraut wird.
Fast überall in der « befreiten » Cyrenaika säen die
Al-Qaida Leute Terror und begehen Massaker und Folter. Sie machen sich
eine Spezialität daraus, Gaddafi-Anhängern die Kehle durchzuschneiden,
ihnen die Augen auszustechen, die Brust unkeuscher Frauen abzuschneiden.
Der Anwalt der Jamahiriya, Marcel Ceccaldi, beschuldigt die NATO „Komplizenschaft bei Kriegsverbrechen“.
Am 1. Mai 2011 verkündet Barack Obama, dass in Abbottabad (Pakistan)
das Kommando 6 des Navy Seals Osama Ben Laden eliminiert hat, von dem
man seit 10 Jahren ohne glaubwürdige Nachrichten war. Diese Annonce
gestattet, die Al-Qaida Akte zu schließen und die Dschihadisten neu
einzukleiden, um aus ihnen Alliierte der USA zu machen, wie in den alten
Zeiten der Kriege in Afghanistan, in Bosnien-Herzegowina, in
Tschetschenien und im Kosovo [7]. Am 6. August fallen alle
Kommandomitglieder Nummer 6 des Navy Seals in einem Hubschrauberabsturz
in Afghanistan.
Abdelhakim Belhadj kehrt am Anfang der NATO Intervention in sein Land
zurück in einem Militärflugzeug aus dem Katar. Er übernimmt das
Kommando der Al-Qaida Kämpfer in den Bergen des Djebel Néfoussa. Gemäß
der Aussage des Sohnes von General Abdel Fattah Younes, ist es jener,
der am 28. Juli 2011 den Mord seines alten Feindes, der Militärchef des
Nationalen Übergangsrates geworden war, bestellt hat. Nach dem Sturz von
Tripolis öffnet Abdelhakim Belhadj die Tore des Gefängnisses Abou Salim
und befreit die letzten, dort verbliebenen Al-Qaida Dschihadisten. Er
wird Militärgouverneur von Tripolis. Er fordert Entschuldigung von
Seiten der CIA und des MI6, hinsichtlich der Behandlung, die sie ihm
vorher zukommen haben lassen [8]. Der Übergangsrat vertraut ihm die
Aufgabe an, die neue libysche Armee zu bilden.
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