Nach dem Atom-Unfall in Fukushima hat die EU die Grenzwerte für Radioaktivität in Lebensmitteln erhöht. Vor Ort wird die Lage immer bedrohlicher.
Seit Samstag gelten in der EU höhere Grenzwerte für radioaktiv belastete Lebensmittel, wie heute bekannt wurde. In normalen Zeiten liegen die Maximalbelastungen der meisten Lebensmittel für Cäsium-134 und Cäsium-137 bei 600 Becquerel, seit Samstag sind es 1250 Becquerel. Für Milcherzeugnisse sind nun statt 370 Becquerel 1000 Becquerel erlaubt. (Bild: Strahlungsmessung heute auf den Philippinen)
Diese Maximalbelastungen wurden 1987 als Reaktion auf die Tschernobyl-Katastrophe festgelegt und seitdem nicht mehr verändert. Sie gelten im atomaren Notfall, der am Samstag erstmals seit Tschernobyl ausgerufen wurde. Wird die Krise für beendet erklärt, dann gelten wieder die üblichen und damit schärferen Regeln. (sda)Ein Sprecher der Betreiberfirma Tepco sagte heute gegenüber dem Nachrichtensender n-tv, das Unternehmen tue alles Menschenmögliche, damit es nicht zu einem Austritt grosser Mengen von Radioaktivität in die Umwelt komme. (Bild: Eine evakuierte Frau in der Nähe von Fukushima wird heute auf Radioaktivität getestet)
Bisher sei das Wost-Case-Szenario nicht eingetreten. Die Lage sei jedoch schwierig zu beurteilen. «Ich kann noch nicht abschätzen, wie lange diese Situation dauern wird, aber zuerst müssen wir sicherstellen, dass wir das Kraftwerk unter Kontrolle bekommen», sagte Unternehmenssprecher Yoshimi Hitosugi.
Weiter wolle er die «hypothetische Situation» nicht kommentieren. Hitosugi entschuldigte sich bei allen Anwohnern, die wegen der Atomkrise nach dem Erdbeben und Tsunami vom 11. März ihre Häuser verlassen mussten.
Sorge um Vertrauen
Die Regierung in Tokio kritisierte den Stromkonzern wegen seiner Informationspolitik zuletzt immer schärfer. Es sei noch nicht abzusehen, ob die Japaner Tepco in Zukunft noch vertrauen können, sagte Hitosugi.
«Das hängt davon ab, ob wir unsere Versuche, das Kraftwerk wieder sicher und stabil zu machen, schnell durchführen können. Erst dann können wir sehen, wie uns die Japaner beurteilen werden».
Lage wird immer bedrohlicher
Die Lage am beschädigten japanischen Atomkraftwerk Fukushima-Daiichi nimmt immer bedrohlichere Ausmasse an: Aus der Anlage tritt offenbar weiterhin hochgiftiges Plutonium aus. Das radioaktive Material sickere ins Erdreich ein, hiess es aus Behördenkreisen. Nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Tepco wurde an mehreren Stellen ausserhalb des Meilers Plutonium entdeckt. Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan sprach mit Blick auf das Reaktorunglück und die Schäden durch das Erdbeben und den Tsunami im Osten des Landes von der «schwersten Krise Japans» seit dem Zweiten Weltkrieg.
Bild: Kontrollraum des Reaktors 2 von Fukushima I, 26. März 2011.
Wie es weitergehe, sei noch unklar, aber Japan sei «in höchster Alarmbereitschaft», sagte Kan vor dem Parlament. «Die Situation ist sehr ernst», sagte Regierungssprecher Yukio Edano vor Journalisten. «Wir tun unser Möglichstes, um den Schaden zu begrenzen.» Es gebe Hinweise darauf, dass die Radioaktivität ausserhalb der Atomkraftwerke von beschädigten Brennstäben stamme. Die Opposition übte unterdessen heftige Kritik am Krisenmanagement Kans.
Tepco-Aktie um 20 Prozent abgestürzt
In Japan wachsen die Zweifel, dass es den Experten gelingt, die Atomkatastrophe unter Kontrolle zu bringen. Der Unmut richtet sich vor allem auch gegen den Kraftwerksbetreiber Tepco. Edano räumte ein, dass die japanischen Sicherheitsstandards nicht ausreichten, um die Anlage vor der Gewalt des Tsunamis zu schützen. Die Vorkehrungen hätten nicht genügt, sagte Edano. Wenn die aktuelle Krise vorüber sei, müssten die Sicherheitsstandards gründlich geprüft werden.
Im Atomkraftwerk Fukushima sind die Experten derzeit mit zwei scheinbar gegensätzlichen Arbeiten beschäftigt. Einerseits müssen sie die Brennstäbe mit Wasser kühlen, andererseits soll radioaktiv verseuchtes Wasser aus den Reaktorgebäuden abgepumpt und sicher gelagert werden. Das sei eine schwierige Arbeit, sagte ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama. Arbeiter schichteten ausserhalb der Gebäude Sandsäcke auf, um zu verhindern, dass das radioaktive Wasser im Erdboden versickert.
