Freitag, 18. Februar 2011

Stuttgart 21: Neues Video vom Pfefferspray-Angriff bietet Raum für Spekulationen

S21: Ausschnitt aus dem Video
S21: Ausschnitt aus dem Video












Ein Video vom 30. September zeigt neue Aufnahmen von Personen im Umfeld der Pfeffersprayattacke. Die Szene wird diesmal aus der Gegenperspektive gezeigt. Es sieht so aus, als würde sich einer der Personen bei den Polizisten mit einer Marke ausweisen. Später macht er Platz für den Pfeffersprayer. Diese Bilder benutzte die Polizei Anfang Oktober als Beweis für die Gewalttätigkeit der Demonstranten.

Wir erinnern uns an die Geschehnisse des 30. September 2010. (gulli:News berichtete) Die Polizei hatte am sogenannten „Schwarzen Donnerstag“ Videoaufnahmen der Demonstration im Stuttgarter Schlossgarten angefertigt und diese am 05. Oktober der Presse vorgestellt. Aus dem offiziellen Polizeivideo geht eindeutig hervor, dass einer der Teilnehmer aus der Masse der Parkschützer hervortrat. Er attackierte die Polizisten mit Pfefferspray und verschwand nach wenigen Sekunden wieder in der Menge. Er wurde möglicherweise von zwei Personen begleitet, die scheinbar für ihn eine Gasse bildeten, während ein Dritter ihn nach der Tat mit seiner Hand sicher nach hinten ableitet. Kürzlich wurde ein PDF-Dokument veröffentlicht, in dem die Geschehnisse im Video genauer beleuchtet wurden. (gulli:News berichtete)
Auf den gestern veröffentlichten Aufnahmen (Video siehe unten) kann man einen jüngeren Demonstranten mit einem Sticker an seiner Jacke beobachten. Er ist anhand des Buttons sehr gut erkennbar. In seinen Händen hält er offenbar einen kleineren Gegenstand. Es sieht so aus, als zeige er diesen Gegenstand mehreren Beamten, die vorher schon Blickkontakt mit ihm aufgenommen hatten. Leider kann man nicht erkennen, ob es sich dabei um eine Polizeimarke oder etwas anderes handelt. Doch führte diese Aktion eine Veränderung des Verhaltens der Polizisten hervor. Anfangs wurde der junge Mann noch angerempelt. Man wollte ihn zunächst nicht Schulter an Schulter dulden. Dann aber durfte er an Ort und Stelle bleiben. Er stand direkt neben den Beamten und hält nur Sekunden später dem Pfeffersprayer den Rücken frei. Uns ist nicht bekannt, dass dieser Pfeffersprayer festgenommen oder die Staatsanwaltschaft gegen ihn ermittelt hätte. Im Gegensatz dazu wurde einen Tag zuvor ein vorbestrafter Betrunkener bei einer Baumumsetzaktion vor dem Bahnhofsgelände festgenommen, in Untersuchungshaft genommen und im Eilverfahren zu acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Der 26-Jährige stand während seiner Tat unter Einfluss von Alkohol und Betäubungsmitteln. Er hatte seinen Pfefferspray in einer wenig geschickten Aktion gegen zwei Beamte gerichtet. Hier ein Link zur Stuttgarter Zeitung, die am 14. Februar über das Gerichtsurteil berichtet hat.

Stuttgart 21: Szene aus dem Video.
Der Aufnahmewinkel des Videos ist ungünstig und die Auflösung nicht hoch genug, als dass man erkennen könnte, was der Mann am 30. September wirklich in seinen Händen hielt. Wie auf Demos üblich, ging alles sehr schnell. Nicht nur die Parkschützer werden sich fragen, was wirklich vor sich ging. Viele dürfte es jedoch stutzig machen, dass die Polizei den Mann direkt neben sich duldete und Beamte ihm sogar den Rücken zukehrten. Auch wenn Omnipress das Video gut aufgearbeitet und mit Kommentaren versehen hat, bleibt wieder mal jede Menge Raum für Spekulationen. Hat man den Begleiter tatsächlich anhand seiner Marke erkannt? Oder waren die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten so sehr mit der Abschottung der anwesenden Bürgerinnen und Bürger beschäftigt, dass sie einzelne Zivilisten in ihren Reihen ungewollt tolerierten? Normalerweise sind die Beamten doch sehr um ihre Eigensicherung bemüht. Merkwürdig auch, dass sich ein Beamter von einem Zivilisten nach hinten schieben lässt, um für den Pfefferspray-Angriff die Gasse zu bilden. So lässt sich normalerweise kein Polizist behandeln. Auf dem Video tritt auch ein blonder Mann mit Bart in Aktion, der später im offiziellen Polizeivideo zu sehen ist. Auch er steht in unmittelbarer Nähe des anderen Helfers vor den Polizeibeamten. Und auch bei ihm sieht es so aus, als wäre er dem Sprayer behilflich gewesen. 

