Washington
strebt ohne Zweifel das ‚finito‘ mit Russlands Putin an, oder wie sie
letztes Frühjahr im Falle Ägypten sagten, Kefaya – genug! Hillary
Clinton und ihre Freunde haben offensichtlich entschieden, Russlands
aussichtsreicher nächster Präsident, Vladimir Putin, ist ein
wesentliches Hindernis in ihren Plänen. Wenige verstehen jedoch warum.
Zusammen mit China, und zu einem erheblichen Teil dem Iran, bildet das
heutige Russland das Rückgrat, egal wie wackelig auch immer, der
einzigen globalen Achse des Widerstandes gegen eine von einer Supermacht
dominierten Welt.
Am 8.
Dezember 2011, wenige Tage, nachdem die Wahlergebnisse von Russlands
Parlamentswahlen bekannt gemacht worden waren und einen starken Rückgang
in der Popularität der Partei Vereinigtes Russland von Putin deutlich
machten, bezichtigte Putin die Vereinigten Staaten und besonders dessen
Außenministerin Hillary Clinton, Protestierende der russischen
Opposition sowie ihre Wahlproteste anzufachen. Putin sagte, „Die
Außenministerin war schnell im Evaluieren der Wahlen und behauptete, sie
seien unfair und ungerecht, noch bevor sie entsprechende Unterlagen von
Wahlbeobachtern des Büros für Demokratische Institutionen und
Menschenrechte erhalten hatte.“[1]
Putin
fuhr mit der Behauptung fort, Clintons vorschnelle Kommentare seien das
Signal für die wartenden Oppositionsgruppen gewesen, dass die US
Regierung ihre Proteste unterstützen würde. Der mit allen Wassern
gewaschene Geheimdienstprofi behauptete, Clintons Kommentare seien „zu
einem Signal für unsere Aktivisten geworden, die eine aktive
Zusammenarbeit mit dem US Außenministerium begonnen hätten.“ [2]
Die
westlichen Massenmedien entschieden sich, die Äußerungen Putins entweder
herunterzuspielen oder sich nahezu vollständig auf die Wiedergabe der
Behauptungen einer sich formierenden russischen Oppositionsbewegung zu
konzentrieren. Etwas Nachforschung zeigt, dass Putin, wenn überhaupt
etwas, dann das Ausmaß der schamlosen Einmischung der US Regierung in
die politischen Prozesse seines Landes herunterspielte. In diesem Falle
handelt es sich nicht um ein Land wie Tunesien, dem Jemen oder Ägypten.
Es ist die zweite nukleare Supermacht, selbst wenn es wirtschaftlich
noch eine weniger bedeutende Macht ist. Hillary spielt mit
thermonuklearem Feuer.
Demokratie oder etwas Anderes?
Um
keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Putin ist kein Weltmeister
im Praktizieren von dem, was die Meisten unter Demokratie verstehen.
Seine Ankündigung vor einigen Monaten, er und der amtierende Präsident
Medvedev seien übereingekommen, nach der Präsidentenwahl am 4. März ihre
Ämter zu tauschen, ist selbst von vielen Russen als krasse Machtpolitik
und Hinterzimmerkungelei empfunden worden. Dies gesagt, so ist die
Einmischung Washingtons in diesen Regimewechsel mehr als schamlos und
interventionistisch. Dieselbe Regierung Obama, die soeben Maßnahmen als
Gesetz verabschiedet hat, die für amerikanische Bürger die Bill of
Rights der amerikanischen Verfassung in Stücke gerissen hat,[3] tritt
als Oberrichter der Welt auf in Bezug auf das Einhalten von Demokratie,
wie diese von anderen definiert wird.
Untersuchen
wir näher Putins Beschuldigung der Einmischung der USA in den
Wahlvorgang. Bei einer genaueren Nachforschung stellt sich heraus, dass
eine in Washington angesiedelte Nichtregierungsorganisation mit dem
harmlosen Namen National Endowment for Democracy (NED) in ihrem
Jahresbericht vom August 2011 schreibt, überall in ganz Russland
vertreten zu sein.
