Dieser ursprünglich in den USA erschienene
Artikel versucht, Ausländern die hysterische Verketzerung des
beliebtesten Komikers des Landes, Dieudonné M‘Bala M‘Bala, durch die
französische Regierung zu erklären. Diana Johnstone ergreift die
Gelegenheit und zeigt auf, warum und wie die französische
Führungsschicht alle republikanischen Werte aufgibt, an die sie glaubte.
In Paris beginnen
die traditionellen Medien und die Politiker das neue Jahr mit einem
gemeinsamen Entschluss für 2014: einen französisch-afrikanischen Komiker
dauerhaft mundtot zu machen, der bei jungen Leuten zu beliebt wird.
Zwischen Weihnachten und Neujahr war es ausgerechnet der Präsident der Republik, François Hollande, der bei einem Besuch in Saudi-Arabien
anlässlich der Unterzeichnung großer Handelsabkommen sagte, dass seine
Regierung einen Weg finden müsse, die Auftritte des Komikers Dieudonné M‘Bala M‘Bala zu verbieten. Auch der französische Innenminister Manuel Valls blies in dasselbe Horn.
Innenminister Manuel Valls, ein gebürtiger Katalane |
Der Führer der konservativen Oppositionspartei UMP, Jean-François Copé,
gab dazu sofort seine Zustimmung und seine “totale Unterstützung” ab,
den unkontrollierbaren Schauspieler zum Schweigen zu bringen.
Mitten in diesem einstimmigen Medien-Chor schrieb die Wochenzeitschrift Le Nouvel Observateur einen Leitartikel, dass Dieudonné
“bereits tot“, ausgelaugt, fertig sei. Die Redaktion diskutierte offen
über die beste Taktik: Man solle versuchen, ihn wegen “Anstiftung zum
Rassenhass” ins Gefängnis zu stecken, oder seine Auftritte aufgrund der
möglichen „Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ zu verbieten. Zudem
könne man auf die Gemeinden Druck auszuüben, indem man ihre
Kultursubventionen reduziere, wenn sie Dieudonné auftreten ließen.
Das spöttische Klischee lautet, “Dieudonné kann niemanden mehr zum Lachen bewegen.”
Der Führer der konservativen Oppositionspartei UMP, Jean-François Copé ist der Sohn des Krebsspezialisten Roland Copé und dessen Ehefrau Monique Ghanassia |
In Wirklichkeit trifft das Gegenteil zu. Und da ist auch das Problem.
Auf seiner letzten Tour durch französische Städte zeigen die Videos
große Säle voller Leute, die sich über ihrem Lieblingskomiker schier
krummlachen. Er popularisierte eine einfache Geste, die er Quenelle [Klößchen] nennt. Diese Geste wird von jungen Leuten in ganz Frankreich imitiert. Sie bedeutet ganz einfach und klar:” Wir haben die Schnauze voll.”
Als Vorwand für die Zerstörung Dieudonnés haben die wichtigsten jüdischen Organisation, der CRIF (Ratsvertreter der jüdischen Institutionen Frankreichs, das französische Äquivalent der AIPAC) und die LICRA (Internationale Liga gegen Rassismus und Antisemitismus), die besondere Privilegien im französischen Recht genießt [1], eine extravagante Geschichte herausgegeben, die Dieudonné und seine Anhänger als “Nazis” abstempelt. Die Quenelle ist
natürlich nur eine unflätige Geste, die etwa “im Arsch” bedeutet, mit
einer auf den anderen nach unten zeigendem Arm gelegten Hand, um die
Länge der Quenelle anzuzeigen.
Aber für den CRIF und die LICRA ist die Quenelle „ein Nazi-Gruß in umgekehrter Richtung“. (Man kann nie “wachsam” genug sein, wenn man einen versteckten Hitler sucht).
