Nach
 Jahren amerikanischer Drohungen unternimmt der Iran derzeit Schritte, 
die darauf hindeuten, dass das Land willens und in der Lage ist, die 
Straße von Hormus zu blockieren. Am 24. Dezember 2011 begann der Iran 
sein umfangreiches Seemanöver Velayat 90. Das Manövergebiet umfasste die
 Straße von Hormus und erstreckte sich darüber hinaus vom Persischen 
Golf und dem Golf von Oman bis zum Golf von Aden und dem Arabischen 
Meer.
Seit Beginn dieses Manövers hat der »Krieg der Worte« zwischen Washington und Teheran an Schärfe zugenommen. Aber keine Äußerung oder Maßnahme der Regierung Obama und des Verteidigungsministeriums hat Teheran bisher davon abgeschreckt, seine Marineübungen fortzusetzen.
Die geopolitischen Verhältnisse der Straße von Hormus
Einmal abgesehen davon, dass diese Meeresenge ein lebenswichtiger Transportweg für die weltweite Versorgung mit Energierohstoffen und damit ein strategisches Nadelöhr von immenser Bedeutung ist, sollten zwei weitere Aspekte im Zusammenhang mit der Straße von Hormus und ihrer Beziehung zum Iran angesprochen werden. Der erste betrifft die geografischen Verhältnisse
der Straße von Hormus, und der 
zweite hat mit der Rolle des Irans in der Mitverwaltung dieser 
strategisch wichtigen Meeresenge in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht 
und den Rechten, die sich aus der Souveränität des Iran ergeben, zu tun.
Der Schiffsverkehr durch die 
Straße von Hormus erfolgte immer in Kontakt und Absprache mit der 
iranischen Marine, die sich vorwiegend aus der regulären iranischen 
Kriegsmarine und den Einheiten der iranischen Revolutionsgarden 
zusammensetzt. Die eigentliche Überwachung und Regelung der Durchfahrt 
erfolgt durch die iranische Marine in Zusammenarbeit mit Einheiten der 
Marine des Sultanats Oman, die von der omanischen Enklave Musandam aus 
operieren. Von noch größerer Bedeutung ist allerdings, dass der gesamte 
Schiffsverkehr durch die Straße von Hormus, einschließlich der Passage 
amerikanischer Kriegsschiffe, durch iranische Hoheitsgewässer verläuft. 
Praktisch alle Schiffe, die in den Persischen Golf hineinfahren wollen, 
müssen iranische Gewässer, und die meisten der Schiffe, die den 
Persischen Golf verlassen wollen, Hoheitsgewässer Omans durchqueren.
Der Iran hat ausländischen 
Schiffen bisher nach dem Grundsatz von Treu und Glauben und entsprechend
 den Bestimmungen des Dritten Teils der Seerechtskonvention der 
Vereinten Nationen die Durchfahrt gestattet. In dieser Konvention ist 
festgelegt, dass Schiffe die Straße von Hormus und vergleichbare 
Gewässer ungehindert durchqueren dürfen, sofern sie sich auf zügiger und
 ununterbrochener Fahrt zwischen einem Seehafen und dem offenen Meer 
befinden. Auch wenn Teheran im Allgemeinen dieser internationalen 
Seerechtspraxis folgt, ist das Land rechtlich nicht an die Konvention 
gebunden, weil der Iran, ebenso wie die USA, den Vertrag zwar 
unterzeichnet, aber nicht ratifiziert hat.
Amerikanisch-iranische Spannungen im Persischen Golf
Im Zuge der jüngsten Entwicklungen ist das iranische Parlament derzeit dabei, die Nutzung iranischer Küstengewässer in der Straße von Hormus durch ausländische Schiffe neu zu bewerten. So wurde ein Gesetzesvorschlag eingebracht, der ausländischen Kriegsschiffen die Durchfahrt durch iranische Hoheitsgewässer in der Straße von Hormus ohne ausdrückliche iranische Genehmigung generell verbietet. Der sicherheitspolitische und der außenpolitische Ausschuss des iranischen Parlaments erarbeiten derzeit Gesetzesvorschläge, die die offizielle iranische Position festlegen, die sich vor allem an den strategischen und sicherheitspolitischen Interessen des Landes ausrichtet.[1]
Am 30. Dezember durchfuhr der 
amerikanische Flugzeugträger USS John C. Stennis das Gebiet, in dem der 
Iran seine Marinemanöver abhielt. Der Kommandeur der regulären 
iranischen Armee, Generalmajor Ataollah Salehi, riet der USS John C. 
