Seitdem John Kerry zum Außenminister der USA ernannt wurde, durfte
die Welt auf erste bemerkenswerte Handlungen seines Hauses warten, um
zu sehen, wohin die außenpolitische Reise der USA unter seiner
Amtsführung gehen wird. Am gestrigen Donnerstag gab es nun eine solche
bemerkenswerte Handlung seines Hauses.
Am Donnerstag Morgen hatte ein Selbstmordattentäter in Damaskus einen Autobombenanschlag
verübt, durch den mehr als 50 Menschen ermordet und über 200 Menschen
verletzt wurden. Außerdem entstand durch die Explosion ein
beträchtlicher Sachschaden, unter anderem am Gebäude der russischen
Botschaft. Militärische Ziele gab es in der Gegend nicht. Ein zweiter
Selbstmordattentäter konnte in unmittelbarer Nähe des Anschlagsortes überwältigt werden, bevor es ihm gelang, seine Autobombe zu zünden. Der Sachverhalt ist insoweit weitgehend unstrittig.
Russland hat im UN-Sicherheitsrat den Entwurf einer Presseerklärung
zirkulieren lassen, mit der der UN-Sicherheitsrat den Terroranschlag in
Damaskus verurteilen sollte. Presseerklärungen des UN-Sicherheitsrates
haben keine völkerrechtlichen Konsequenzen. Sie dienen dem
UN-Sicherheitsrat lediglich dazu, öffentlich eine gemeinsame Meinung zum
Ausdruck zu bringen. Die öffentliche Ablehnung von Terroranschlägen
unter welcher Rechtfertigung auch immer war bisher eine gemeinsame
Position der fünf permanenten Sicherheitsratsmitglieder. Routinemäßig
verurteilt der UN-Sicherheitsrat deshalb in Presseerklärungen
Terroranschläge in der ganzen Welt, von wem auch immer, gegen wen auch
immer, und unter welcher Rechtfertigung auch immer sie verbrochen
werden.
Nach einer mehrstündigen Beratung im UN-Sicherheitsrat wurde gestern jedoch klar,
dass die USA sich weigern, diese Politik fotzusetzen und den
Terroranschlag zu verurteilen, und einer Verteilung von Terror in Syrien
nur zustimmen, wenn die syrische Staatsführung gleichzeitig wegen
Kampfhandlungen gegen bewaffnete Freischärler, die mit Gewalt einen
Regierungssturz anstreben, verurteilt wird. Russland gab daraufhin eine Presseerklärung
heraus, in der Russland mitteilte, dass die USA eine Verurteilung des
gestrigen Terroranschlages in Damaskus blcokieren und mit anderen Fragen
verknüpfen, und dass Russland “diese Suche nach Rechtfertigungen für
Terrorhandlungen” als “inakzetabel” betrachtet. Außerdem erklärte
Russland in der Presseerklärung, die USA würden damit diejenigen
ermutigen, die wiederholt amerikanische Interessen, einschließlich
diplomatischer Missionen der USA, angegriffen haben. Russische Agenturen
berichteten
am Freitag Morgen unter Berufung auf den russischen Außenminister
Sergej Lawrow, der den USA Doppelmoral vorwarf, über die
US-amerikanische Weigerung, den gestrigen Bombenanschlag zu verurteilen.
Die den in den USA herrschenden Kreisen nahesthende angelsächsische Nachrichtenagentur Reuters bestätigte
die russische Darstellung des Sachverhaltes in der Substanz. Demzufolge
hat Erin Pelton, Sprecherin der US-Botschaft bei der UN, zwar
bestritten, dass die USA die Presseerklärung blockiert hätten, jedoch
gleichzeitig erklärt, die USA hätten verlangt, in eine Presseerklärung
zur Verteilung de gestrigen Terroranschlages in Damaskus Kritik am
syrischen Präsidenten Bashar Al-Assad aufzunehmen, was Russland jedoch
abgelehnt habe.
Das US-Außenministerium unter Führung von John Kerry hat mit dem
Verlangen der Verknüpfung der Verurteilung des Terroranschlages mit
anderen, politisch strittigen Fragen ein erstes großes Ausrufezeichen
gesetzt. John Kerry hat als seine erste größere außenpolitische
Entscheidung den internationalen Konsens der bedingungslosen Ablehnung
von Terrorismus aufgekündigt. Zukünftig operieren die USA also, wie es US-Medien
bereits seit einiger Zeit vorwegnehmen, manchmal offen mit Terrorismus.
Die außenpolitische Strategie von John Kerry in Bezug auf den Umgang
mit Terrorismus passt mit Sicherheit gut zum US-amerikanischen NATO-Partner Türkei. Der türkische Botschafter Ahmet Kavas hatte bekanntlich vor Kurzem der staunenden Weltöffentlichkeit mitgeteilt:
“Das Wort Terrorismus ist ein französische Erfindung. Es kann nicht das
Werk von Muslimen sein” und “Al-Kaida unterscheidet sich von Terror.”
Kehrseiten hat die neue US-Strategie zum Umgang mit Terrorismus
allerdings auch. Wann auch immer zukünftig Al Kaida oder eine andere
Terrororganisation einen mörderischen Terroranschlag gegen US-Bürger
begeht, müssen die USA es nun hinnehmen, dass die Weltöffentlichkeit
sie darauf hinweist, dass Terroranschläge nach den Maßstäben der USA nur
zu verurteilen sind, wenn gleichzeitig beispielsweise die weltweiten US-geführten Kriege verurteilt werden.
Quelle:
http://nocheinparteibuch.wordpress.com/2013/02/22/usa-verweigern-verurteilung-von-massenmorderischem-terroranschlag/
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