Samstag, 12. März 2011

Die Dreckschweine der Atomlobby

GAU: Explosion und Kernschmelze in japanischem AKW

Fünf Atomreaktoren in Japan laufen derzeit auf eine Katastrophe zu. Sie sind notabgeschaltet und ohne Kühlung. Was genau passiert ist, wissen weder Anwohner noch die Welt, und das fast zwei Tage nach dem schweren Erdbeben. 

Ein Reaktor ist schon explodiert, aber die Atomlobbyisten geben auch das nur zögerlich zu, sprechen teilweise von einer wahrscheinlich nicht so folgenschweren Wasserstoffexplosion. Kein Vergleich zu Tschernobyl, heißt es. 

Dieses Vertuschen und Verzögern ist ein unfassbarer Skandal. Und er ist keine Folge des Chaos nach dem Beben, nein - das hat Methode. Noch bei jedem Atomunfall war es so. Erst mal versuchen, die schöne Fassade intakt zu lassen. Lieber die Gesundheit von Zehntausenden und Hunderttausenden gefährden, als schlechte Presse zu riskieren. Es könnte ja sein, dass Experten die Lage in den Griff bekommen oder die Bevölkerung nichts merkt. Radioaktive Strahlung ist ja zum Glück unnsichtbar und geruchlos. Und die Milliarden aus diesem Geschäft stinken nicht. 

 
Aber es kommt schlimm. Das liegt in der Natur der Sache. In Industrieanlagen passieren Unfälle, seien es Raffinerien, AKWs oder Ölplattformen. Techniker können die Wahrscheinlichkeit für einen solchen Unfall durch Vorkehrungen minimieren. Aber man kann prinzipiell nicht für jeden Schaden vorsorgen. Das stärkste Beben in der Geschichte Japans plus eine zehn Meter hohe Tsunami-Welle waren eben nicht drin in den Wahrscheinlichkeitsannahmen. Genauso wenig wie in Deutschland ein weit schwächeres Beben in den Genehmigungsunterlagen mitgedacht ist, oder gar ein Terrorangriff oder ein Flugzeugabsturz eines riesigen Airbus A380. Konnte ja beim Bau der AKW in den 60er oder 70er Jahren keiner vorhersehen, was es 2011 alles gibt auf der Welt. 

Die Risiken der Technik kann man nicht abschaffen. Wohl aber den Umgang damit ändern. Anlagen wie Atomkraftwerke, die zu unfassbaren Schäden führen, sollte kein Staat betreiben. Und Menschen, die mit solchen Anlagen ihr Geld verdienen, wie unsere werte Atombranche, sind klar als verantwortungslose Lobbyisten zu brandmarken. Sie haben die Lage in ihren Reden noch im Griff, während hinter ihnen bereits die Reaktorhalle auseinanderfliegt. 

In Deutschland sind in der Beziehung die Fronten ja geklärt: Die Union und die FDP fördern die Atomkraft. So lange das so ist, gehören sie abgewählt. Dafür sind die Deutschen zuständig. Wie es in Japan weitergeht, können wir und die Japaner erst beurteilen, wenn endlich die Wahrheit auf dem Tisch liegt. Aber es sieht schlimmer aus, als selbst jeder Anti-Atom-Aktivist befürchten konnte.

Quelle: taz.de

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