Dienstag, 8. November 2011

Griechenland: der letzte Venizelos

Das Volk nennt ihn „Beni“. Dem dicken Evangelos Venizelos, Georgios Papandreous ewiger Rivale innerhalb dieses Ektoplasmas namens Pasok (Griechenlands „sozialistische“ Partei, haltet Euch die Nase zu) schlägt endlich seine Stunde: die Debakel wird ihn bis ins hohe Amt des Premier befördern innerhalb dieser komischen Regierung, die aus der derzeit in Athen, aber vor allem in Paris, Berlin und Cannes stattfindenden Schlacht um Griechenland entstehen wird.


Sobald Papandreou sich erdreistet hat, die Haltung eines Referendums über das „Entschuldungsabkommen“ anzukündigen, das Merkozy unter dem Vorwand der Rettung der Eurozone ausgebrütet hatte, hat das teuflischste Paar in der ganzen europäischen Geschichte der Neuzeit - Angie und Niko - getobt und den griechischen Sozialisten mit den furchtbarsten Repressalien gedroht, wenn er darauf bestehen sollte, sein Volk zu Rate zu ziehen. Geht entschieden zu weit, hieß es im Élysée-Palast und in der Bundeskanzlei, die Griechen kann man ja da halt doch nicht befragen, die sind ja zu doof, um was von der hohen Finanz zu begreifen!
Da hat der gute Georgios den Bossen nachgegeben, seine Chimäre eines Referendums in die Tasche gesteckt und bereitet sich auf Rückzug. Kann er ja nun seine „ Memoiren einer Niete“ in Ruhe verfassen.
Zur Zeit läuft ein Witz in Athen herum: nun wird Venizelos Präsident und Papandreou ... Wirtschaftsminister.

Jedoch ist Evangelos nicht der erste Venizelos, der dazu beigetragen hat, sein Land an den Rand des Abgrundes zu bringen. Seinem Vorgänger, der den hübschen Vornamen Eleftherios (den Freien) trug, und der auf den 50-Lepta-Geldstücken (ein Lepton= ein Eurocent auf Griechisch) porträtiert ist, verdankt man die Katastrophe am Sangarios, als das griechische Heer im September 1921 von der türkischen Armee platt geschlagen wurde, am Ufer jenes Flusses, der dann von den Türken auf Sakarya umbenannt wurde, als der Krieg zwischen Griechenland und der Türkei nach drei Jahren ein Ende nahm. Die Niederlage des griechischen Heers gab den türkischen Kriegsreitern den Weg frei bis nach Smyrna (Izmir). Dort wurden die Griechen regelrecht niedergemetzelt; die Überlebenden entflohen schwimmend und wurden von französischen Kriegsschiffen gerettet.

Für Eleftherios Venizelos, bis dahin eine griechische Heldenfigur - sein Epos fing mit Kretas Befreiung an und er wurde in der offiziellen Geschichte als „Gründer des modernen Griechenlands“ aufgenommen - begann nach Sangarios der zweite Teil seines abenteuerlichen Lebens. Da war er nur noch ein großer Dummkopf mit einem Hang zum Staatsstreich. Er starb elendiglich im Jahre 1936 im Pariser Exil.

Im Jahre 2011 befindet sich Griechenland in einer Lage, die an jene von 1921 ähnelt: es ist pleite.

Der zweite Venizelos ist dem ersten in keinem gewachsen. Andere Zeiten, andere Sitten (Άλλοι καιροί άλλα έθιμα : ali keri ala etima)... Der Pasok-Apparatschik hat zwischen 1993 und 2011 acht verschiedene Ministerämter bekleidet. Fast alles hat er durchgemacht: er ist Bildungs-, Verteidigungs-, Justiz-, Presseminister (usw.) gewesen. Verfügt er über eine Lösung, um Griechenland aus der Eurozone-Mühle zu helfen? Nicht, dass ich wüsste. Das Einzige, das er reichlich besitzt, ist Machthunger. Der leibliche Aasfresser.

Dem griechischen Volke steht es zu, das Sprichwort „aller guten Dinge sind drei“ nun zu widerlegen : es soll keinen dritten Venizelos erwarten, der als Mann der Vorsehung das nun zur ungezügelten Kutsche gewordene Land wieder in die Wege hinzaubern würde, bevor es endgültig in den Abgrund stürzt.

Es soll sein Schicksal wieder in die Hand nehmen - wie schon in den düstersten Zeiten seiner Geschichte - und zu dem echten freiheitlichen Geist zurückfinden, dem de „Klephten“, jenen irredentistischen „Räubern“ und Guerilleros der 1830er Revolution, und dem der kapetanioi, den Guerilleros, die zwischen 1942 und 1948 gegen die italienischen, deutschen und dann britischen Besatzungsmächte kämpften und dem der aufständischen Studenten des Polytechnikums am 17. November 1973. Dabei kann es auf die mitwirkende Sympathie der europäischen und Mittelmeervölker rechnen, Kaimane inbegriffen.

Ελευθερία ή θάνατος! (Eleftheria i thanatos), Freiheit oder Tod!

Αυμάν Ελ Καυμάν, Freiwilliger Kämpfer bei den NIBBG, Neuen Internationalen Brigaden zur Befreiung Griechenlands.

Wünsch Euch trotzdem eine schöne Woche,
Die Kraft des Geistes sei mit Euch,
... und bis zur nächsten Woche!


Quelle:

http://kayman-coupsdedent.blogspot.com/2011/11/n137-grece-le-dernier-venizelos.html

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