Wie jemand erwähnte, kann ein “umgekehrter Nazi-Gruß ” gut als
Anti-Nazi betrachtet werden, falls die Geste etwas mit “Heil Hitler” zu
tun hätte. Aber das ist eindeutig nicht der Fall.
Trotzdem übernehmen die Medien diese Behauptung einfach oder behaupten zumindest, dass “manche die Quenelle als
einen umgekehrten Nazi-Gruß betrachten.” Egal, dass diejenigen, die
diese Geste praktizieren, genau wissen, was sie bedeutet: „N*que le
système“ [F*** the system!]
Aber inwieweit sind der CRIF und die LICRA “das System”?
Frankreich hat ein großes Lach-Bedürfnis
Die
französische Industrie verschwindet allmählich, mit Fabriken, die eine
nach der anderen schließen. Die Besteuerung von einkommensschwachen
Bürgern ist im Vormarsch, um die Banken und den Euro zu retten. Die Enttäuschung über die Europäische Union wird
immer stärker. Die EU-Vorschriften verhindern jegliche ernsthafte
Schritte, um den Zustand der französischen Wirtschaft zu verbessern. In
der Zwischenzeit schwingen die Politiker von Links und Rechts weiterhin
ihre hohlen Reden, geschmückt mit Klischees über “Menschenrechte” – vor
allem als Vorwand für einen Krieg im Nahen Osten oder für Schmähreden gegen China und Russland. Der Anteil der positiven Meinungen über Präsident Hollande ist auf 15 % gesunken. Noch wählen die Leute, aber mit dem Ergebnis der gleichen, von der EU beschlossenen Politik.
Warum konzentriert also die herrschende Klasse ihre Anprangerung auf
„den talentiertesten Humoristen seiner Generation” (so wie seine
Kollegen zugeben, selbst wenn sie ihn auch denunzieren)?
Eine kurze Antwort ist wahrscheinlich die, dass die steigende Popularität von Dieudonné bei der Jugend eine Vergrößerung der Kluft zwischen den Generationen bedeutet. Dieudonné
macht seine Scherze auf Kosten des gesamten politischen Establishments.
Was zu einer Flut von Beleidigungsanzeigen führt und zu Ansätzen, seine
Aufführungen zu verbieten, ihn finanziell zu ruinieren und sogar ins
Gefängnis zu stecken. Die verbalen Angriffe bieten günstige Umstände für
körperliche Angriffe gegen ihn. Vor ein paar Tagen wurde sein Assistent
Jacky Sigaux am helllichten Tag von mehreren maskierten Männern vor dem Rathaus des 19. Bezirks – direkt gegenüber dem Park der Buttes-Chaumont – körperlich angegriffen. Er hat Klage eingereicht.
Aber welchen Schutz können wir seitens einer Regierung erwarten, deren Innenminister, Manuel Valls – zuständig für den Polizei – versprochen hat, Wege zu finden, um Dieudonné zum Schweigen zu bringen?
Dieser Fall ist wichtig, aber es ist fast sicher, dass er in den Medien außerhalb Frankreichs nicht
richtig behandelt werden wird, – genauso, wie er in der französischen
Presse nicht korrekt behandelt wird, welche die Quelle von fast allem
ist, was im Ausland gemeldet wird. Probleme im Zusammenhang mit der
Übersetzung, ein Anteil von Missverständnissen und Falschdarstellung
kommen noch zur Verwirrung hinzu.
Warum hassen sie ihn?
Dieudonné M’Bala M’Bala kam vor 48 Jahren in den Vororten von Paris auf die Welt. Seine Mutter war eine Weiße aus der Bretagne, sein Vater war ein Afrikaner aus Kamerun. Dies sollte aus ihm ein Modell-Kind des “Multikulturalismus”
machen, den die vorherrschende Ideologie der Linken zu fördern sucht.
