Sonntag, 6. November 2011

Geldautomaten geben den Geist auf

Leser-Reporter aus der ganzen Schweiz melden: «Bei uns funktionieren die Bankautomaten nicht mehr». Die Ursache der mysteriösen Arbeitsverweigerung ist bisher unklar.
So sahen in der Schweiz in der Nacht auf den 6. November einige Bancomaten aus: Eine Transaktion ist nicht möglich (Bild: Leserreporter)

Die Serie beginnt Punkt Mitternacht. Eine Leserreporterin meldet 20 Minuten Online: «In der Stadt Bern funktioniert gerade kein Bancomat mehr. Nur bei der Post kann mit der Postkarte Geld bezogen werden. Vor allen Banken stehen verärgerte Jugendliche, die Geld abheben wollen». Es ist nicht die letzte Meldung dieser Art – aus der ganzen Schweiz treffen ähnliche Frustschreiben ein.
In Wil und St. Gallen funktionieren nach Angaben eines Leserreporters nach Mitternacht weder die Automaten der Kantonalbank, noch diejenigen der Migrosbank, UBS oder CS. Auch in Schaffhausen verweigern die Geldautomaten zur Geisterstunde den Dienst. Eine Stunde später heisst es auch aus dem Wallis, aus Sion und Brig, dass Geldabheben bei Banken nicht mehr möglich sei. Kurz vor fünf Uhr die Nachricht aus dem Bündnerland: In Disentis und Sedrun ist der Geldbezug ebenfalls nicht möglich. Eine Stunde später folgt die Kunde, dass in Biel bereits um 23.30 Uhr die Geldmaschinen die Schotten dicht machten. Die Serie der defekten Geräte wird immer unheimlicher.
Wieviele Geräte vom Kollektivausfall tatsächlich betroffen sind, ist bisher nicht bekannt. Auch über die Ursache kann nur spekuliert werden. Ob es sich um einen Zufall handelt, dass die Automaten ausgerechnet am 5. November die Arbeit verweigern? An diesem Datum wird jeweils zum Andenken an Guy Fawkes die «Bonfire Night» gefeiert. Fawkes-Masken tauchen im Zusammenhang mit der Hackerbewegung Anonymous immer wieder aber auch in der Occupy-Bewegung auf.
(tog)

Nach HSBC: Systemcrash auch bei der Royal Bank of Scotland

Nach der HSBC gab es am Samstag auch bei der Royal Bank of Scotland einen totalen Systemausfall. Ausgerechnet am „Bank Transfer Day“, einem Protesttag, an dem Kunden angekündigt hatten, ihre Konton zu verlegen.

Die Kunden der Nat West Bank und der Royal Bank of Scotland (RBS) waren am Samstag ähnlich wie tags zuvor die Kunden der HSBC (mehr hier) nicht in der Lage, Geld abzuheben, kein Online-Banking durchzuführen oder Gutschriften auf ihren Konten zu erhalten. Die Ursache seienFehler bei Wartungsarbeiten gewesen, teilten die Banken am späten Nachmittag mit. Ein Update sei nicht wie erwartet gelaufen, berichtete die Royal Bank of Scotland.

Interessanterweise ist ausgerechnet heute der „Bank Transfer Day“. Die Bewegung, die vergangenen Monat ins Leben gerufen wurde, fordert Bankkunden dazu auf, heute ihre Konten bei den großen Banken zu schließen und zu Gemeinde-Banken und Credit Unions Banken zu wechseln. Letztere wird von den Mitgliedern selbst geführt und kontrolliert. Ein Erfolg der Bewegung war immerhin, die Pläne der Bank of America (BoA) Gebühren auf Debitkarten zu erheben, zurückzuschlagen (mehr hier).

Es stellt sich nun die Frage, ob der Crash durch massive Kontobewegungen von Kunden verursacht wurde, oder ob die RBS als Abwehrmaßname schlicht die Server heruntergefahren hat, um die Kunden daran zu hindern, die Bank zu verlassen. In diesem Fall hätte die Bank in Kauf genommen, dass auch Kunden, die mit dem Bank Transfer Day nichts zu tun haben, massive Beeinträchtigungen in ihren Geschäften hätten hinnehmen müssen.
„Die Kunden wachen auf und sehen, dass sie eine Wahl haben”, sagt Kristen Christian, die den „Bank Transfer Day“ ins Leben gerufen hat. Es ist jedoch noch nicht ersichtlich, ob die Bewegung tatsächlich den großen Banken wie beispielsweise der BoA, der Citigroup, der JPMorgan Chase und der Wells Fargo einen erheblichen Schaden zufügen kann. „Die Menschen beschweren sich sehr lang, bevor sie aufstehen und handeln“, sagt Mark Schwanhausser, Analyst bei Javelin Strategy & Research. So stiegen zwar bei der Navy Federal Credit Union die Kontoneueröffnungen von 10 auf 55 in der Woche. Verglichen jedoch mit JP Morgan Chase, die mehr als 26,6 Millionen Girokonten in ihrem Portfolio aufweisen kann, ist das nicht viel.

http://www.20min.ch/news/schweiz/story/Geldautomaten-geben-den-Geist-auf-12618683
…relativiert hier:
http://www.20min.ch/leser_reporter/story/12355166


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