Stennis und anderen amerikanischen Schiffen dringend, während der 
Manöver nicht wieder in den Persischen Golf zurückzukehren, und fügte 
warnend hinzu, der Iran neige nicht dazu, eine Warnung zu 
wiederholen.[2] Kurz nach dieser deutlichen Botschaft an die Adresse der
 USA erklärte der Pressesprecher des Verteidigungsministeriums: »Niemand
 in der Regierung sucht die Konfrontation [mit dem Iran] im Zusammenhang
 mit der Straße von Hormus. Es ist jetzt wichtig, die Lage zu 
entspannen.«[3]
Ein realistisches Szenario eines
 militärischen Konflikts mit dem Iran könnte von amerikanischer Seite 
sehr wohl vorsehen, dass amerikanische Flugzeugträger von außerhalb des 
Persischen Golfes und aus südlicheren Regionen des Golfes von Oman und 
des Arabischen Meeres aus operieren. Solange die Raketensysteme, die 
Washington in den Erdöl-Scheichtümern der Südregion des Persischen 
Golfes gegenwärtig aufbaut, noch nicht einsatzbereit sind, ist der 
Einsatz großer amerikanischer Kriegsschiffe im Persischen Golf 
unwahrscheinlich. Die Gründe hierfür liegen in den geografischen 
Verhältnissen der Region und den militärischen Verteidigungsfähigkeiten 
des Iran.
Die geografischen Verhältnisse schränken die Stärke der amerikanischen Marine ein
Die amerikanische Marine, zu der die amerikanische Kriegsmarine selbst und die amerikanische Küstenwache gehören, ist an Stärke allen anderen Marinen und Marineeinheiten weltweit überlegen. Ihre Hochsee- oder ozeanischen Fähigkeiten und Kapazitäten sind beispiellos und werden von keiner anderen Marine erreicht. Aber diese Überlegenheit ist nicht gleichbedeutend mit Unbesiegbarkeit. In der Straße von Hormus und dem Persischen Golf ist die amerikanische Marine trotz aller Stärke verwundbar.
Die amerikanische Marine, zu der die amerikanische Kriegsmarine selbst und die amerikanische Küstenwache gehören, ist an Stärke allen anderen Marinen und Marineeinheiten weltweit überlegen. Ihre Hochsee- oder ozeanischen Fähigkeiten und Kapazitäten sind beispiellos und werden von keiner anderen Marine erreicht. Aber diese Überlegenheit ist nicht gleichbedeutend mit Unbesiegbarkeit. In der Straße von Hormus und dem Persischen Golf ist die amerikanische Marine trotz aller Stärke verwundbar.
Trotz ihrer Macht und ihrer 
schieren Stärke wirken sich die geografischen Verhältnisse der Straße 
von Hormus und des Persischen Golfes auf die amerikanischen 
Marineeinheiten nachteilig aus. Die relative Enge des Persischen Golfes 
lässt ihn zumindest aus strategischer und militärischer Sicht wie einen 
Kanal erscheinen. Bildlich gesprochen sind die amerikanischen 
Flugzeugträger und Kriegsschiffe in engen Gewässern gefangen oder in den
 Küstengewässern des Persischen Golfes eingeschlossen (siehe Karte 
oben).
Und hier kommen die modernen 
iranischen Raketensysteme ins Spiel. Das iranische Raketen- und 
Torpedoarsenal würde mit den amerikanischen Schiffen, die in den engen 
Gewässern des Persischen Golfes über keinen großen Manövrierraum 
verfügen, kurzen Prozess machen. Aus diesem Grund arbeiten die USA seit 
einigen Jahren in den Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) hektisch 
am Aufbau eines Raketenabwehrschildes.
Auch die kleinen [aber extrem 
schnellen und wendigen] iranischen Patrouillenboote im Persischen Golf, 
die verglichen mit der überwältigenden Größe eines amerikanischen 
Flugzeugträgers oder Zerstörers mickrig und vernachlässigbar erscheinen,
 stellen eine Bedrohung für die amerikanischen Schiffe dar. Denn der 
äußere Anschein täuscht: Diese iranischen Patrouillenboote können leicht
 große Mengen von Raketen abfeuern, die an den großen amerikanischen 
Kriegsschiffen erhebliche Schäden anrichten und sie sogar versenken 
können. Zudem sind diese kleinen Speedboote kaum aufzuspüren und daher 
nur schwer zu bekämpfen.