Und während des ersten Teils seiner Karriere, im Duo mit seinem
jüdischen Freund Elie Semoun, war er genau das: Er machte Kampagne gegen den Rassismus, konzentrierte seine Angriffe auf den Front National, und präsentierte sich sogar bei den Kommunalwahlen gegen einen Kandidaten des Front National in Dreux, eine Schlafstadt 90 Kilometer westlich von Paris, wo er wohnt. Wie die besten Humoristen hat Dieudonné
immer die aktuellen Ereignisse aufs Korn genommen, aber mit
ungewöhnlichem Engagement und seltener Würde in seinem Beruf. Seine
Karriere blühte auf, er spielte in Filmen, wurde im Fernsehen eingeladen
und arbeitete dann allein. Er ist ein sehr guter Beobachter, brillanter
und subtiler Nachahmer von verschiedenen Arten von Persönlichkeiten und
Volksgruppen, seien es nun Afrikaner oder etwa Chinesen.
Vor
zehn Jahren, am 1. Dezember 2003, war er Gast in einer Fernsehsendung
mit dem Titel „On ne peut pas plaire à tout le monde“ [Man kann es nicht
allen recht machen], einem sehr passenden Namen. Dieudonné
war als “zum extremistischen Zionismus Konvertierter” vage verkleidet
auf die Bühne gekommen und schlug den anderen Protagonisten vor,
„Mitglied der guten israelisch-amerikanischen Achse“ zu werden. Diese
relativ moderate Infragestellung der “Achse des Bösen” von George W. Bush schien völlig im Einklang mit der Zeit. Der Sketsch endete mit einem kurzen “Isra-Heil“-Gruß. Das war weit entfernt von dem Dieudonné
der Anfangszeit, aber der populäre Komiker wurde von den anderen
Akteuren dennoch mit Begeisterung begrüßt, während das Publikum ihm
stehenden Applaus gab.
Das Ganze fand im ersten Jahr des US-Angriffs auf den Irak statt und Frankreich hatte seine Beteiligung verweigert, was in Washington dazu
führte, die französischen „pommes frites“ (Belgisch in Wirklichkeit)
auf “freedom fries” umzutaufen. Danach begannen die Proteste,
insbesondere im Hinblick auf die Schluss-Geste, die als eine
Gleichsetzung zwischen Israel und Nazi-Deutschland aufgefasst wurde.
“Antisemitismus!” rief man, auch wenn das Ziel des Sketsches Israel und die USA und
ihre Verbündeten im Nahen Osten waren. Die Forderungen, seine
Aufführungen zu verbieten, ihn vor Gericht zu verklagen und seine
Karriere zu zerstören, vervielfältigten sich. Dieudonné
versuchte zu erklären, dass sein Sketsch nicht die Juden als solche
beträfe, aber anders als Andere vor ihm entschuldigte er sich nicht für
eine Beleidigung, die er seinem Erachten nach nicht begangen hatte.
Warum gab es keine Proteste seitens der Afrikaner, die er verspottet?
Oder der Moslems oder der Chinesen? Warum hat eine einzige Gemeinschaft
mit so viel Wut reagiert?
Dann kam ein Jahrzehnt der Eskalation. Die LICRA begann
mit einer langen Serie von gerichtlichen Klagen gegen ihn
(“Aufforderung zu Rassenhass”), die sie am Anfang verlor, aber dennoch
nicht einstellte. Statt nachzugeben, stieß Dieudonné nach jedem Angriff seine Kritik am “Zionismus” weiter voran. Zur gleichen Zeit wurde Dieudonné
allmählich von den Fernsehstudios gemieden und von den
Mainstream-Medien wie ein Paria behandelt. Erst die jüngste Flut von
Internet-Bildern, welche die von jungen Leuten gemachte Geste der Quenelle zeigen, brachte das Establishment zum Entschluss, dass ein frontaler Angriff effektiver wäre als der Versuch, sie zu ignorieren.