NED
finanziert ein Internationales Pressezentrum in Moskau, in dem etwa 80
Nichtregierungsorganisationen Pressekonferenzen zu einem jedem von ihnen
ausgesuchtem Thema geben. Sie finanzieren zahlreiche Tagungen zu Themen
wie „Jugendinteressenvertretung“ und Führung, um „Jugendliche zu
politischem Aktivismus zu veranlassen.“ In der Tat, nach offiziellen
Angaben gaben sie im Jahr 2010 mehr als US$ 2.783.000 für Dutzende
solcher Programme in ganz Russland aus. Die Ausgaben 2011 werden nicht
vor Ende 2012 veröffentlicht werden.[4]
NED
finanziert auch Schlüsselbereiche von Russlands „unabhängigen“
Abstimmungs- und Wahlbeobachtungen, ein entscheidendes Element, wenn
Behauptungen gemacht werden, Wahlen seien gefälscht. Teilweise
finanziert NED auch die ‚Regionale Zivile Organisation zur Verteidigung
demokratischer Rechte und Freiheiten‘, bekannt unter dem Namen „GOLOS.“
Laut dem Jahresbericht von NED wurden die Gelder verwendet, „um eine
detaillierte Analyse der Wahlzyklen vom Herbst 2010 und Frühling 2011 in
Russland durchzuführen, einschließlich die Beobachtung der Presse und
politischer Agitation, der Arbeit von Wahlkommissionen sowie andere
Aspekte der Umsetzung der Wahlrechtsgesetzgebung im langfristigen
Vorfeld von Wahlen.“[5]
Im
September 2011, wenige Wochen vor den Dezemberwahlen, finanzierte NED
eine Konferenz in Washington, mit Teilnahme nur auf Einladung, auf der
die russische „unabhängige“ Wahlabstimmungsorganisation, das „Levada
Zentrum“ vorgestellt wurde. Nach NEDs eigener Webseite hatte „Levada,
ein anderer Empfänger von Geldern von NED[6], nach einem westlichen
Standardverfahren zur Untersuchung von Bürgerstimmungen eine Reihe von
Meinungsbefragungen durchgeführt. Die Befragungen erstellten Profile zur
Stimmung des Wahlvolkes im Vorfeld der Duma- und Präsidentenwahl,
Wahrnehmung von Kandidaten und Parteien, und das Vertrauen der Wähler in
das System der im letzten Jahrzehnt etablierten ‚gemanagten
Demokratie‘.“
Einer
der Redner an jener Konferenz in Washington war Vladimir Kara-Murza,
Mitglied des föderalen Rates Solidarnost („Solidarität“), Russlands
demokratische Oppositionsbewegung. Laut NED ist er auch Berater des
Oppositionsführers in der Duma, Boris Nemtsov. Ein anderer Redner kam
von dem rechtsgerichteten Hudson Institut.[7]
Nemtsov,
einer der berühmtesten Mitglieder der Opposition zu Putin, ist auch
Vorsitzender von Solidarnost, dessen Name interessanterweise der Zeit
des Kalten Krieges nachgeahmt wurde, als die CIA die polnische
Solidarnosc Arbeiteropposition von Lech Walesa finanzierte. Mehr zu
Nemtsov später.
Und am
15. Dezember 2011, als die Serie von US-unterstützten, durch
Solidarnost und andere Organisationen angeführten und gegen Putin
gerichteten Proteste begann, hielt NED wiederum in Washington eine
andere Konferenz mit dem Titel Jugendaktivismus in Russland – Kann eine
neue Generation einen Unterschied machen? Der wichtigste Redner war
Tamirlan Kubarnov, der nach Angaben von NED „jüngst als
Programmbearbeiter im Moskauer Büro des Nationalen Demokratischen
Instituts für Internationale Angelegenheiten arbeitete, wo er mit der
Entwicklung und Ausweitung der Fähigkeiten von politischen und
bürgerlichen Organisationen, der Förderung der Teilnahme von Bürgern am
öffentlichen Leben, und dem Einsatz für die Jugend im besonderen
beschäftigt war. [8] Das Nationale Demokratische Institut ist ein
Ableger des NED.