Darüber hinaus könnten die 
iranischen Streitkräfte die amerikanischen Marineeinheiten auch mit 
Raketen von den nördlich gelegenen Küstengebieten des Persischen Golfes 
aus angreifen. Bereits 2008 bestätigte das in Washington ansässige 
Institute for Near East Studies (Nahost-Institut) die Bedrohung, die von
 den mobilen Raketenbatterien an der Küste, den Seezielraketen und den 
kleinen mit Raketen [und Torpedos] bestückten Schiffen ausgehe.[4] Aber 
es könnten auch noch andere iranische Waffensysteme wie Drohnen, 
Luftkissenfahrzeuge, Seeminen, Kampftaucher und Mini-Unterseeboote in 
einem asymmetrischen Seekrieg gegen die Fünfte US-Flotte zum Einsatz 
kommen.
Auch die Kriegssimulationen des 
Pentagon selbst haben offengelegt, dass ein Krieg gegen den Iran im 
Persischen Golf für die USA und ihr Militär zum Desaster werden könnte. 
Ein gutes Beispiel dafür ist das Kriegsszenario Millenium Challenge 2002
 (MC02), das im Persischen Golf spielte und vom 24. Juli bis 15. August 
2002 durchgeführt wurde. Diese Mammutübung gehört zu den umfangreichsten
 und teuersten Kriegsszenarien, die das Pentagon jemals durchspielte. 
Millenium Challenge 2002 fand kurz nach der Entscheidung des Pentagons 
statt, den Impuls, der durch den Krieg in Afghanistan ausgelöst wurde, 
zu nutzen und weitere kriegerische Auseinandersetzungen mit dem Irak, 
Somalia, dem Sudan, Libyen, dem Libanon und Syrien vorzubereiten. Nach 
diesen Planungen sollte den USA dann am Ende der Iran wie eine reife 
Frucht in einer großangelegten Militäroperation in die Hände fallen, um 
so die Vorherrschaft Amerikas im gerade angebrochenen neuen Jahrtausend 
sicherzustellen.
Nach der Beendigung von 
Millenium Challenge 2002 wurde dieses Kriegsszenario offiziell als 
Simulation eines Krieges gegen den Irak unter der Herrschaft Saddam 
Husseins präsentiert, tatsächlich aber richteten sich diese und andere 
Kriegssimulationen gegen den Iran.[5] Die USA hatte bereits damit 
begonnen, konkrete Planungen und Vorbereitungen für den sich anbahnenden
 anglo-amerikanischen Einmarsch in den Irak vorzunehmen. Zudem verfügte 
der Iran in keiner Hinsicht über Marinekapazitäten und Fähigkeiten, die 
einen entsprechenden [in MC02] vorgesehenen großangelegten Einsatz der 
amerikanischen Marine rechtfertigen würden.
Millenium Challenge 2002 diente 
dazu, einen Krieg mit dem Iran zu simulieren. Bei dem amerikanischen 
Gegner, der den Kodenamen »Red« trug, handelte es sich angeblich um 
einen nicht genannten »Schurkenstaat« im Mittleren Osten am Persischen 
Golf. Aber auf kein anderes Land als auf den Iran passten die Vorgaben 
und Eigenschaften – von den Patrouillenbooten bis zu den 
Motorradeinheiten –, die »Red« und dessen Streitkräften zugeschrieben 
wurden. Washington veranstaltete genau dieses Kriegsszenario, weil es 
einen Angriff auf den Iran vorbereitete, der bald nach dem Einmarsch in 
den Irak im Jahr 2003 stattfinden sollte.
DasKriegsszenario 2002 begann 
damit, dass die USA (Kodename: »Blue«) im Jahr 2007 dem Iran ein auf 
einen Tag befristetes Ultimatum stellten, sich zu ergeben. Das Jahr 2007
 entsprach chronologisch den amerikanischen Plänen, den Iran nach dem 
israelischen Angriff auf den Libanon 2006, der später entsprechend den 
Planungen zu einem großangelegten Krieg gegen Syrien ausgeweitet werden 
sollte, anzugreifen. Aber der Krieg gegen den Libanon verlief nicht wie 
geplant, und die USA und Israel erkannten, das ein ausgedehnter Krieg 
gegen Syrien und den Iran nur katastrophal enden könnte, wenn schon die 
Hisbollah im Libanon eine so starke Herausforderung darstellte.