Der ideologische Hintergrund
Wenn man die Bedeutung der Dieudonné-Affäre
verstehen will, muss man den ideologischen Kontext kennen. Aus Gründen,
die zu komplex sind, um sie hier vorzustellen, gibt es die französische Linke praktisch
nicht mehr, deren Hauptanliegen einst das Wohlergehen der Arbeitnehmer,
soziale Gerechtigkeit, Kampf gegen Angriffskriege und Meinungsfreiheit
waren. Die Rechte gewann die entscheidende Schlacht um die Wirtschaft
mit dem Triumph der Strategien, welche die Währungsstabilität und die
Interessen des internationalen Finanzkapitals (“Neoliberalismus”)
fördern. Als Trostpreis hat die Linke eine bestimmte ideologische
Vorherrschaft, basierend auf Anti-Rassismus, Anti-Nationalismus und das
Engagement für die Europäischen Union
– und sogar das hypothetische “soziale Europa”, das sich schnell als
eine Träumerei herausstellte. In der Tat fällt diese Ideologie perfekt
mit einer Globalisierung zusammen, die sich den Anforderungen des Internationalen Finanzkapitals unterwirft.
Aus Mangel an einer echten sozialen und wirtschaftlichen Linken, versank Frankreich in einer Art “Identitätspolitik”, die sowohl Multikulturalismus verherrlicht, als auch vehement gegen “Kommunitarismus”
agiert…….. Aber manche ethnische Besonderheiten sind noch weniger
willkommen als andere. Der islamische Schleier wurde zuerst in den
Schulen verboten und Forderungen, ihn im öffentlichen Raum zu verbannen,
werden immer aktueller. Der Niqab und die Burka sind zwar selten, aber
gesetzlich verboten. Kontroversen über Halal-Essen
brechen in Kantinen aus, über Gebete auf öffentlichen Straßen, während
Karikaturen regelmäßig den Islam verspotten. Egal, wie man darüber
denkt, der Kampf gegen den Kommunitarismus kann
von manchen als ein Kampf angesehen werden, der gegen eine bestimmte
Gemeinschaft gerichtet ist. Gleichzeitig stehen die französischen
Politiker an der Spitze der Kriegstreiber gegen die muslimischen Ländern
wie Libyen und Syrien, während sie ihre Ergebenheit gegenüber Israel zur Schau tragen.
Parallel dazu ist eine andere Gemeinschaft dauerndes Objekt
liebevoller Fürsorge. In den letzten 20 Jahren, während die religiöse
Praxis und das politische Engagement merklich nachgelassen haben, wurde
der Holocaust - in Frankreich Shoah genannt – allmählich zu einer Art Staatsreligion. Die Schulen feiern jedes Jahr den Holocaust,
er dominiert in einem historischen Bewusstsein, das wie andere Aspekte
der Sozial- und Geisteswissenschaften auf dem Rückzug ist. Insbesondere
ist der Aspekt der Shoah der einzige, der von allen Ereignissen der langen Geschichte Frankreichs durch ein Gesetz geschützt wird.
Das so genannte Gayssot-Gesetz verbietet jede Infragestellung der Geschichte der Shoah, eine absolut beispiellose Beeinträchtigung der Meinungsfreiheit. Darüber hinaus wurden bestimmten Verbänden wie der LICRA Privilegien
zugestanden, um Einzelpersonen vor Gericht auf Grund von “Anstiftung
zum Rassenhass” (sehr breit und ungleich ausgelegt) verfolgen zu können,
mit der Möglichkeit, Schadenersatz und Zinsen im Namen der “beleidigten Gemeinschaft” einkassieren zu können. In der Praxis werden diese Gesetze vor allem für die Verfolgung des angeblichen “Antisemitismus” und “Revisionismus” der Shoah verwendet.
Auch wenn sie oft von den Gerichten abgewiesen werden, gestatten solche
rechtliche Maßnahmen Belästigungen und Einschüchterungen. Frankreich ist eines der wenigen Länder, wo die BDS-Bewegung
(Boykott, Desinvestition, Sanktionen) gegen die israelischen
Koloniesiedlungen wegen “Anstiftung zum Rassenhass” auch vor Gericht
angefochten werden kann.
Die gewalttätige Organisation Ligue de Défense Juive (LDJ) [jüdische Verteidigungs-Liga], die in den USA und selbst in Israel verboten
wurde, ist bekannt für zusammengeschlagene Buchhandlungen oder Angriffe
auf isolierte Einzelpersonen, manchmal auch auf alte Leute. Wenn die
Angreifer identifiziert sind, ist die Flucht nach Israel ein guter Ausweg. Die Opfer der LDJ erwecken
in den öffentlichen Medien niemals eine vergleichbare massive Empörung,
wie das der Fall ist, wenn ein jüdischer Bürger einen grundlosen
Angriff erleidet. Darüber hinaus gehen die Politiker mit dem gleichen
Eifer zum jährlichen Dinner des CRIF, wie amerikanischen Politiker zum AIPAC-Abendessen gehen – nicht um ihre Wahlkämpfe zu finanzieren, sondern ihr Wohlwollen unter Beweis zu stellen.
Frankreich hat
die größte jüdische Gemeinde in Westeuropa, eine Bevölkerung, die der
Abschiebung während der deutschen Besatzung weitgehend entgangen ist,
während der die jüdischen Immigranten in Konzentrationslager deportiert
wurden. Neben einer jüdischen Gemeinde, die seit langem etabliert ist,
gibt es viele Neulinge mit Ursprung aus Nordafrika.
All dies trägt zu einer Bevölkerung mit sehr dynamischem Erfolg bei,
sehr präsent in den sichtbarsten und beliebtesten Berufen (Journalismus,
Show-Business, wie auch Wissenschaft und Medizin u.a.).
Von allen französischen politischen Parteien ist die Sozialistische Partei (vor allem über die Arbeiter-Partei von Shimon Peres, der Mitglied der Sozialistischen Internationale ist) diejenige, die die engsten historischen Verbindungen mit Israel hat. In den 1950er Jahren, als Frankreich die algerische nationale Befreiungsbewegung bekämpfte, hatte die französische Regierung (über Peres) zur israelischen Produktion von Atomwaffen beigetragen. Heute ist es nicht die Arbeiter-Partei, die Israel führt, sondern die extreme Rechte. Der letzte Freundschaftsbesuch von François Hollande bei Benjamin Netanjahu zeigte, dass der Rechtsdrall des politischen Lebens in Israel die Beziehungen absolut nicht beeinträchtigt hat, ja, sie sogar enger als je zuvor erscheinen.
Dennoch ist die jüdische Gemeinde sehr klein im Vergleich zu der
Vielzahl der arabischen Einwanderer aus Nordafrika oder der schwarzen
Einwanderer aus den ehemaligen französischen Kolonien in Afrika. Vor
einigen Jahren hatte Pascal Boniface, renommiertes Mitglied der Intellektuellen, vorsichtig die Führer der Sozialistischen Partei gewarnt,
dass ihre Vorliebe für die jüdische Gemeinde letztendlich Wahlprobleme
verursachen könnte. Diese Warnung war in einem Dokument einer
politischen Analyse enthalten und hatte einen Aufschrei provoziert, der
ihn fast seine Karriere gekostet hatte.
Aber die Tatsache bleibt: Als Franzose arabischer und afrikanischer Herkunft hat man leicht das Gefühl, dass der “Kommunitarismus“, der wirklich Einfluss hat, der jüdische Kommunitarismus ist.