Die zwielichtige Geschichte der Stiftung National Endowment for Democracy (NED)
Die
Jugend unterstützen, um politisch aktiv zu werden, ist genau dasselbe
was NED in Ägypten über mehrere Jahre bis zum Sturz Mubaraks tat. Nach
informierten Kreisen war dieselbe NED maßgeblich an den US-unterstützten
sog. „Farbenrevolutionen“ von 2003-2004 in der Ukraine und Georgien
beteiligt, die US-unterstützte pro-NATO Kräfte an die Regierung
brachten. Die gleiche NED war ebenfalls aktiv beteiligt in der
Unterstützung von „Menschenrechten“ in Myanmar, Tibet und Chinas
erdölreicher Provinz Xinjiang.[9]
Wie
sorgfältige Analysten der „Orange-Revolution“ von 2004 in der Ukraine
sowie zahlreichen anderen US-finanzierten Farbenrevolutionen bemerkten,
sind die Kontrolle der Stimmabgabe und die Fähigkeit, die Einstellung
internationaler Medien (zu diesen Vorgängen), ganz besonders von
Nachrichtenkanälen wie CNN und BBC zu beherrschen, äußerst wichtige
Teile von Washingtons Destabilisierungsagenda. In dieser Hinsicht wird
das Levada Zentrum sehr wahrscheinlich in einer entscheidenden Position
sein, Meinungsumfragen zu veröffentlichen, die die Unzufriedenheit mit
dem Regime belegen.
Nach
der eigenen Auffassung von NED ist sie eine „private, nicht auf Gewinn
ausgerichtete/gemeinnützige Stiftung mit dem Ziel, weltweit das Wachsen
und die Stärkung von demokratischen Institutionen zu fördern. Mit
Unterstützung des US Kongresses fördert NED im Ausland jährlich mehr als
1.000 Projekte von Nichtregierungsorganisationen, die für demokratische
Ziele in mehr als 90 Ländern arbeiten.[10]
Es
könnte nicht edler und von besserer Absicht klingen. NED zieht es jedoch
vor, die eigene wahre Geschichte und Hintergründe unerwähnt zu lassen.
Anfang der 1980-er Jahre überzeugte der damalige CIA Direktor Bill Casey
Präsident Ronald Reagan, eine glaubwürdige private NGO ins Leben zu
rufen, die NED, um Washingtons globale Agenda durch andere Mittel als
durch direkte CIA Aktionen zu fördern. Dies war Teil des Prozesses, US
Geheimdienste „zu privatisieren“ und deren Arbeit „effektiver“ zu
machen. Allen Weinstein, der an der Ausarbeitung des Gesetzes zum Aufbau
des NED mitarbeitete, sagte in einem Interview der Washington Post in
1991, „Eine Menge von dem, was wir heute machen, wurde vor 25 Jahren vom
CIA im Geheimen erledigt.“[11] Interessant. Der größte Teil des NED
Budgets kommt von den US-Steuerzahlern durch den Kongress. In jeder
Hinsicht ist der NED Teil des Geheimdienstapparates der US Regierung.