Wir wollen hier aber keine Schlussfolgerungen vorwegnehmen. Mag sich jeder Zuschauer bei einem so schnellen Handlungsablauf und dem fehlenden Bild der Dienstmarke lieber sein eigenes Urteil bilden. Leider ist unwahrscheinlich, dass wir je erfahren werden, was am 30. September in Stuttgart passierte. Unverständlich jenseits aller Spekulationen bleibt, dass die Stuttgarter Staatsanwaltschaft diesbezüglich kein Verfahren eingeleitet hat. Der junge Mann mit dem Button hatte es damals ja sogar unverpixelt auf die Titelseite der BILD-Zeitung geschafft, siehe Bild in der Fotostrecke rechts. Öffentlicher können Indizien kaum verbreitet werden.

Ein weiteres aber schon älteres Video (Link) versucht mit Indizien und Spekulationen die Frage zu klären, ob es sich beim Pfeffersprayer um einen Chaoten, Demonstranten oder verkleideten Beamten handelt. Manche Fragestellungen sind auch Teil der Aufbereitung der Bilderfolge der BAG Kritische Polizisten. Obwohl sein Gesicht verpixelt ist, kann man den Helfer aufgrund seines Buttons sehr gut erkennen. Natürlich gilt auch hier der Grundsatz, dass sich jeder seine eigene Meinung bilden soll.


Das neue Video vom "Schwarzen Donnerstag": Ist der junge Mann ein Zivilist oder arbeitet er nur in Zivil?

4 Kommentare:

  1. 1.
    Ich stelle mich hier ganz bewusst mal auf eine vielleicht überraschende Seite der Betrachtung.

    Wir verlangen viel von "unseren" Polizisten.

    Einerseits sollen sie vorbildlich und integer sein.
    Sie sollen den Dreck und Abschaum von der Strasse holen (und der unterliegt höchst subjektiven Kriterien- je nach Bedrohungslage - vom Handtaschendieb bis zum "Terroristen").

    Sie sollen sie Zank und Streit selbst der idiotischsten Art schlichten, dabei aber immer Verhältnismäßigkeit wahren.

    Das gleiche gilt für zwischenmenschliche Dramen jeglicher Art.

    Und möglichst noch ein Auge zudrücken - wenn es dich selbst betrifft.

    Als Belohnung winkt dafür ein wenig "Polizistenehre" (der vielbeschworene Korpsgeist) also das Gefühl etwas "Gutes" zu tun,der Gerechtigkeit zu dienen, hier und da "echte Männeraction" mitzunehmen (je "besser" der Polizist desto mehr Action - desto höher die Karriereleiter erklommen werden kann). Dazu ein mageres Gehalt, dass , wie man hört, in keinem Verhältnis zu den geleisteten Arbeitsstunden steht, eine zerrüttete Familie/Ehe und für die weniger Integren vielleicht noch ein lukrativer Nebenverdienst beim Bösen Bruder nebenan.

    Und dann das ständige Wühlen und sich wälzen im Bodensatz unserer (Parallel-)Gesellschaften.

    Das Ideal des "Bürgers in Uniform" von unserer Regierung in den Siebzigern (für die BW) propagiert kann sich nur eine durch und durch gesunde, wohlhabende auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Gesellschaft (=Gemeinschaft) leisten.
    Einen solchen Polizisten, der alles darf & kann und nichts (Falsches)tut oder tun muss, kann es in unserer Realität nicht geben.

    Und ich glaube viele Polizisten stehen allein nur wegen dieser Unvereinbarkeit von Anspruch und Wirklichkeit unter immensem Druck.
    Druck, der von Ihren Dienstherren willentlich - je nach Bedrohungslage ;) - aufrechterhalten bzw. gesteuert wird. Druck der ursprünglich von noch weiter oben kommt und selbstverständlich auch von innen.Vom Polizisten selbst.

    Die Struktur und Hierarchie innerhalb unserer "leistungsorientierten" Gesellschaften aus der dann verdrehte "Sozialgeschöpfe" entstehen (Wir alle, ohne Ausnahme)sorgt dann für die notwendige "Selbstregulierung" (=Entladungen jeglicher Art).