Dass Plutonium entdeckt worden sei, zeige die Schwere der Schäden, sagte Nishiyama. Es wird nur bei extrem hohen Temperaturen freigesetzt und zerfällt nur sehr langsam. Dadurch bleibt es über Jahrtausende gefährlich. (dapd)Nicht genug Tanks für verstrahltes Wasser
Stark radioaktiv verstrahltes Wasser behindert die Arbeiten in der Atom-Ruine von Fukushima (im Bild) in Japan. Teile des Wassers werden abgepumpt. Doch die Arbeiter wissen nicht, wohin mit der für Menschen hochgiftigen Flüssigkeit in den Turbinenhäusern.
Es fehle an genügend Tanks, berichtet die Nachrichtenagentur Kyodo. Arbeiter der Betreiberfirma Tepco pumpten weiter verstrahltes Wasser aus dem Reaktorblock 1 in einen Tankbehälter. Beim Wasser in den Turbinenhäusern der Blocks 2 und 3 sei dies aber wegen der Speicherfrage aktuell nicht möglich, schrieb Kyodo.
Verteidigungsminister Toshimi Kitazawa sagte nach Angaben des staatlichen Nachrichtensenders NHK, es sei zwar Tepcos Aufgabe, das Wasser zu beseitigen. Aber die Armee würde auch helfen, falls es eine entsprechende Anfrage gäbe.
Das Wasser stand zeitweise bis zu einen Meter hoch in den Turbinenhäusern der Meiler in Fukushima. Es ist jedoch unterschiedlich stark belastet. (sda)FDP will acht Atommeiler endgültig stilllegen
Die vorübergehend abgeschalteten acht Atomkraftwerke sollen nach dem Willen der deutschen FDP nie wieder ans Netz gehen. Man wolle in Gesprächen mit den Betreibern eine Stilllegung durchsetzen, sagte Generalsekretär Christian Lindner in Berlin.
Gebraucht werde das klares Signal, auf die alten Anlagen zu verzichten. Das zeigt auch, wie ernst gemeint die Energiewende ist.« Auch in der Union wächst die Unterstützung für diese Linie. (dapd)Plutonium sickert ins Erdreich ein
Aus dem beschädigten japanischen Atomkraftwerk Fukushima 1 tritt offenbar weiterhin hochgiftiges Plutonium aus. Das radioaktive Material sickere ins Erdreich ein, hiess es aus Behördenkreisen. Nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Tepco wurde an mehreren Stellen ausserhalb des Meilers Plutonium entdeckt. Der japanische Ministerpräsident Naoto Kan sprach mit Blick auf das Reaktorunglück und die Schäden durch das Erdbeben und den Tsunami im Osten des Landes von der «schwersten Krise Japans» seit dem Zweiten Weltkrieg.
Wie es weitergehe, sei noch unklar, aber Japan sei «in höchster Alarmbereitschaft», sagte Kan am Dienstag vor dem Parlament. «Die Situation ist sehr ernst», sagte Regierungssprecher Yukio Edano vor Journalisten. «Wir tun unser Möglichstes, um den Schaden zu begrenzen.» Es gebe Hinweise darauf, dass die Radioaktivität ausserhalb der Atomkraftwerke von beschädigten Brennstäben stamme.
In Japan wachsen die Zweifel, dass es den Experten gelingt, die Atomkatastrophe unter Kontrolle zu bringen. Der Unmut richtet sich vor allem auch gegen den Kraftwerksbetreiber Tepco. Dazu passte ein Bericht der Tageszeitung «Yomiuri», in dem es hiess, das japanische Kabinett erwäge eine vorübergehende Verstaatlichung von Tepco. Dies wurde aber später von Edano und Tepco-Vertretern dementiert. Der Kurs der Tepco-Aktie gab aber am Dienstag an der Börse in Tokio um fast 20 Prozent nach.
Unterschiedliche Arbeiten
Im Atomkraftwerk Fukushima sind die Experten derzeit mit zwei scheinbar gegensätzlichen Arbeiten beschäftigt. Einerseits müssen sie die Brennstäbe mit Wasser kühlen, andererseits soll radioaktiv verseuchtes Wasser aus den Reaktorgebäuden abgepumpt und sicher gelagert werden. Das sei eine schwierige Arbeit, sagte ein Sprecher der Atomsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama. Arbeiter schichteten ausserhalb der Gebäude Sandsäcke auf, um zu verhindern, dass das radioaktive Wasser im Erdboden versickert.
Dass Plutonium entdeckt worden sei, zeige die Schwere der Schäden, sagte Nishiyama. Es wird nur bei extrem hohen Temperaturen freigesetzt und zerfällt nur sehr langsam. Dadurch bleibt es über Jahrtausende gefährlich. (dapd) (1)
Quelle: (1) tagesanzeiger.ch
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