Während
der Regierungsjahre unter Reagan wurde der NED mit der Absicht
aufgebaut, de-facto als privatisierte CIA zu agieren, um ihr dadurch
mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Die Mitglieder im Stiftungsrat des NED
kommen gewöhnlich aus den Rängen des Pentagon und US
Geheimdienstkreisen. Darunter waren bisher der sich im Ruhestand
befindende NATO General Wesley Clark, der 1999 die US Bombenangriffe auf
Serbien befehligte. Schlüsselfiguren mit Verbindungen zu geheimen CIA
Aktionen, die Mitglieder in NEDs Stiftungsrat waren, sind u.a. Otto
Reich, John Negroponte, Henry Cisneros und Elliot Abrams. Der
Vorsitzende des Stiftungsrates von NED war 2008 Vin Weber, Gründer der
ultrakonservativen Organisation ‚Empower America‘ und Geldbeschaffer für
George W. Bush. Der gegenwärtige Vorsitzende ist John Bohn, früherer
CEO der umstrittenen Ratingsagentur Moody’s, die eine dubiose Rolle in
dem immer noch weitere Kreise ziehenden Zusammenbruch des US
Immobilienmarktes spielte. Ein weiteres Mitglied des jetzigen NED
Stiftungsrates ist der neo-konservative ehemalige Botschafter der
Bush-Ära in Irak und Afghanistan, der afghanisch-amerikanische Zalmay
Khalilzad.[12]
Putin’s gut eingeübte Opposition
Lehrreich
ist, sich die führenden Köpfe der Opposition etwas näher anzusehen, die
allem Anschein nach erst kürzlich in Russland in Erscheinung getreten
sind. Der momentane Bilderbuchfavorit der russischen Jugend und
besonders der westlichen Massenmedien ist der russische Blogger Alexei
Navalny, mit LiveJournal als dessen Blog. Navalny wurde bekannt als ein
quasi-Märtyrer der Protestbewegung, nachdem er 15 Tage im Gefängnis
Putins für die Teilnahme an einem nicht genehmigten Protest gesessen
hatte. An einer großen Demonstration an Weihnachten, den 25. Dezember in
Moskau, und möglicherweise ‚high‘ nach dem Ansehen von zu vielen
romantischen Filmen Sergei Eisensteins über die russische Revolution von
1917, sagte er zur Menge „Ich sehe genügend Leute hier, den Kreml und
das Weiße Haus jetzt zu übernehmen…“[13
Westliche
Massenmedien sind vernarrt in Navalny. Die englische BBC bezeichnete
Navalny „als die möglicherweise einzige Oppositionsgröße, die in den
letzten fünf Jahren in Russland hoch gekommen ist,“ und das US Time
Nachrichtenmagazin nannte ihn „Russlands Erin Brockowitsch,“ eine etwas
seltsame Bezugnahme auf den Hollywoodfilm mit Julie Roberts als
Darsteller eines Forschers und Rechtsaktivisten. Bedeutender ist
möglicherweise jedoch die Tatsache, dass Navalny die elitäre Yale
Universität an der amerikanischen Ostküste als „Yale World Fellow“
besuchte, auch Heimat der Familie Bush.[14]
Der
charismatische Navalny ist oder war auch auf der Gehaltsliste der
Regime-destabilisierenden NED Stiftung. Entsprechend eines Eintrags auf
Navalnys eigenem Blog LiveJournal wurde er 2007-2008 von der NED
unterstützt.[15][16]
Zusammen
mit Navalny gruppieren sich die Schlüsselfiguren der Anti-Putin
Protestbewegung wie Vladimir Ryschkov und andere um die im Dezember 2008
von Boris Nemtsov gegründete Solidarnost herum. Nemtsovs Protest gegen
Korruption ist wenig glaubwürdig. Nach der Business Week Russia vom 23.
September 2007 stellte Nemtsov den russischen Bankier Boris Brevnov
Gretchen Wilson, US Bürgerin und Mitarbeiterin der International Finance
Corporation vor, eines Finanzierungsarmes der Weltbank. Wilson und
Brevnov heirateten. Mit der Hilfe Nemtsovs konnte Wilson die Zellstoff
und Papierfabrik Balakhna als fast geschenkt zum Preis von US$7
Millionen privatisieren. Das Unternehmen wurde zuerst bis auf die
Knochen ausgebeint und danach an die Schweizer Credit Suisse First
Boston Investmentbank verkauft. Der Jahresumsatz der Fabrik war im
Bereich von US$ 250 Millionen.[17]
CS
First Boston Bank bezahlte auch für die sehr teuren Reisen Nemtsovs zum
World Economic Forum in Davos. Als Nemtsov ein Mitglied im Kabinett
wurde, wurde sein Günstling Brevnov zum Vorsitzenden der Unified Energy
System of Russia JSC ernannt. Zwei Jahre später, im Jahre 2009, nutzte
