Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-aktuell, Tagesschau und der Tagesthemen, hat sich gestern Abend in seinem Blog zu gleichlautenden Vorwürfen in der TAZ geäußert. Dieser Blogbeitrag ist in zweierlei Hinsicht skandalös. Zunächst will Gniffke sich mit der so verlogenen wie erbärmlichen Ausrede herausreden, Kameraleute hätten nicht immer einen “Hubwagen” dabei.
Er spielt damit auf die manipulativen Kameraperspektiven an, die die Politikerinszenierung nahezu durchgängig auf Augenhöhe präsentierte, um die Tatsache, dass es sich um eine leere Straße handelte, zu verbergen.
Tatsächlich gab es auch in der ARD Bilder aus erhöhter Perspektive (siehe rechts), allerdings waren diese ganz gezielt so nah auf die Politiker gezoomt, dass auch hier die leere Straße, in der die Inszenierung stattfand, den Zuschauern verborgen blieb.
Danach behauptet Gniffke:
Gniffke sagt nicht, wo und wie lange die ARD angeblich dieses Bild gezeigt hat. Fakt ist: weder in Tagesschau, Tagesthemen, noch im Brennpunkt wurde es den Zuschauern präsentiert – geschweige denn, dass den Zuschauern die Umstände des Zustandekommens erklärt worden wären. Es ist völlig belanglos und bestenfalls als Pseudo-Alibi zu betrachten, wenn die ARD dieses Bild für den Bruchteil von Sekunden in irgendeiner Sendung gezeigt hat, die kein Mensch guckt. Maßgeblich sind allein die Hauptnachrichtensendungen, die verpflichtet sind, die Zuschauer umfassend und wahrheitsgemäß zu informieren. Selbst wenn die ARD dieses Bild also “irgendwo” gezeigt haben sollte, handelt es sich um eine faustdicke Lüge Gniffkes, die an einen Kriminellen erinnert, der sich – wohlweislich, dass er ertappt werden könnte – ein Alibi konstruiert, um es im entscheidenden Moment aus der Tasche zu zaubern.
Jeder, der sich die Sendungen in der Mediathek noch einmal anschaut, wird bestätigen, dass hier ganz vorsätzlich mit Worten, Bildern und Ton ein Eindruck erzeugt wurde, der nichts mit der Realität vor Ort zu tun hatte.
Eine weitere Unverschämtheit sind die Anschuldigungen und verdeckten Drohungen gegen die TAZ-Chefredakteurin Ines Pohl. Pohl ist regelmäßig Gast in ARD-Sendungen vom “Presseclub” bis in irgendwelche Talk-Shows. Für die TAZ und ihre Chefredakteurin bedeutet das Publizität und eine Einnahmequelle.
Gniffke:“Deshalb
macht es mich ratlos, nein, es macht mich richtig sauer, wenn die
taz-Chefredakteurin Ines Pohl, die ich nun wirklich schätze, bei
dpa solch einen Satz raushaut: “Leider belegt der Umgang mit den Bildern
des Pariser Marsches der Mächtigen, dass das Wort ‘Lügenpresse’ nicht
nur ein Hirngespinst der Pegida-Anhänger ist, sondern dass die Wirkung
der Bilder – übrigens auch für deutsche Medienmacher – manchmal
wichtiger ist als die Dokumentation der Realität.” Welch ein schlimmer
Satz. Ich wehre mich dagegen, über jedes Stöckchen zu springen, dass uns
Verschwörungstheoretiker hinhalten.”
Der beim Staatssender in einem sicherlich ansehnlich dotierten Job
abgesicherte Gniffke will die vom Markt abhängige TAZ-Chefredakteurin,
die nichts anderes schreibt, als die Wahrheit, ganz bewusst unter Druck
setzen. Wenn die TAZ weiter aus dem gleichgeschalteten Meinungskartell
ausschert, so die unausgesprochene Botschaft, kann Pohl die Einladungen
in ARD-Sendungen zukünftig abschreiben. Was Gniffke da betreibt ist ein
perfider Machtmissbrauch und ein demokratiefremdes Verständnis von
Meinungsfreiheit. Gleichzeitig wirft er ein Schlaglicht auf eine der
Wurzel der gleichgeschalteten Propaganda: den Korpsgeist innerhalb der
Journalistenkaste. Wer ausschert wird von den Kapos an den Trögen
abgemahnt.Update:
Ines Pohl rudert schon zurück und ihr so aktueller, wie zutreffender Verweis auf den Begriff “Lügenpresse” tut ihr nun leid. Kurz mal ausgeschert, aus der gleichgeschalteten Front und berechtigte Kritik geübt, schon gibts einen auf den Deckel und der Fußsoldat tritt zurück in die Reihe. Ein wirklich augenöffnendes Schauspiel, das die Mechanismen der klandestinen Gleichschaltung deutlich macht. Die linken Karikaturisten von Charlie Hebdo hatten in jedem Fall Arsch in der Hose und sind nicht einmal vor Terrordrohungen eingeknickt. Pohl fängt schon an zu heulen, wenn einer wie Gniffke sich räuspert.
Dank an Radio Eriwan für den Hinweis an den Propaganda-Melder!
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