Der griechische Premierminister Alexis Tsipras besucht Moskau am 9. April 2015. Gleichzeitig soll Athen spätestens am Donnerstag 450 Mill. Euro an den Internationalen Währungsfond bezahlen, weitere 200 Mill. Euro am 1. Mai und 763 Mill. Euro am 12. Mai. Die Kreditagentur Moody's beurteilt Tsipras Chancen mit 50 %, was besser ist als Ukraines, deren Risiko für einen Staatsbankrott bei nahe 100% liegt.
Viele glauben, Tsipras reist nach Moskau, um finanzielle Hilfe zu suchen. Russland könnte Kredite von 1 -2 Mrd. Euro geben, trotz der Rezession. Aber das hat Moskau nicht verlauten lassen und formell hat Griechenland keine russischen Kredite verlangt. Das Gespräch Tsipras-Putin wird sich um die wirtschaftlichen Verbindungen, die Lage in Griechenland sowie die Sanktionen gegen Russland drehen.
Die russischen Behörden sind inoffiziell bereit, Darlehen zu diskutieren im Tausch gegen gewisse griechische Angebote, schreibt die Zeitung Kommersant. Ein Hauptthema ist laut der Zeitung Athens Interesse an der Teilnahme am Bau der Gasleitung "Turkish Stream", die das South-Stream-Projekt ersetzen soll, dass kürzlich durch die USA und ihre Marionetten Bulgarien und Brüssel vereitelt wurde
Laut der Zeitung besuchte der griechische
Energieminister, Panayiotis Lafazanis in der vorigen Woche Moskau, um
Rabatte auf russische Gaslieferungen zu erhalten. Griechische Behörden,
so behauptet man hingegen, seien bereit, russischen Unternehmen die
Möglichkeit zu bieten, an der Öl-und Gas-Prospektierung im Jonischen
Meer teilzunehmen.
Unter den möglichen Alternativen gibt es auch
die russische Übernahme des Gasunternehmens DEPA, dem privatisierten
Eisenbahn-Operateur TRAINOSE und den Häfen in Athen und Thessaloniki.
Diese Projekte haben Gazprom und die russische Eisenbahngesellschaft
schon früher interessiert. Selbst China hat auch sein Interesse erklärt,
in Thessalonikis Hafen und das griechische Eisenbahnnetz zu
investieren.
Laut dem Vertreter der russischen
Lebensmittelinspektion Rosselchoznadzor Aleksejenko kann Griechenland
die Möglichkeit zurückbekommen, Käse auf dem russischen Markt zu
verkaufen nach einer Inspektion der Tierhaltung.
Europa reagiert
nervös auf den Moskau-Besuch von Tsipras. Brüssel rät dem griechischen
Premier ab, russische Gelder entgegenzunehmen. Aber Tsipras befindet
sich in einer Notlage. Er hat seinen Wählern versprochen, die
Sparmaßnahmen aufzuheben, aber sein neuer Handlungsplan hat von der EU
und dem IWF keinen Beifall gefunden. Sie weigern sich bisher,
Griechenlands Schulden umzustrukturieren und dem Land neue Darlehen zu
geben. Laut der britischen Zeitung Telegraph hat Athen einen
Reserveplan, die nationale Valuta Drachme wieder einzuführen.
Bei
seinem Besuch wird Tsipras Präsident Putin, den Premierminister Dmitri
Medwedew, den Sprecher der Staatsduma Sergej Narysjkin und den
Patriarchen Kirill der russischen orthodoxen Kirche treffen.
In
einem Exklusiv-Interview mit Tass sagt Tsipras, dass die Beziehungen
zwischen Russland und Griechenland ein großes Potential haben. Er hat
früher schon erklärt, dass er die Sanktionen gegen Russland für sinnlos
hält, aber gleichzeitig hat sein Außenminister in Brüssel nicht
dagegengestimmt.
Griechenland macht einen schwierigen
Balancegang, aber die Freundschaft mit Russland, die keineswegs
konjunkturbedingt ist, setzt die EU unter Druck.
Dass Griechenland am
Dienstag zum ersten Mal die Schadensersatzforderungen an Deutschland
für die Besatzungszeit im 2. Weltkrieg auf 278 Milliarden Euro
festlegte, ist auch eine Art, Druck auf den Gegner auszuüben.
Der
Kommentar des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble "Ich finde
die Forderung ehrlich gesagt dumm" wird die Beziehungen nicht
verbessern. Zur besten Sendezeit strahlte das örtliche Fernsehen in
Thessaloniki am Samstag die deutsche TV-Satire von 'Die Anstalt' aus
über Deutschlands Ansicht zu den Forderungen Griechenlands.
Zu früh .... zu früh .... zu früh - haben die Griechen 70 Jahre lang zu
hören bekommen und jetzt, wo sie die Frage endlich aufgegriffen haben,
heißt es: Zu spät.
Deutschland reitet auch auf Formalitäten herum,
wie etwa, dass nie ein formeller Friedensvertrag zwischen Deutschland
und Griechenland geschlossen wurde, was Berlin für die Voraussetzung
einen Schadensersatz wäre. Aber da Frieden herrscht, braucht man keinen
Friedensvertrag.
Ein Teil des Schadensersatzes ist ein Darlehen,
das Deutschland während der Besatzung von Griechenland aufgenommen hat.
Müssen Darlehen nicht bezahlt werden? fragen die Griechen.
http://einarschlereth.blogspot.com/2015/04/tsipras-fahrt-nach-moskau.html
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