Der Iran würde, entsprechend dem
 Szenario von MC02, auf die amerikanische Aggression mit einem massiven 
Raketenangriff reagieren, der die USA erheblich unter Druck setzen und 
16 amerikanische Kriegsschiffe zerstören würde – einen Flugzeugträger, 
zehn Kreuzer und fünf amphibische Schiffe. Schätzungen zufolge wären, 
wenn dies in einer realen kriegerischen Auseinandersetzung stattgefunden
 hätte, in den ersten Tagen nach dem Angriff mehr als 20.000 
amerikanische Soldaten getötet worden.[6]
Als nächste hätte der Iran dann 
seine kleinen Patrouillenboote ausgesandt, eben jene Schiffe, die 
verglichen mit der USS John C. Stennis und anderen großen amerikanischen
 Kriegsschiffen so mickrig ausgesehen hatten, um die noch verbliebenen 
Marineeinheiten des Pentagon im Persischen Golf zu überwältigen. Bei 
diesen Angriffen wäre der Großteil der Fünften US-Flotte entweder schwer
 beschädigt worden oder gesunken, und letztlich wären die USA besiegt 
worden. Nach der amerikanischen Niederlage wurde das Kriegsszenario 
erneut, aber diesmal unter anderen Voraussetzungen durchgespielt. 
Diesmal ging man davon aus, dass »Red« (also der Iran) mit verschiedenen
 Problemen, Mängeln und Fehlen zu kämpfen habe, sodass die 
amerikanischen Einheiten am Ende als Sieger aus der Übung hervorgehen 
würden.[7] Dieses Ergebnis des Kriegsszenarios sollte verschleiern, dass
 die USA in einem realen konventionellen Krieg gegen Iran im Persischen 
Golf den Kürzeren ziehen würden.
Die eindrucksvolle Stärke und 
Kampfkraft der amerikanischen Kriegsmarine kann sich sowohl wegen der 
geografischen Verhältnisse als auch aufgrund der iranischen 
Verteidigungsfähigkeiten im Falle von Kriegshandlungen im Persischen 
Golf oder auch in einem Großteil des Golfs von Oman nicht voll 
entfalten. Ohne das offene Meer wie etwa im Indischen oder Pazifischen 
Ozean werden die USA mit extrem verkürzten Frühwarnzeiten und damit 
Reaktionszeiten zu kämpfen haben und nicht in der Lage sein, aus einer 
(militärisch sicheren) Distanz heraus anzugreifen. Damit kann die 
amerikanische Marine auf eine Vielzahl ihrer Verteidigungssysteme, die 
für den Kampfeinsatz auf offener See unter den Bedingungen großer 
Distanz entwickelt wurden, praktisch nicht zurückgreifen.
Soll die Straße von Hormus überflüssig gemacht werden, um den Iran zu schwächen?
Die ganze Welt weiß um die 
Bedeutung der Straße von Hormus, und Washington und seinen Verbündeten 
ist klar, dass die Iraner die Meeresenge für lange Zeit mit 
militärischen Mitteln blockieren können. Aus diesem Grund arbeiten die 
USA mit den GCC-Ländern – Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, Oman und den 
Vereinigten Arabischen Emiraten – daran, das Erdöl aus den GCC-Staaten 
unter Umgehung der Straße von Hormus über Pipelines direkt an den 
Indischen Ozean, das Rote Meer oder das Mittelmeer zu befördern. Darüber
 hinaus drängte Washington auch den Irak, in Gesprächen mit der Türkei, 
Jordanien und Saudi-Arabien alternative Transportwege zu suchen.
Sowohl Israel als auch die 
Türkei haben an diesem strategischen Projekt großes Interesse. Ankara 
führte bereits mit Katar Gespräche über die Errichtung eines 
Erdölterminals, über das Erdöl über den Irak in die Türkei transportiert
 werden soll. Die türkische Regierung versuchte, den Irak dazu zu 
gewinnen, seine im Süden des Landes gelegenen Erdölfelder wie die im 
Norden das Landes gelegenen Förderstätten an die durch die Türkei 
verlaufenden Transitrouten anzuschließen. Dies alles ist im Zusammenhang
 mit den türkischen Plänen zu sehen, sich zu einem Energiekorridor und 
wichtigen Dreh- und Angelpunkt des Transits zu entwickeln.
