Sonntag, 30. Januar 2011

Tunesien und Wien: Parteifreund von Ben Ali verprügelt

Die Revolte in Tunesien, die Machthaber Ben Ali und seinen Clan aus dem Land jagte, schlägt sich auch in Österreich nieder. Die Zeitung "Österreich" berichtet in ihrer Ausgabe vom 31. Januar 2011, dass Mohammed T., ein "hoher Parteifreund" Ben Alis, in der Nacht zum 29. Jänner in Wien-Penzing überfallen und ins Koma geprügelt wurde.

Zunächst war nicht klar, dass es politische Hintergründe gibt, doch Ben Ali verfügt über mehrere Konten in Wien. Auf diesen liegen zwar Millionenbeträge, doch sie wurden nach Ben Alis Sturz eingefroren. Mohammed T. war lange Obmann des größten tunesischen Kulturvereins in Wien und der Partei von Ben Ali eng verbunden, wie es heisst. Der Verein wurde immer wieder attackiert, man zündete sein Lokal an, zerstörte zu Silvester auch die Türen.

Man kann den Zorn von hier lebenden Tunesiern vielleicht ein wenig nachvollziehen, wenn man bedenkt, dass der Clan von Ben Ali und alle, die mit dem Diktatur befreundet sind, mit Korruption in Verbindung gebracht werden. Die Depeschen der US-Botschaft bei Wikileaks haben Anteil am Sturz des Regimes, denn in ihnen wird offen geschildert, wie korrupt die politischen Verhältnisse in Tunesien waren. Gar nicht so diplomatisch, sondern mit Anspielungen auf bekannte Lieder und Filme wird in den Cables dargestellt, wie "die Famiiie" agiert.

Sie kontrollierte etwa die Hälfte der Wirtschaft des Landes, Unternehmer mussten Tricks anwenden, um sich der Gier der "Familie" zu entziehen. Was auch immer jemand aus dem Clan, besonders von den Angehörigen von Leila Ben Ali, etwas haben wollte, setzten sie alles daran, es ohne Bezahlung zu bekommen. Die Menschen waren sich dessen schmerzlich bewusst, dass die Regierung das Land offiziell ganz anders verkauft als sie etwa mit politischen Freiheiten umging.

Medien wurden umfassend kontrolliert, es gab keine Versammlungsfreiheit, Rechtsstaatlichkeit war "mehr FIktion als Realität". Auch Durchschnittstunesier hatten mit Korrpution zu tun, etwa wenn sie etwas von Behörden brauchten. Natürlich waren jene Tunesier, die sich Investitionen leisten konnten, unter diesen Bedingungen sehr zurückhaltend, was zur hohen Arbeitslosigkeit beitrug, die vor allem Junge betrifft und die Proteste anfachte. In Cables ist immer wieder von Protesten die Rede, zum Beispiel im Jahr 2009.

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