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Montag, 21. Oktober 2013
Katar ist raus
Katar bietet der syrischen Regierung an, die diplomatischen Beziehungen wiederaufzunehmen. Das meldet gerade ITAR-TASS* unter Berufung auf Al-Mayadeen, und obwohl sowas in der Art vor kurzem auch schon bei Al-Manar angemerkt wurde, ist das doch mal eine Nachricht. Emir Tamim führt damit die von ihm mit seinem Machtantritt begonnene Linie zu einem logischen Ende. “Gewinnen” kann Katar nicht mehr, inzwischen ist es wichtig, nicht mehr zu verlieren.
Das Ziel Katars in diesem Krieg war der Regimewechsel zugunsten der dem Emir hörigen Moslembrüder. Dieses Ziel ist definitiv nicht mehr zu erreichen; die “Brüder” sind im gesamten Nahen Osten gescheitert. Etwas Einfluß haben sie noch in Libyen und Tunesien, aber es kann unter keinen Umständen mehr die Rede von einer Machtübernahme in der Region sein. Andere politische Ziele hatte Katar nicht, folglich kann man auch offiziell ausscheiden.
Mehr noch, die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen bedeutet, dass Emir Tamim die Wahrscheinlichkeit eines Umschwungs zugunsten Saudi-Arabiens in Syrien gering schätzt. Das Ziel des Königreichs im Syrienkrieg ist eine Spaltung des Landes, ein Weitertragen des Krieges in den Irak und die Schaffung eines “sunnitischen Puffers” zwischen der Arabischen Halbinsel, den schiitischen Gebieten im Irak, der alawitischen Enklave an der Küste Syriens und schließlich dem Iran. Die Saud sind aus diesem Grunde weiterhin in Syrien und dem Irak aktiv, wo sie mit den Händen der von ihnen finanzierten Rebellenbanden Krieg führen; Tamim al-Thani scheint aber etwas zu wissen, was die Saud nicht wissen wollen.
Emir Tamim positioniert sich eindeutig als Vasall Obamas und seiner Gruppierung und also gegen dessen Konkurrenten. Der junge Emir geht damit in seinem Einsatz aufs Ganze. Im Falle eines Fiaskos der Obama-Politik wird man ihn um sein persönliches Schicksal schwerlich beneiden können, denn weder die “republikanischen” Falken in den USA, noch die israelische Kriegspartei oder die Saud werden ihm diesen unverhohlenen Verrat verzeihen. Der Emir wird indes sicher nicht so handeln, weil er in einer ausweglosen Lage ist, obwohl gerade die finanzielle Situation im Emirat bedrohlich werden kann. Vielmehr erklärt er damit seine Neutralität in den kommenden, sich bereits abzeichnenden Entwicklungen.
* Bei ITAR-TASS steht derzeit (20.10.2013, 02:26 GMT+1) allerdings noch der Name des alten Emirs. Wohl ein Versehen?
http://www.chartophylakeion.de/blog/2013/10/20/katar-ist-raus/#.UmT0fiQnQ9V
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