Boris Nemtsov, heute „Mr. Anti-Korruption,“ seinen Einfluss, um Brevnov
aus der Schusslinie von Anklagen zu nehmen, er hätte sich unrechtmäßig
Milliardenbeträge aus dem Vermögen von Unified Energy System
angeeignet.[18]
Nemtsov
nahm 1999 auch Geld vom inhaftierten russischen Oligarchen Michail
Khodorkowski , als dieser versuchte, das russische Parlament oder die
Duma zu kaufen. 2004 traf Nemtsov den exilierten Milliardär und
Oligarchen Boris Beresowsky während eines Geheimtreffens mit anderen
exilierten russischen Magnaten. Als Nemtsov von den russischen Behörden
zu Vorwürfen der ausländischen Finanzierung seiner neuen politischen
Partei „Für Russland ohne Gesetzlosigkeit und Korruption“ ausführlich
befragt wurde, kamen die US Senatoren John McCain und Joe Libermann wie
auch Mike Hammer von Obamas Nationalem Sicherheitsrat zu Hilfe von
Nemtsov.[19]
Nemtsovs
enger Spezi Vladimir Ryschkov von Solidarnost ist ebenfalls sehr eng
mit den Kreisen des WWF Davos liiert, und hat sogar ein Sibirisches
Davos gegründet. Nach russischen Presseberichten vom April 2005
etablierte Ryschkov im Jahre 2003 ein Komitee, um Gelder vom
inhaftierten Khodorkowsky zusammen mit Geldern von flüchtigen Oligarchen
wie Boris Beresowsky und westlichen Stiftungen wie der Soros-Stiftung
zu erhalten. Das Ziel dieser Initiative war, „demokratische“ Kräfte
gegen Putin zu mobilisieren. Am 23. Mai 2011 beantragten Ryschkov,
Nemtsov und noch andere, eine neue „Partei der Freiheit der Völker“ zu
registrieren, um angeblich einen Präsidentschaftsbewerber gegen Putin
ins Rennen zu schicken.[20]
Eine
andere prominente Person in den jüngsten Anti-Putin Kundgebungen ist der
frühere Schachweltmeister und jetzige rechtsgerichtete Politiker Gary
Kasparov, ein weiterer Gründer von Solidarnost. Vor mehreren Jahren
wurde Kasparaov als Stiftungsratsmitglied einer in Washington
angesiedelten militärischen neokonservativen Denkschmiede identifiziert.
Im April 2007 gab Kasparov zu, er sei ein Stiftungsratsmitglied des
National Security Advisory Councils des Zentrums für Sicherheitspolitik,
„einer gemeinnützigen, überparteilichen nationalen
Sicherheitsorganisation, die sich auf die für die amerikanische
Sicherheit lebenswichtige Identifikation von Politiken, Aktionen und den
Mittelbedarf spezialisiert.“ Innerhalb Russlands ist Kasparov mehr
berüchtigt für seine früheren finanziellen Beziehungen zu Leonid
Nevzlin, dem früheren Vizepräsidenten von Yukos und Partner von Michail
Khodorkowsky. Nevzlin setzte sich nach Israel ab, nachdem er während
seiner Zeit als Vizepräsident von Yukos wegen Mordes und dem Dingen von
Auftragsmördern zur Beseitigung von „zweifelhaften Personen“ angeklagt
worden war.[21]
Im
Jahre 2009 trafen sich Kasparov und Boris Nemtsov mit keinen Geringeren
als Barack Obama, um auf die persönliche Einladung des US Präsidenten im
Washingtoner Ritz Carlton Hotel die russische Opposition zu Putin zu
diskutieren. Nemtsov hatte sich mit Obama in Verbindung gesetzt, damit
er (Obama) sich mit russischen Oppositionskräften treffe: „Sollte das
Weiße Haus Putins Vorschlag zustimmen, sich nur mit Pro-Putin
Organisationen zu treffen… würde dies bedeuten, dass Putin gewonnen hat,
aber nicht nur das: Putin wird sich bestätigt fühlen, Obama sei
schwach,“ sagte er. Während derselben US-Reise war Nemtsov eingeladen,
beim New Yorker Council on Foreign Relation, vermutlich die
einflussreichste US-amerikanische Denkschmiede im Bereich Außenpolitik,
eine Rede zu halten. Von Bedeutung ist, dass nicht nur das US
Außenministerium und US-unterstützte politische
Nichtregierungsorganisationen wie die NED Millionen in den Aufbau einer
Anti-Putin Opposition innerhalb Russlands aufgewendet haben, sondern
dass der Präsident sich persönlich in diesen Prozess eingeschaltet
hat.[22]
Ryschkov,
Nemtsov, Navalty und Putins früherer Finanzminister Alexei Kudrin waren
alle an der Organisation der Anti-Putin Demonstration vom Weihnachtstag
am 25. Dezember in Moskau involviert, die schätzungsweise 120,000
Personen anzog.[23]
Warum Putin?