Mit einer erfolgreichen 
Verlagerung der Erdöltransportwege weg vom Persischen Golf würde der 
Iran ein wesentliches Druckmittel gegenüber Washington und seinen 
Verbündeten verlieren, und die Bedeutung der Straße von Hormus 
verringerte sich erheblich. Diese Verlagerung könnte aber auch eine 
wichtige Voraussetzung für die Vorbereitung und Führung eines von den 
USA angeführten Krieges gegen Teheran und dessen Verbündete darstellen.
Vor diesem Hintergrund sind auch
 die Abu-Dhabi-Rohölpipeline oder die Hashan-Fudschaira-Erdölpipeline zu
 bewerten, die von den Vereinigten Arabischen Emiraten gefördert werden 
und die den Transport des Erdöls durch den Persischen Golf und die 
Straße von Hormus umgehen sollen. Die Planungsphase des Vorhabens war 
2006 vollendet, die Aufträge wurden 2007 vergeben und im darauf 
folgenden Jahr wurde mit dem Bau begonnen.[8] Die Pipeline führt von Abu
 Dhabi direkt zum Hafen von Fudschaira an der Küste des Golfes von Oman 
im Arabischen Meer.
Damit hätten die Erdölexporte 
direkten  Zugang zum Indischen Ozean. Dieses Projekt wurde in aller 
Offenheit als Mittel zur Sicherung der Energieversorgung präsentiert, da
 dadurch die Straße von Hormus umgangen und damit [eine Konfrontation] 
mit den iranischen Streitkräften vermieden werden könnte. Zusammen mit 
dem Bau dieser Pipeline wurde auch der Bau eines strategischen 
Erdöllagers in Fudschaira in Angriff genommen, um im Falle einer 
Blockade des Persischen Golfes die Versorgung der internationalen Märkte
 mit Erdöl aufrechterhalten zu können.[9]
Neben der »Petroline« (der 
saudi-arabischen Ost-West-Pipeline) erwägt Saudi-Arabien auch andere 
alternative Transitrouten und bezieht auch die Häfen seiner südlichen 
Nachbarn in diese Überlegungen mit ein. Der jemenitische Hafen Mukalla 
an der Küste des Golfes von Aden war dabei für Riad von besonderem 
Interesse. 2007 berichteten israelische Quellen triumphierend, es sei 
ein Pipeline-Projekt in Arbeit, das die saudischen Erdölfelder mit 
Fudschaira in den Vereinigten Arabischen Emiraten, mit Maskat in Oman 
und auch mit Mukalla im Jemen verbinde. Die Wiedereröffnung der 
Irakisch-Saudischen Pipeline (IPSA), die ironischerweise von Saddam  
Hussein gebaut worden war, um die Straße von Hormus und den Iran zu 
umgehen, war auch Gegenstand von Gesprächen zwischen den Saudis und der 
irakischen Regierung in Bagdad.


Sollten Syrien und der Libanon 
zu amerikanischen Vasallenstaaten werden, könnte auch die nicht mehr 
bestehende Transarabische Pipeline (Tapline) zusammen mit anderen 
alternativen Transitrouten von der arabischen Halbinsel über die Levante
 bis an die Mittelmeerküste neu errichtet werden. In zeitlicher Hinsicht
 würde dies auch in die Pläne Washingtons passen, den Libanon und Syrien
 zu überrennen, um den Iran vor einer möglichen Machtprobe mit Teheran 
zu isolieren.
Das iranische Marinemanöver 
Velayat 90 erfasste in seiner geografischen Ausdehnung den unmittelbaren
 Einfahrtsbereich in das Rote Meer im Golf von Aden außerhalb der 
jemenitischen Hoheitsgewässer und die Küstenregionen des Golfes von Oman
 und der Ostküste der Vereinigten Arabischen Emirate. Dieses Manöver 
sollte also auch als deutliches Signal dafür verstanden werden, dass 
Teheran bereit ist, auch außerhalb des Persischen Golfes zu operieren, 
und sogar in der Lage wäre, die Pipelines anzugreifen, mit denen die 
Straße von Hormus als Transportweg überflüssig gemacht werden soll.
Die geografischen Verhältnisse 
spielen auch hier dem Iran in die Hände. Eine Umgehung der Straße von 
Hormus ändert nichts daran, dass sich die Erdölfelder der GCC-Staaten 
zum größten Teil im Persischen Golf oder in der Nähe seiner Küste und 
damit in Reichweite des Irans befinden. Ähnlich wie im Falle der 
Pipeline Hashan-Fudschaira könnte der Iran auf leichte Weise den 
Erdölfluss unterbrechen, indem Teheran dort mit Raketen oder aus der 
Luft angreift oder seine Bodentruppen, die Luftwaffen oder seine Marine 
und amphibischen Einheiten einsetzt. Es ist nicht unbedingt notwendig, 
die Straße von Hormus zu blockieren, wenn man den Transport des Erdöls 
verhindern will, was ja im Zentrum der iranischen Drohungen steht.