Die politische Verwendung des Holocaust
Norman Finkelstein hat vor einiger Zeit gezeigt, dass der Holocaust für
wirklich wenig noble Zwecke benützt werden kann, wie beispielsweise
Gelder von Schweizer Banken zu erpressen. Allerdings ist die Situation
in Frankreich ganz anders. Es gibt wenig Zweifel, dass die ständigen Erinnerungen an die Shoah als eine Art Schutz für Israel gegen die Feindseligkeit wirken, die durch die Behandlung der Palästinenser generiert wird. Aber die Religion des Holocaust hat eine tiefer greifende politische Auswirkung, die keine direkte Verbindung mit dem Schicksal der Juden hat.
Mehr als alles andere wurde Auschwitz als Symbol dafür interpretiert, wozu der Nationalismus führt. Der Hinweis auf Auschwitz wurde verwendet, um Europa ein
schlechtes Gewissen einzureden, und besonders den Franzosen, wenn man
berücksichtigt, dass ihre relativ bescheidene Rolle in diesem Fall
[Auschwitz] eine Folge der militärischen Niederlage und Besetzung des
Landes durch die deutsche Wehrmacht gewesen ist. Bernard-Henri Lévy, der Schriftsteller, dessen Einfluss in den letzten Jahren in groteskem Verhältnis wuchs (er hetzte Präsident Sarkozy in den Krieg gegen Libyen),
begann seine Karriere, indem er argumentierte, dass “Faschismus” die
authentische “französische Ideologie” sei. Schuld, Schuld, Schuld. Da
man aus Auschwitz das
bedeutendste Ereignis der Zeitgeschichte gemacht hatte, rechtfertigen
eine Reihe von Schriftstellern und Persönlichkeiten des öffentlichen
Lebens die wachsende Macht der Europäischen Union als notwendige Erneuerung der europäischen, grundsätzlich “schlechten” Nationen. Nie wieder Auschwitz!
Die Nationalstaaten in einer technokratischen Bürokratie auflösen,
befreit von dem emotionalen Einfluss der Bürger, die nicht richtig
wählen könnten. Fühlen Sie sich als Franzose? Oder als Deutscher? Sie
sollten sich dafür schämen – wegen Auschwitz.
Die Begeisterung der Europäer für die EU nimmt
immer mehr ab, weil diese ihre Volkswirtschaften ruiniert und ihnen
jede demokratische Kontrolle auf sie entzieht. Sie können für die
Homo-Ehe stimmen, nicht aber die kleinste Keynes‘sche Maßnahme und noch
weniger für eine soziale Maßnahme. Die Schuld für die Vergangenheit soll
zumindest ihre Loyalität gegenüber dem europäischen Traum
aufrechterhalten.
Die Fans von Dieudonné sind – nach den Fotos zu
urteilen – vor allem junge Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren zu
sein. Sie sind gut zwei Generationen nach dem zweiten Weltkrieg geboren.
Sie haben ihr Leben lang über die Shoah sprechen
hören. Mehr als 300 Pariser Schulen tragen eine Gedenktafel über das
katastrophale Schicksal jüdischer Kinder, die in Konzentrationslager
deportiert wurden. Was kann die Wirkung von alldem sein?
Für viele, die lange nach diesen schrecklichen Ereignissen geboren
wurden, scheint es, dass jeder sich schuldig fühlen müsse, – wenn schon
nicht für das, was sie nicht getan haben, dann zumindest für das, was
sie gemacht hätten, wenn sich dazu die Gelegenheit geboten hätte…..
Als Dieudonné “Chaud Cacao” (heißer Kakao), ein altes, ein bisschen rassistisches, “tropisches” Lied in “Shoah Ananas” umwandelte, wurde der Refrain von den Dieudonné-Fans begeistert angenommen. Ich hoffe, dass sie nicht die wirkliche Shoah verspotten,
sondern eher diejenigen, die sie die ganze Zeit an Ereignisse erinnern,
um ihnen ein Gefühl der Schuld, der Bedeutungslosigkeit und der
Schwäche einflößen. Ein Großteil dieser Generation hat das Gerede über
den Zeitraum von 1939-1945 satt, während ihre eigene Zukunft sich düster
ausnimmt.