    Die Ausbildung zum Polizisten sorgt nur für ein Mindestmaß an Kontrolle die Fassade betreffend - dahinter steckt ein Mensch wie jeder andere voller Frust, Wut, Trauer, Zweifel, Angst und Hass - also Emotionen die kompensiert & projiziert werden wollen.
    Das lernt man dort wie auch sonst überall, nur hier in effiziente, "staatsdienliche" Kanäle gepresst auf die ohnehin affine Persönlichkeitsstruktur sozusagen aufgebrannt.

    Einen Polizisten für seine ( Drecks )Arbeit zu beschuldigen oder gar anzuklagen kommt einem direkten Griff an die Eier gleich, denn es ist ein Angriff auf alles womit er sich als Ganzes zu definieren gelernt hat.

    Ein Bulle hat nichts anderes als Bulle zu sein - mit Leib und Seele.

    Wie stehts mit uns Nicht-Polizisten in eurem jeweilligen Arbeits- und Lebensumfeld ?

    Das gleiche Hamsterrad, nur anders bemalt, hübscher o. hässlicher, dreht sich schneller oder langsamer oder einfach nur anders herum - wenn man mal ehrlich ist- oder ?.

    AntwortenLöschen
  2. 2.
    Deswegen gibt es für mich nur zwei Möglichkeiten : Entweder man erreicht den Menschen hinter der Uniform direkt (was ich für äusserst schwierig halte ausser es betrifft die Verwandtschaft bzw. den engeren Freundes- oder Bekanntenkreis) oder aber man macht diejenigen die ohnehin klug und willens genug sind ihre Seinsumstände sowie die Rolle (das Dogma) der Polizeiarbeit im 21.Jh zu hinterfragen so umißverständlich wie möglich klar, dass sie selbst es sind die durch eben dieses Polizeidogma, mit seinen starren Routinen und Ritualen, durch den sogenannten Korpsgeist zu Handlangern kooperativer Willkür werden.Einer Willkür die als "Staat" verkleidet längst jeglichen öffentlichen Auftrag und damit Amt und Würden verspielt hat.

    Wut , Hass, Hetze sind genau die "Trigger" die die Kluft weiter vertiefen, nämlich die Kluft zwischen dir und mir. Das Spiel der Macht besteht eben genau darin Gräben auszuheben um Kluften entstehen zu lassen in die sich eigentlich nur Lemminge fallen lassen. Dann bietet man Lösungen an um den enstandenen Druck sich entladen zu lassen.Ganz egal wohin, hauptsache es dient dem Spiel.

    Und das hat viele Namen wie z.B. " K21" oder aktuell auch "Islamophobie".

    AntwortenLöschen
  3. 3.
    Der Staat kennt keine Alternative als den Staat u. allen Umständen zu erhalten.
    Durch diese implementierte Begrenzung gibt es keine wirkliche Fortentwicklung, nur Makulatur.
    Denn irgendwann kommt der Moment wo der Staat, seine Arme, seine Vertreter als Regulativ versagt haben , überflüssig oder gar gefährlich geworden sind: weil der Staat sich als künstliche Entität über einen gewissen Punkt hinaus nicht mehr entwickeln konnte - etwas wofür er auch garnicht konzipiert war - und so zum Spielball unterschiedlichster Interessen und Strömungen wird.

    Ein Übergang der nicht zum "Spiel" passt und dennoch unter allen Umständen passend gemacht werden muss.
    Genau dort sind wir heute.
    Ansonsten müsste sich der Staat selbst abschaffen, so wie einst '89.
    Und das kann er nicht. Wir haben doch "gewonnen" ! Wir sind doch die Guten !?
    Für die, die hinter unserem Staat stehen wäre das Abschaffen gleichbedeutend mit glattem Selbstmord.Das ist natürlich eine Illusion und Lüge - und eine verflucht gute wie ich zugeben muss.

    Da ist es gut eine starke, ungehobelte Polizei hinter sich zu wissen, die nicht mehr weiss als sie unbedingt wissen muss aber natürlich mehr zu wissen glaubt als der Rest zu wissen behauptet.

    Wie übrigens wir alle. Komisches Spiel dieses "Spiel".

    Und all das wäre doch durchaus einen "Welt-Bürgerkrieg" wert für den man , nach genug Chaos und Zerstörung die passende Lösung anbietet, ohne dass auch nur die Fassade des "Spiels" angekratzt würde ?

    Oder ?

    The show must go on.

    rugay

    AntwortenLöschen
  4. Ich bin ja fast der Meinung das der junge Typ,
    wenn er seine Haare etwas zurück kämmt,
    genau dieser Polizist ist, mit dem der Glatzenkopf sich unterhält.
    Im Video kommt er rechts ab Sekunde 43 ins Bild!
    http://www.youtube.com/watch?v=KJTG0KWAPsA&feature=related

    AntwortenLöschen