Die eigentliche Frage ist, warum Putin zu diesem Zeitpunkt? Für eine Antwort müssen wir nicht lange suchen.
Washington
und besonders die Regierung von Barack Obama scheren sich einen Dreck
darum, ob Russland demokratisch ist oder nicht. Ihre Sorge ist das
Hindernis, das eine Präsidentschaft Putins für Washingtons Pläne der
Totalen Dominanz über den Planeten bedeuten wird. Nach der russischen
Verfassung ist der Präsident der Russischen Föderation gleichzeitig
Staatsoberhaupt, amtierender Oberbefehlshaber und Inhaber der höchsten
Position der Russischen Föderation. Er wird direkt verantwortlich für
Verteidigung und Außenpolitik sein.
Wir
müssen uns fragen, welche Politik (der Präsident/Putin vertreten wird)?
Ganz gewiss werden starke Gegenmaßnahmen gegen die eklatante NATO
Einkreisung Russlands durch Washingtons gefährliche ballistische
Raketenaufstellungen um Russland herum hoch auf der Tagesordnung Putins
stehen. Hillary Clintons „Neustart“ wird im Mülleimer landen, falls dies
nicht schon geschehen ist. Wir können auch einen aggressiveren Gebrauch
der russischen Energiekarte mittels Pipelinediplomatie erwarten, um die
wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den europäischen NATO-Mitgliedern
wie Deutschland, Frankreich und Italien zu vertiefen, was letztendlich
die Unterstützung aggressiver NATO Maßnahmen durch die EU schwächt. Wir
können (des weiteren) eine Vertiefung der Hinwendung Russlands nach
Eurasien, besonders nach China, dem Iran und vielleicht Indien erwarten,
um das unsichere Rückgrat des Widerstandes gegen Washingtons Pläne
einer neuen Weltordnung zu stärken.
Um
Russland zu entgleisen bedarf es wohl mehr als einige Demonstrationen
von einer Horde korrupter und zwielichtiger Oppositionsfiguren wie
Nemtsov oder Kasparov bei Temperaturen unter Null in Moskau und St.
Petersburg. Es ist klar, dass Washington an allen Fronten Druck ausübt –
auf den Iran und Syrien, wo Russland einen lebenswichtigen
Marinestützpunkt hat, auf China, jetzt auf Russland, und auf von
Deutschland angeführte Länder der Eurozone. Das Ganze erweckt den
Eindruck des Versuchs eines Endspiels durch eine im Niedergang sich
befindende Supermacht.
Die
Vereinigten Staaten sind heute eine de facto bankrotte nukleare
Supermacht. Wie noch nie seit Bretton Woods in 1944 wird der Status des
US Dollars als Reservewährung in Frage gestellt. Diese Rolle sowie die
Aufrechterhaltung der uneingeschränkten Militärmacht der Vereinigten
Staaten in der Welt waren die Grundlagen für die Hegemonie des
Amerikanischen Jahrhunderts seit 1945.
Um die
Bedeutung des Dollars für den internationalen Handel und letztendlich
als Reservewährung zu schwächen, wickelt China jetzt seinen Handel mit
Japan in den eigenen Währungen (Yuan und Yen) ab. Russland leitet
ähnliche Schritte mit seinen wichtigsten Handelspartnern ein. Der
Hauptgrund, warum Washington gegen Ende 2009 einen umfassenden
Währungskrieg gegen den Euro begann, war zu verhindern, dass China und
andere sich vom Dollar ab- und zum Euro als Reservewährung hinwenden.