Der Kalte Krieg zwischen den USA und dem Iran
Washington nutzt bei seiner 
Offensive gegen den Iran alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel. Die 
Spannung im Zusammenhang mit der Straße von Hormus und dem Persischen 
Golf sind nur eine Front in dem gefährlichen regionalen, an vielen 
Fronten zwischen Teheran und Washington geführten Kalten Krieg in der 
Großregion des Mittleren Ostens. Seit 2001 hat das Pentagon auch die 
Streitkräfte umstrukturiert, um nichtkonventionelle Kriege gegen 
Feindesländer wie den Iran führen zu können.[10] Aber die geografischen 
Verhältnisse der Region arbeiten gegen das Pentagon, und die USA haben 
bisher noch keine Lösung für das Dilemma ihrer Marine im Persischen Golf
 gefunden. Aber Washington könnte auch [wie bisher schon] auf verdeckte,
 wirtschaftliche und diplomatische Kriegsführung gegen den Iran 
zurückgreifen, wenn es keinen konventionellen Krieg führen will.
Mahdi Darius Nazemroaya ist ein Soziologe und Schriftsteller aus Ottawa (Kanada), der sich auf den Nahen Osten und Zentralasien spezialisiert hat. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Centre for Research on Globalization (CRG).
Dieser Artikel erschien unter dem Titel: The Geo-Politics of the Strait of Hormuz: Could the U.S. Navy be defeated by Iran in the Persian Gulf
Quelle: Global Research, Centre for Research on Globalization (CRG) vom 01.08.2012
Anmerkungen
[1] Fars News Agency, Foreign Warships Will Need Iran’s Permission to Pass through Strait of Hormuz, 4. Januar 2012
[2] Fars News Agency, Iran Warns US against Sending Back Aircraft Carrier to Persian Gulf, 4. Januar 2012
[3] Parisa Hafezi, Iran threatens U.S Navy as sanctions hit economy, in: Reuters, 4. Januar 2012
[4] Fariborz Haghshenass, Iran’s Asymmetric Naval Warfare, in: Policy Focus, Nr. 87 (Washington, D.C.: Washington Institute for Near Eastern Policy, September 2010)
[5] Julian Borger, Wake-up call, in: The Guardian, 6. September 2002
[6] Neil R. McCown, Developing Intuitive Decision-Making In Modern Military Leadership (Newport, R.I.: Naval War College, 27. Oktober 2010), S. 9
[7] Sean D. Naylor, War games rigged? General says Millennium Challenge 02 »was almost entirely scripted«, in : Army Times, 6. April 2002
[8] Himendra Mohan Kumar, Fujairah poised to be become oil export hub, in: Gulf News, 12. Juni 2011
[9] a. a. O.
[10] John Arquilla, The New Rules of War, in: Foreign Policy, Nr. 178 (März/April 2010), S.60–67
[2] Fars News Agency, Iran Warns US against Sending Back Aircraft Carrier to Persian Gulf, 4. Januar 2012
[3] Parisa Hafezi, Iran threatens U.S Navy as sanctions hit economy, in: Reuters, 4. Januar 2012
[4] Fariborz Haghshenass, Iran’s Asymmetric Naval Warfare, in: Policy Focus, Nr. 87 (Washington, D.C.: Washington Institute for Near Eastern Policy, September 2010)
[5] Julian Borger, Wake-up call, in: The Guardian, 6. September 2002
[6] Neil R. McCown, Developing Intuitive Decision-Making In Modern Military Leadership (Newport, R.I.: Naval War College, 27. Oktober 2010), S. 9
[7] Sean D. Naylor, War games rigged? General says Millennium Challenge 02 »was almost entirely scripted«, in : Army Times, 6. April 2002
[8] Himendra Mohan Kumar, Fujairah poised to be become oil export hub, in: Gulf News, 12. Juni 2011
[9] a. a. O.
[10] John Arquilla, The New Rules of War, in: Foreign Policy, Nr. 178 (März/April 2010), S.60–67
Global Research Articles by Mahdi Darius Nazemroaya
 

 
 
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