Niemand weiß, wann aufhören
Letzten Sonntag hat Nicolas Anelka, ein bekannter Afro-belgischer Fußballspieler [2], der in England spielt, eine Quenelle gemacht, nachdem er ein Tor geschossen hatte – aus Solidarität mit seinem Freund Dieudonné M‘Bala M‘Bala -. Nach dieser einfachen und grundsätzlich unbedeutenden Geste, hat der Tumult neue Höhen erreicht.
In der französischen Nationalversammlung vertritt Meyer Habib die “Franzosen aus dem Ausland” – darunter 4000 Israelis französischer Herkunft [3]. Am vergangenen Montag hat er getweeted: „Die Quenelle von Anelka
ist unerträglich! Ich werde einen Gesetzesantrag vorlegen, um diesen
neuen von Antisemiten praktizierten Nazi-Gruß zu bestrafen.“
Frankreich hat Gesetze verabschiedet, um den “Antisemitismus zu
bestrafen”. Das Ergebnis ist umgekehrt. Solche Bestimmungen zielen
einfach darauf ab, die alte Idee zu bestätigen, dass die “Juden das Land
dirigieren” und tragen zum Aufstieg des Antisemitismus bei.
Wenn junge Franzosen einen Franco-Israeli sehen,der versucht, eine
einfache Geste in ein Delikt zu verwandeln, wenn die jüdische Gemeinde
mobilisiert, um ihren Lieblingskomiker zu verbieten, kann das den Antisemitismus nur noch schneller stärken.
Das Kräfteverhältnis in dieser Eskalation ist sehr ungleich verteilt.
Ein Komiker hat nur seine Worte und Fans als Waffen, die verschwinden
könnten, wenn die Situation sich zuspitzt. Auf der anderen Seite aber
türmt sich die vorherrschende Ideologie und die Macht des Staates.
In einem solchen Konflikt hängt der zivile Frieden von der Weisheit
und der Kapazität jener ab, die die Macht haben, Zurückhaltung zu
zeigen. Wenn sie nichtso handeln, könnte es ein Spiel ohne Sieger
werden.
Quelle
" (...)...wurde der Holocaust - in Frankreich Shoah genannt – allmählich zu einer Art Staatsreligion. Die Schulen feiern jedes Jahr den Holocaust, er dominiert in einem historischen Bewusstsein, das wie andere Aspekte der Sozial- und Geisteswissenschaften auf dem Rückzug ist. Insbesondere ist der Aspekt der Shoah der einzige, der von allen Ereignissen der langen Geschichte Frankreichs durch ein Gesetz geschützt wird."
AntwortenLöschenSpätestens hier müsste O-Normalverbraucher eigentlich kapieren was Sache ist : Frankreich, quasi selbst "verfolgt" durch ein durch Nazis besetztes Land das mit der Judenverfolgung an sich nix zu tun hatte muss ausgerechnet eben jenen jüdischen Opfern (von über 50 Millionen Kriegsopfern des WWII) "per Dekret" huldigen.
Völlig absurd, der blanke Hohn.
Von den grotesken Anschuldigungen gegen M'Bala braucht man da nicht einmal anfangen.
Es wäre schön wenn sich die "Quenelle" in € ausbreiten würde. Schon allein aus Solidarität.
Die paranoide Hysterie von Seiten der Medien und der Politik erklärt sich durch die bekannte römische Anekdote über den Senator der vorschlug Roms Sklaven mit einem
Erkennungsband zu kennzeichnen, worauf die Antwort kam, dass es nicht ratsam sei den Sklaven bewusst zu machen wie viele es wirklich von ihnen im Römischen Reich gibt.
Ausserdem könnte es durchaus auch sein, dass unseren "erlauchten" Führungsriegen angesichts der Dinge die da bereits heranrollen, allmählich ganz einfach der A**** auf Grundeis geht.