Das ist keine Kleinigkeit. Tatsächlich finanziert Washington seine
Kriege im Irak, in Afghanistan, Syrien, Lybien und anderswo damit, dass
China und andere Handelsüberschussländer ihren (Dollar-)Überschuss in US
Staatsanleihen investieren. Würde sich dies in größerem Umfang (z.B.
zum Euro hin) verschieben, würden die US Zinsen erheblich und der
finanzielle Druck auf Washington enorm steigen.
Konfrontiert
mit dem zunehmenden Schwindens seiner unangefochtenen Stellung als
einzige Supermacht, scheint Washington in zunehmendem Maße auf rohe
militärische Gewalt zu setzen, um den alten Zustand aufrecht zu
erhalten. Zum Erfolg hierfür muss Russland zusammen mit China und dem
Iran neutralisiert werden. Dies wird ganz oben auf der Aufgabenliste
eines jeden nächsten Präsidenten stehen.
F. William Engdahl ist Autor des Buches A Century of War: Anglo-American Oil Politics and the New World Order. Er kann über seine Webseite www.engdahl.oilgeopolitics.net kontaktiert werden.
Übersetzt von Karl Kaiser
Artikel auf Englisch: Regime Change in the Russian Federation? Why Washington Wants ‘Finito’ with Vladimir Putin
Anmerkungen
1. Alexei Druzhinin, Putin says US encouraging Russian opposition, RIA Novosti, Moscow, December 8, 2011
2. Ibid.
3. Jonathan Turley, The NDAA's historic assault on American liberty, guardian.co.uk, 2 January 2012, accessed in http://www.guardian.co.uk/commentisfree/cifamerica/2012/jan/02/ndaa-historic-assault-american-liberty.
4.
National Endowment for Democracy, Russia, from NED Annual Report 2010,
Washington, DC, published in August 2011, accessed in
http://www.ned.org/where-we-work/eurasia/russia.
5. Ibid.
6. Ibid.
7.
NED, Elections in Russia: Polling and Perspectives, September 14, 2011,
accessed in
http://ned.org/events/elections-in-russia-polling-and-perspectives.
8. NED, Youth Activism in Russia: Can a New Generation Make a Difference?, December 15, 2011, accessed in http://ned.org/events/youth-activism-in-russia-can-a-new-generation-make-a-difference.
9.
F. William Engdahl, Full Spectrum Dominance: Totalitarian Democracy in
the New World Order, 2010, edition. Engdahl press. The book describes in
detail the origins of the NED and various US-sponsored “human rights”
NGOs and how they have been used to topple regimes not friendly to a
larger USA geopolitical agenda.
11.
David Ignatius, Openness is the Secret to Democracy, Washington Post
National Weekly Edition, 30 September-6 October,1991, 24-25.
12. F. William Engdahl, Op. Cit., p.50.
13. Yulia Ponomareva, Navalny and Kudrin boost giant opposition rally, RIA Novosti, Moscow, December 25, 2011.
14. Yale University, Yale World Fellows: Alexey Navalny, 2010, accessed in http://www.yale.edu/worldfellows/fellows/navalny.html.
15. Alexey Navalny, emails between Navalny and Conatser, accessed in Russian (English summary provided to the author by www.warandpeace.ru) on http://alansalbiev.livejournal.com/28124.html.
16. Ibid.
17.
Business Week Russia, Boris Nemtsov: Co-chairman of Solidarnost
political movement, Business Week Russia, September 23, 2007, accessed
in http://www.rumafia.com/person.php?id=1648.
18. Ibid.
19. Ibid.
20. Russian Mafia.ru, Vladimir Ryzhkov: Co-chairman of the Party of People's Freedom, accessed in http://www.rumafia.com/person.php?id=1713.
21. Russian Mafia.ru, Garry Kasparov: The leader of United Civil Front, accessed in http://www.rumafia.com/person.php?id=1518.
22. The OtherRussia, Obama Will Meet With Russian Opposition, July 3, 2009, accessed in http://www.theotherrussia.org/2009/07/03/obama-will-meet-with-russian-opposition/.
23. Yulia Ponomareva, op. Cit.
F. William Engdahl is a frequent contributor to Global Research. Global Research Articles by F. William Engdahl
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen